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Shoppingcenter: „Standortexpansion mit angezogener Handbremse“

Die Verfügbarkeit von Verkaufspersonal ist nach wie vor das größte Problem der befragten Mieter.
Die Verfügbarkeit von Verkaufspersonal ist nach wie vor das größte Problem der befragten Mieter.Getty Images
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Die Ergebnisse des „Shoppingcenter Performance Report Österreich 2024“ stehen seit Kurzem fest. Welche Center unter den Mietern beliebt sind – und welche nicht.

Gleich drei Einkaufszentren in Österreich mit identischer Bewertung teilen sich den ersten Platz im Ranking des aktuellen Shoppingcenter Performance Reports des Wirtschaftsberaters Ecostra. Auf dem Spitzenplatz findet sich mit dem Messepark Dornbirn der Seriensieger vergangener Jahre neben einem altbekannten Schlachtschiff der österreichischen Centerlandschaft, dem dez in Innsbruck. Das Spitzentrio wird komplettiert von einem Center, das bisher zwar immer wieder durch gute Mieterbewertungen aufgefallen ist, es bislang aber noch nie auf das Treppchen geschafft hat: der Euromarkt im steirischen Kapfenberg. Der Euromarkt ist mit 29 Geschäften und einer Mietfläche von 14.000 m² deutlich kleiner dimensioniert wie das dez (130 Shops mit 65.000 m²) oder der Messepark (65 Geschäfte mit 26.500 m²), kann aber eine offensichtlich ebenso zufriedene Mieterschaft vorzeigen.

Marktpositionierung entscheidet

Ginge es allein nach den Mietern, ist es bei den Lebensmitteldiscountern klar und eindeutig Hofer, welcher als Wunschnachbar in den Einkaufszentren in Frage kommt, bei den Supermärkten reüssiert Spar und bei den Verbrauchermärkten liegt ebenfalls die Spar-Gruppe mit dem Flaggschiff Interspar weit vorne. Bei den Drogeriemärkten dominiert dm mit über 80 Prozent und bei den Parfümerien räumt Rituals ab. Bei den Modegeschäften ist Zara eindeutig begehrter als H&M und wenn die Frage zu Nike oder Adidas kommt, votieren über zwei Drittel für Nike. Ähnliches gilt auch für Intersport versus Hervis und Fielmann gegen Pearle. „In diesen Ergebnissen kann sich zwar auch eine persönliche Präferenz der befragten Expansionsleiter ausdrücken, nach unserer Einschätzung spiegeln diese Ergebnisse aber vor allem die Erwartung, welches der beiden jeweils alternativ wählbaren Unternehmen am ehesten in der Lage wäre, ein Einkaufszentrum positiv zu befruchten und somit Synergien auch für das eigene Geschäft zu bewirken“, konstatiert der Ecostra-Geschäftsführer Joachim Will

„Licht und Schatten in Wien“

Beim Blick auf die letzten Plätze im Ranking wid deutlich, dass es einige Einkaufszentren gibt, die auf ihren Positionen seit einiger Zeit verharren: Es scheint diesen einfach nicht zu gelingen, sich in der Mieterzufriedenheit und damit im Centerranking nach vorne zu arbeiten. Das Schlusslicht des Rankings ist das Einkaufszentrum Galleria im 3. Bezirk, das sich bereits im Vorjahr am unteren Ende der Tabelle befand. „Vier von den fünf Einkaufszentren mit der schlechtesten Mieterbewertung haben ihren Standort in Wien“, sagt Thomas Terlinden, der als Projektleiter bei ecostra den Report verantwortet. Neben dem Citygate Shopping seien dies der Meiselmarkt, das Q19 und eben Galleria. „Gleichzeitig gibt es mit dem Riverside, mit The Mall und anderen aber auch eine Reihe Wiener Center, die seit Jahren zur österreichischen Spitzengruppe der erfolgreichsten Einkaufszentren zählen. In der Hauptstadt gibt es offensichtlich viel Licht und auch viel Schatten“, betont Terlinden.

Standortexpansion mit „angezogener Handbremse“

Wie der Report ebenfalls aufzeigt, ist die Verfügbarkeit von Verkaufspersonal nach wie vor das größte Problem der befragten Mieter. Knapp 62 Prozent sehen hier die aktuell größte Herausforderung im Betrieb ihrer Geschäfte. Um diesen Personalengpässen zu begegnen, empfiehlt eine fast ebenso große Mehrheit der Befragten eine Reduktion der Öffnungszeiten als adäquates Mittel.

Trotz allgemein fehlenden Personals werde aber weiter expandiert. Allerdings mit angezogener Handbremse, geht aus dem Report hervor. Die befragten Filialisten planen innerhalb der nächsten zwölf Monate die Eröffnung von im Schnitt lediglich 2,5 neuen Shops in Österreich. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 3,3 Standorten. Allerdings sollen gleichzeitig auch weniger bestehende Shops geschlossen werden. Hier liegt der Durchschnitt bei 1,3 Standorten (im Vorjahr: 1,9 Shop-Schließungen). Terlinden: „Offensichtlich ist die Bereinigung der Standortnetze in der Folge der Krisen der letzten Zeit weitgehend abgeschlossen und das Expansionsgeschehen kommt in ein ruhigeres Fahrwasser.“

Gesucht sind nach den Ergebnissen des aktuellen Reports vor allem Ladenflächen in innerstädtischen Geschäftsstraßen, während Einkaufszentren in Stadtteillage oder auf der „grünen Wiese“ etwas aus dem Fokus der Expansionsplaner gerückt sind. „Nach unserer Einschätzung bezieht sich diese Standortpräferenz für innerstädtische Geschäftsstraßen vor allem auf größere Städte oder solche mit einer guten Aufenthaltsqualität und entsprechenden Passantenfrequenzen. Aber insgesamt sind dies doch auch gute Nachrichten für die österreichischen Innenstädte und Ortszentren.“, konstatiert der Ecostra-Projektleiter. (red.)

Mehr zum Standortranking

Seit zwölf Jahren befragt die Wiesbadener Wirtschaftsberatung Ecostra die Mieter der österreichischen Shoppingcenter und Retail Parks zur wirtschaftlichen Situation ihrer Stores und zu verschiedenen weiteren handelsbezogenen Themen. Die Ergebnisse finden sich dann in einem Standortranking der erfolgreichen und der weniger erfolgreichen Center. In diesem Jahr wurde jedoch den Entscheidungsträgern der am häufigsten in den Einkaufszentren vertretenen Mietern eine neue Frage gestellt. So sollten diese sich in die Rolle des Vermietungsmanagers eines Einkaufszentrums begeben und sich entscheiden, wen von zwei direkten Wettbewerbern einer Branche sie bevorzugen würden. Mehr Infos unter: www.ecostra.com

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