EM 2024

Österreich unterliegt Frankreich: Die Fußballwelt steht noch

Österreich unterliegt Turnierfavorit Frankreich mit 0:1. „Die Enttäuschung ist groß“, sagt Teamchef Ralf Rangnick.
Österreich unterliegt Turnierfavorit Frankreich mit 0:1. „Die Enttäuschung ist groß“, sagt Teamchef Ralf Rangnick.Reuters / Thilo Schmuelgen
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Österreich verliert das Auftaktspiel dieser EM gegen Frankreich trotz intensiver Bemühungen mit 0:1. Baumgartner vergibt die einzige ÖFB-Großchance. Das Team bleibt erstmals nach 17 Partien ohne Torerfolg.

Angekündigte Revolutionen finden nicht statt. Das vor dem Anpfiff mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte ÖFB-Team verlor sein erstes Gruppenspiel dieser Endrunde gegen Titelanwärter Frankreich in Düsseldorf mit 0:1. Für die Franzosen traf mit Maximilian Wöber ein Österreicher (38.) – per Eigentor.

Damit steht die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick in der Gruppe D vor dem zweiten Auftritt gegen Polen in Berlin am Freitag (18 Uhr, live ServusTV) bereits unter Zugzwang. Das Olympiastadion ist auch Schauplatz des abschließenden Gruppenspiels gegen die Niederlande kommenden Dienstag.

Vor zwei Jahren war Rangnick in Österreich mit dem ambitionierten Vorhaben angetreten, das rot-weiß-rote Nationalteam, in den vergangenen Jahrzehnten keinesfalls für seine Heldentaten bekannt, nicht bloß zur Euro, sondern in die europäische Spitze zu führen. Der Fußballlehrer aus dem Schwabenland wähnte sich mit den richtigen Spielern am richtigen Ort.

Brachte die Zuversicht zurück nach Österreich: Ralf Rangnick.
Brachte die Zuversicht zurück nach Österreich: Ralf Rangnick. Reuters / Kacper Pempel

Tatsächlich entwickelte sich rasch eine wunderbare Symbiose. Rangnick, der Großmeister des Pressings mit taktischem Tiefgang, erfreute sich pressing- und lernwilliger Spieler, die ohne angezogener Handbremse auf ihre Gegner losgelassen wurden.

Mbappé ist nicht allein

Die erste Phase von Rangnicks Plan ging auf. Die Qualifikation für die Europameisterschaft gelang souverän, die wahren Bewährungsproben warten aber im Hier und Jetzt, bei der Endrunde in Deutschland.

Die beachtliche Serie von einer Niederlage in den vergangenen 16 Spielen inklusive einem Testspielsieg gegen Deutschland weckte im In- und Ausland gewaltige Erwartungen an diese Mannschaft. Was denn beim Nachbar wirklich machbar sei, darüber schieden sich allerdings die Geister. Das Spiel gegen Vizeweltmeister Frankreich diente als Faktencheck.

Die Equipe Tricolore könnte dank ihrer Kaderbreite ohne Probleme drei Mannschaften in dieses Turnier schicken, die realistische Chancen auf den EM-Titel hätten. Österreichs Glück war also, dass der Fußball gewissen Regeln folgt, auch die Franzosen nur elf Spieler gleichzeitig auf den Rasen der Düsseldorfer Arena schicken durften.

Les Bleus begann diese EM mit viel Schwung. Die Grundgeschwindigkeit der Franzosen gepaart mit ihren technischen Fertigkeiten stellte die ÖFB-Abwehr früh vor Probleme. In den ersten zehn Minuten liefen die Österreicher dem Ball viel hinterher und eroberte ihn zu selten. Torhüter Pentz musste erstmals bei einem Mbappé-Schuss eingreifen (9.). Gelbe Karten für die halbe Viererkette (Wöber in der 16., Mwene in der 34. Minute) erleichterten das Abwehrverhalten nicht.

Baumgartner hatte die Führung am Fuß.
Baumgartner hatte die Führung am Fuß.Reuters / Bernadett Szabo

Frankreich blieb spielbestimmend, der Außenseiter wurde aber langsam aufmüpfig. Das Drehbuch dieses Spiels wäre ein anderes gewesen, hätte Baumgartner alleinstehend vor Maignan den Ball am französischen Schlussmann vorbeigeschoben (36.). Der Leipzig-Legionär war in den fünf vorangegangenen Länderspielen stets erfolgreich gewesen.

Dass seine Torserie ausgerechnet an diesem Abend ihr Ende fand, schmerzte besonders. Genauso wie die Tatsache, dass der spanische Schiedsrichter Jesus Gil Manzano nach dieser Szene nicht auf Eckball für Österreich entschied (Maignan war zuletzt am Ball). „Das hat im ganzen Stadion nur der Schiedsrichter nicht gesehen“, fauchte Rangnick nach Spielende.

Zwei Minuten später traf doch ein Österreicher – ins eigene Tor. Eine scharfe Hereingabe Mbappés lenkte Wöber, logischerweise unglücklich, zum 0:1 ab. Das Eigentor hatte eine fast schon historische Note. Österreich lag erstmals seit Oktober 2023 (2:3 gegen Belgien) in einem Spiel zurück.

Französische Erleichterung.
Französische Erleichterung. Reuters / Kacper Pempel

Merci, Les Bleus

Es gibt angenehmere Aufgaben, als einem Rückstand gegen Frankreich hinterherzulaufen. Die Kontergefahr ist immens, Mbappé trat nach 54 Minuten aber den Beweis an, tatsächlich auch nur ein Mensch zu sein. Der Ausnahmekönner ließ ausnahmsweise eine Großchance allein vor Pentz liegen. Bei 20 Versuchen macht der Real-Madrid-Knipser in spe aus solch einer Gelegenheit 19 Mal ein Tor. Merci, Kylian. Gegen Spielende brach sich Mbappé nach einem Zusammenstoß mit Danso noch das Nasenbein.

Mbappé allein vor Pentz. Der Torjäger verfehlte das Tor.
Mbappé allein vor Pentz. Der Torjäger verfehlte das Tor.Reuters / Piroschka Van De Wouw

Österreich durfte sich auch noch bei den Kollegen Griezmann (66.), Dembélé (67.) und Giroud (97.) bedanken. Auch sie hatten das 2:0 am Fuß. Das ÖFB-Team wehrte sich nach Kräften und Möglichkeiten, wirklich zwingend wurde es nach der vergebenen Baumgartner-Chance aber nicht mehr. Frankreich bezwang Österreich hochverdient mit 1:0. Die Fußballwelt steht noch.

Österreichs Aufstellung

Pentz – Posch, Danso, Wöber, Mwene (89. Prass) – Seiwald, Grillitsch (59. Wimmer) – Laimer (91. Schmid), Baumgartner, Sabitzer - Gregoritsch (59. Arnautović).

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