Interview

Oberbank-Generaldirektor Gasselsberger: „Diesen Fehler würde ich kein zweites Mal begehen“

Der Generaldirektor der Oberbank, Franz Gasselsberger, hat viele Leidenschaften neben der Bank und will dennoch für Leistung und Arbeit begeistern.
Der Generaldirektor der Oberbank, Franz Gasselsberger, hat viele Leidenschaften neben der Bank und will dennoch für Leistung und Arbeit begeistern. Clemens Fabry
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Die Politik habe die Bevölkerung zur Boni-Abhängigkeit erzogen, sagt Oberbank-Chef Franz Gasselsberger und macht seinem Unmut darüber Luft.

Die Presse: Sie sind routinierter Marathonläufer. Mit 19 Jahren als Bankchef braucht man sicherlich Ausdauer. Was fordert Ihnen abseits des Laufens einen langen Atem ab?

Franz Gasselsberger: Ich brauche einen besonders langen Atem, um den Frauenanteil in Führungsposition in der Oberbank dorthin zu bringen, wo er hingehört. Da geht es nicht nur um eine Quote, sondern um eine tiefgreifende Bewusstseinsänderung. Ich kämpfe gegen die Männerdominanz seit 2010. Insgesamt haben wir eine Frauenquote von 60 Prozent, aber nur knapp 30 Prozent in Führungspositionen. Da müssen wir besser werden.

Wie wollen Sie das schaffen?

Bei der Basis beginnen. Neben der fachlichen Kompetenz muss auch die Führungskompetenz entwickelt werden. Pro Abteilung wurden Quoten festgelegt. Mit der Quote allein erreicht man aber gar nichts. Es ist eine Vielzahl an Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle. Meine Frau und meine Töchter waren oder sind berufstätig. Da merke ich den täglichen Kampf, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Viele müssen über ihren Schatten springen. Das Bankgeschäft ist konservativ und nicht so veränderungsbereit wie andere Branchen.

Zusätzlich trifft diese Veränderungsunwilligkeit nun auf Job­einsteiger, denen nachgesagt wird, nicht mehr viel arbeiten und leisten zu wollen.

Diesen Mythos unterschreibe ich nicht. Wer meint, Junge seien nicht so fleißig, soll sich an seine eigene Jugend erinnern. Schon die griechischen Philosophen der Antike haben sich über die Jugend beschwert. Das hat einen langen Bart.

Sie sehen kein Problem?

Na ja, wir müssen den Leuten den positiven Wert von Arbeit bewusst machen. Arbeit ist nicht die dunkle Seite des Lebens. Das passiert nur über einen wertschätzenden Umgang. Ich muss in gute Führung investieren. Dort, wo die Fluktuation an Personal gering ist, habe ich die besten Führungskräfte und Ergebnisse.

»Immer das Kreditrisiko ist das höchste Bedrohungspotential.«

Franz Gasselsberger

Oberbank-Generaldirektor

Viele sind in einer boomenden Wirtschaft groß geworden. Nach der Finanzkrise ging es lang bergauf. Doch die Zeiten ändern sich.

Wir sind in keiner einfachen Situation. Die Eurozone und die EU haben an Attraktivität verloren. Die Produktivitätszuwächse gehen zurück. Lohnstückkosten erhöhen sich. Innerhalb der Eurozone gehören die Nordländer, Österreich, Deutschland zu den Verlierern. Die Südländer holen auf. Aus gesamteuropäischer Sicht ist das gut, wenn sich die Wachstumsunterschiede nivellieren und wenn sich die Risikoaufschläge, die Credit Spreads, annähern. Aber das geht eben zulasten der Deutschen, der Niederländer und der Österreicher. Das Positive ist, dass wir jetzt die Rezession überwunden haben. Allerdings sehen wir bei der Kreditnachfrage eine gewisse Bodenbildung.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) kritisierte zuletzt die Qualität der Bankkredite.

Ich sehe eine Phase der Normalisierung des Kreditrisikos. Es hat das Niveau der Jahre 2011 bis 2015 erreicht. Das heißt, die Wertberechtigungsquoten liegen zwischen 0,3 und 0,5 Prozent. Manche Unternehmen schaffen es nicht, die übervollen Lager entsprechend schnell abzubauen, oder sind nicht weltweit aufgestellt, wie z.B. Autozulieferer. Auf den Handel kommt wiederum ein großer Strukturwandel zu. Es erwischt auch jene Bauunternehmen, die sich nur auf den privaten Wohnbau fokussiert haben. Aber wir sind hervorragend unterwegs. Das Kreditrisiko muss man als Bankchef im Auge haben. Eine Bank bekommt keine Probleme, weil sie zu viel Personal, Sachaufwand oder Marketing bezahlt. Das höchste Bedrohungspotenzial ist immer das Kreditrisiko. Insofern hat die FMA recht.

»Es ist wie bei einem Abhängigen, der von seiner Droge nicht mehr loskommt.«

Franz Gasselsberger

Vorstandschef der Oberbank

Mit dem Baupaket wird versucht, einerseits die Konjunktur anzukurbeln, andererseits sollen wieder mehr Wohnbaukredite ermöglicht werden. Ist es sinnvoll, dass der Staat da so viel Geld ausschüttet?

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