Wiener Staatsoper

Wien hat eine „Neue Staatsoper“: Das „Nest“ (nicht nur) für Kinder

Neue Optik für die neue Spielstätte der Wiener Staatsoper mit Illustrationen von Nico Brausch: Kate Lindsey wird die Fotografin Lee Miller singen bei der Uraufführung der neuen Oper für Jugend und Erwachsene „Lee Miller in Hitler´s Bathtube
Neue Optik für die neue Spielstätte der Wiener Staatsoper mit Illustrationen von Nico Brausch: Kate Lindsey wird die Fotografin Lee Miller singen bei der Uraufführung der neuen Oper für Jugend und Erwachsene „Lee Miller in Hitler´s Bathtube". Nico Brausch
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Endlich hat die Opernstadt Wien einen eigenen, ansprechenden Ort für Kinder- und Jugendoper. Im Wiener Künstlerhaus, wesentlich mitfinanziert von der Haselsteiner Familienstiftung.

Eigentlich ist „Nest“, der Name der neuen Spielstätte der Wiener Staatsoper, die im Dezember eröffnet wird, ein Akronym für „Neue Staatsoper“. „Die andere Bedeutung nehmen wir aber auch mit“, sagte Direktor Bogdan Roščić am Dienstag bei der ersten Präsentation von Haus und Programm. Denn schließlich soll der „Französische Saal“ im Künstlerhaus am Karlsplatz sowohl als Brutstätte dienen, als auch „für einen Aufbruch in der Programmierung stehen, der sich nicht ausschließlich an Kinder wendet“. Es gehe ihm dabei „gar nicht so sehr um ein Heranziehen des künftigen Publikums, sondern um die Erfüllung eines Auftrags – denn die Staatsoper hat für alle dazusein.“

Der „Französische Trakt“ des Künstlerhauses wurde zum „Nest“ umgebaut.
Der „Französische Trakt“ des Künstlerhauses wurde zum „Nest“ umgebaut.Michael Poehn

Gerne hätte Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder den Saal noch für seine im selben Gebäude beheimatete Albertina Modern gehabt. Doch der Mehrheitseigentümer, die Haselsteiner Familien-Privatstiftung, entschied anders. Roščić soll hier Platz finden für das, was im Haupthaus nicht gut möglich ist. Es habe schon „verdienstvolle Initiativen gegeben“, um mehr für junges Publikum anzubieten, erinnerte er sich, ob in einem Zelt am Dach der Staatsoper oder im gemieteten Theater in der Walfischgasse. Im neuen Saal aber finde man viel bessere Bedingungen vor, baulich wie organisatorisch.

Rund 100 Tage soll das Haus pro Jahr bespielt werden, Workshops kommen noch dazu, Proben sind auf der Bühne im Bühnenbild möglich. Für all das zahlt man keine Miete (der Vertrag läuft 30 Jahre), rein die operativen Kosten sind zu tragen. Auch den Großteil der auf 25 Millionen Euro angewachsenen Errichtungskosten übernahmen die Strabag und die Haselsteiner Familien-Privatstiftung.

Gute Sicht dank steiler Tribüne

248 Plätze plus drei Rollstuhlplätze stehen auf einer Art Tribüne zur Verfügung – diese ist steil aufsteigend, damit man von jedem Platz aus gut sieht, auch wenn jemand Größerer vor einem sitzt. Man fühle sich „frei wie ein Vogel, der auf das Gesehene schaut“, wie Roščić das formulierte. Teile des Publikumsbereichs können auch bespielt werden, der geschlossene Orchestergraben wird im Bedarfsfall ebenfalls Teil der Bühne. Auch vom Klang schwärmt der Staatsoperndirektor, von dessen „großer Transparenz und Klarheit – die Akustik war die schönste Überraschung“.

Gespielt wird für Kinder, aber auch darüber hinaus: „Nicht alles, was wir am Haupthaus für Kinder und Jugendliche machen, wandert hierher, aber ein Schwerpunkt,“ so Roščić. Die Erfahrung jedenfalls zeige: „Wann immer wir etwas für junges Publikum gemacht haben, war es sofort ausverkauft.“ Zum Beispiel „Das verfluchte Geisterschiff“, das in der nächsten Saison wieder kommt. Doch das „Nest“ soll für mehr stehen.

Fünf Premieren und Uraufführungen sind für die erste Saison dort geplant, die Karten stehen ab 19. Juni zum Verkauf. Begonnen wird am 7. Dezember mit einer Oper für Kinder namens „Sagt der Walfisch zum Thunfisch“. Wenige Tage später folgt „Nestervals Götterdämmerung“ als immersives Theatererlebnis, wobei hier das gesamte Haus bespielt werden soll. Ballett-Direktor Martin Schläpfer wird selbst „Peter und der Wolf“ choreografieren und Tänzerinnen und Tänzer aus der Jugendkompanie auftreten lassen.

„Nichts für Kinder“, meint Roščić, sei dagegen „Consistent fantasy in reality“: Die anatolische Künstlerin Gaye Su Akyol wird Post Punk, psychedelischen Rock und Klänge ihrer Heimat verschmelzen. „Lee Miller in Hitler´s Bathtube“ möge ebenfalls für die Offenheit stehen, die im neuen Haus gelebt werden soll, es inszeniert Jan Lauwers mit der Need Company. Für Vermittlung und Vertiefung soll ein Opernquiz-Abend mit Georg Nigl oder „Oper, animiert“ mit zur Musik erstellten Videoprojektionen sorgen. Keinesfalls wolle man, so unterstreicht Roščić noch, „etwas doppeln, das es in der Stadt bereits gibt.“ Vielmehr gehe es um Freiheiten, hier Neues zu probieren.

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