Amanshausers Album

Faszination Flipper

„Ever since I was a young boy, I played the silver ball / from Soho down to Brighton, I must ’ve played ’em all”, sangen The Who in ihrer Rockoper „Pinball Wizard“.
„Ever since I was a young boy, I played the silver ball / from Soho down to Brighton, I must ’ve played ’em all”, sangen The Who in ihrer Rockoper „Pinball Wizard“.
  • Drucken

Storys aus der Reisewelt. Diesmal: Die Ausdünnung der Flipperlandkarte und der Wettkampf mit der Maschine.

Mein Lieblingsflipper stand in der Spielhalle Fortuna, Salzburg. Es gab bereits Pacman und Space Invaders, doch der Flipper mit seinen triumphalen Beleuchtungen war das Flagship-Gerät. Wir brachten Bierdosen mit – wenn der Aufseher beschäftigt war, führte man sie aus einem Rucksack unauffällig zum Mund. Johnny, der seit dem Schulabbruch nichts machte außer Spielhalle und Bier, erwies sich beim Kampf mit der Maschine als äußerst geschickt. Er war gutmütig und galt als dumm. Da er unter Verdacht stand, kein Englisch zu beherrschen, neckten wir ihn mit der Frage, was „Game Over“ hieße. Er verdrehte beleidigt die Augen, so viel Englisch könne er noch lang! „Also, was heißt Game Over?“, bohrte einer nach. „Spiel noch mal“, antwortete Johnny lässig.

Das Flipperspiel lässt sich, wie Billard, auf das Spiel „Bagatelle“ zurückführen, das seit dem 17. Jahrhundert in Variationen existierte. Die ersten Pinball-Automaten waren reines Glücksspiel, von außen unbeeinflussbar. Im Zweiten Weltkrieg ließ New Yorks Bürgermeister Fiorello La Guardia alle Flipper konfiszieren, zerstören und einschmelzen – die Sittlichkeit der Jugend sei in Gefahr, Schulkinder verlören ihr Jausengeld, die Metalle würden benötigt. Dessen ungeachtet erfand die Flipperfirma D. Gottlieb & Co. aus Chicago 1947 – die erste Maschine der neuen Generation hieß Humpty Dumpty – die Flipperflossen. Nun trat die spielerische Geschicklichkeit in den Vordergrund. Klappernde, klingelnde Geräte mit pneumatischen Sounds von an Magneten stoßenden, flitzenden Metallkugeln breiteten sich über die Jahrmärkte und Nachtlokale der Welt aus. Auch Italien, Spanien, Japan und Frankreich bauten Flipper, ab den Siebzigern weniger psychedelisch, ­elektronischer, mit Themen wie Fantasy, Science-Fiction oder Rock ’n’ Roll.

Auf Reisen suche ich sie inzwischen ­vergeblich – Flipper haben sich aus den Kneipen zurückgezogen, nur die Spielhallen betreiben noch welche. Heute steht „Stern Pinball“ für den Vertriebstrend von Vintageflippern an Nostalgiker. Bei uns hinterließ die Flippersprache Spuren: Ausgeflippt, Tilt und ... Game Over.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.