1964 - 2024

Schauspieler Gerald Pichowetz verstorben: Der „Fünfer“ der TV-Nation

Mit dem „Kaisermühlen Blues“ wurde Gerald Pichowetz (hier mit Marianne Mendt) bekannt.
Mit dem „Kaisermühlen Blues“ wurde Gerald Pichowetz (hier mit Marianne Mendt) bekannt. APA
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Gerald Pichowetz wurde 59 Jahre alt. Er spielte Franzi Mayerhofer, genannt „Fünfer“, in der Kultserie „Kaisermühlen Blues“.

Als „Fünfer“ war Gerald Pichowetz der heimliche Star in Ernst Hinterbergers Fernsehserie „Kaisermühlen Blues“, die man heute Kult nennt. Er spielte Franzi Mayerhofer, einen jungen Mann mit Handicap, dessen Faible für die Straßenbahn im Allgemeinen und für die zwischen Westbahnhof und Praterstern verkehrenden 5er-Linie im Besonderen ihm seinen Beinamen einbrachte. Mit Leidenschaft spielte er diese Linie, auch als er schon längst nicht mehr an ihr wohnte, sondern in dem durch Gemeindebauten dominierten Bezirksteil des 22., nach dem die Serie benannt ist. Sehr zum Ärger seiner Schwester (Dorothea Parton) und der echten Busse und Straßenbahnen, ging er dort „bimmelnd“ auf der Fahrbahn, wenn man inicht auf ihn aufpasste

Der „Kaisermühlen Blues“ machte Pichowetz in den 1990ern österreichweit bekannt. Neuling war der 1964 in Wien Geborene im Schauspielfach damals keiner mehr. Bereits mit 17 Jahren hatte er die Schauspielschule Krauss besucht, später nahm er bei Lola Braxton Unterricht nach dem System Stanislawski. Er stand im Theater in der Josefstadt und an der Volksoper auf der Bühne, zu seinem Repertoire gehörten Sprechrollen vom Drama bis zur Komödie genauso wie Musiktheaterproduktionen.

„Dancing Star“ und Beinahe-Mörbisch-Intendant

Pichowetz war nicht nur Schauspieler, sondern er gründete auch das Theater „Bühne 21“, das er 20 Jahre lang führte. 2001 folgte das Gloria-Theater, wo er als Regisseur und als Schauspieler wirkte und das 2011 unter anderem mit einem Kontrollamtsbericht zur hohen Verschuldung in die Medien gelangte. Im ORF hatte er 2013 wieder einen großen Auftritt – in der beliebten Show „Dancing Stars“ tanzte er mit Roswitha Wieland; schied aber in der sechsten Folge aus. Der Schauspieler war auch als Werbe- und Synchron-Sprecher tätig.

Eine holprige Episode in seiner Karriere war die Seebühne Mörbisch. Im Oktober 2016 wurde er als neuer Intendant vorgestellt, er sollte 2018 Dagmar Schellenberger nachfolgen. Ende Mai 2017 wurde allerdings bekannt, dass er das Amt doch nicht antreten werde (statt ihm kam Tenor Peter Edelmann). Als Gründe wurden unterschiedliche Vorstellungen bei der künstlerischen Neuausrichtung von Mörbisch genannt. Pichowetz klagte, 2018 verglichen sich die Parteien.

Gesundheitliche Probleme seit Herz-OP

Nun ist der Schauspieler im Alter von 59 Jahren verstorben. Entsprechende Informationen der „Kronen Zeitung“ (online) bestätigte am Dienstag die Direktion des Gloria Theaters. Eine Todesursache wurde nicht genannt. Pichowetz kämpfte seit einer Herzklappen-OP im Jahr 2020 mit gesundheitlichen Problemen. Er sei Dialysepatient und habe Vorhofflimmern dazubekommen, sagte er im vergangenen Jahr der Tageszeitung „Kurier“. Im Mai stand er im Stück „Sicher ist sicher“ im Gloria Theater wieder auf der Bühne. Am 1. August wäre Pichowetz 60 Jahre alt geworden. (Ag./her)

Gerald Pichowetz im TV

In ORF 2 ist derzeit, jeweils Montag bis Freitag um 9.55 Uhr, „Kaisermühlen Blues“ zu sehen. Sechs Staffeln der Serie stehen außerdem auf ORF ON zum Streamen zur Verfügung. Die „Seitenblicke“ widmen sich Pichowetz heute, Dienstag, um 20.05 Uhr in ORF 2. ORF III bringt in der heutigen Ausgabe von „Kultur Heute“ um 19.45 Uhr einen Nachruf.

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