Drei von fünf im Choreografie-Team: Katharina Steiner, Paul Friess und Lisa Tatzber (v. l.).
Tanz-Bühnenstück

Ein „Dancical“ lässt die Gefühle tanzen

Zwei Gruppen aus Wien, Indeed Unique und Diamonds Dance Vienna, heben die Erzählform „Tanz“ ganz neu auf die Bühne: als „Dancical“ ab September 2024 im Theater Akzent.

Manchmal ist man einfach nur Marionette. Und kann sich noch dazu gar nichts Schöneres vorstellen. Das Gehirn befiehlt dem Körper die „Moves“, aber im Grunde ziehen andere die Fäden: die Gefühle. Und die kommen zwangsläufig – wenn die Energie im Raum unsichtbar Funken schlägt. Einfach weil Menschen tanzen. Schon einer allein kann den Saal elektrisieren. Und viele auf einmal, wenn Menschen mit Musik synchronisieren, mit dem Beat und – vor allem – miteinander, dann zieht es auf: das Gefühlsgewitter. Bewegungen und Körper verdoppeln sich, spiegeln sich. „Das ist aber gar nicht die ganz große Kunst“, sagt der Tänzer und Choreograf Paul Friess. Eher sei es, meint er: das Multiplizieren der Emotion. Dann entsteht diese flirrende Wucht, die so vehement einschlägt in Herz, Bauch und Hirn. Katharina Steiner, Lisa Tatzber und Paul Friess wissen auch nicht, warum das genau so passiert. Aber sie wissen, dass es passiert. Und dass sie es selbst triggern können. Mit ihren eigenen Choreografien.

Psychologen zücken ein paar ungelenke Begriffe zur Erklärung: wie etwa „emotionale Ansteckung“, das kennt man von Livekonzerten und gemeinsamem Lachen. Auch „Spiegelneuronen“ oder „Flow“ sind schon fast Wortschatz-Mainstream. Doch für den warmen elektrischen Nebel, der da zwischen den Menschen blitzt, der sich auf den Beat genau im Raum und auf das Publikum entlädt, bleibt man sprachlos. Als könnte man die emotionale Sprache Tanz nur mit Tanz erklären.

Von links stehend: Thomas Poms, Katharina Steiner, Nina Tatzber, Denise Neckam, Julian Strassl. Hockend: Lisa Tatzber, Paul Friess, Chiara Daucher, Rafael Lesage und Kornelia Nowak
Von links stehend: Thomas Poms, Katharina Steiner, Nina Tatzber, Denise Neckam, Julian Strassl. Hockend: Lisa Tatzber, Paul Friess, Chiara Daucher, Rafael Lesage und Kornelia Nowak Rafael Lesage

Tänzerisches Erzählformat

Das nonverbale Vokabular des Tanzens, das kann man sich antrainieren, exakt abliefern, technisch bewerten lassen, etwa bei Tanzsportwettbewerben. Auch dort suchen sich die Wiener Tanzgruppen Indeed Unique und Diamonds Dance Vienna regelmäßig ihre Bühne. Und damit genauso ihren „Erzählraum“, um Geschichten tänzerisch zu formulieren. Ein paar Minuten haben sie meist nur dafür. „Zeit genug für ein paar Plot-Twists“, sagt Paul Friess. Denn: „Das Erzählen komplexer Inhalte in kurzer Zeit, das war schon immer unser Ding“, erzählt Lisa Tatzber. Schon einige Jahre verwebt sie in ihrem Tanzstudio Indeed Unique in Wien – gemeinsam mit ihrem Mann, dem Tänzer und Choreografen Thomas Poms – Tiefgang und Show-Effekt zu eingängigen Choreografien, für kürzere Episoden, aber auch längere Bühnenstücke. Und wie sehr so eine Performance das Publikum in seinen Bann schlagen kann, hat die Gruppe schon in diesem Frühling im Fernsehen demonstriert: Indeed Unique gewann die Show „Die große Chance“ im ORF.

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