Morgenglosse

Das kaum überraschende Ergebnis von Marlene Engelhorns „Gutem Rat“

Marlene Engelhorn fordert seit langem Vermögenssteuern. Nun fließt ein Teil ihres Vermögens an Organisationen, die sie in dieser Forderung unterstützen.
Marlene Engelhorn fordert seit langem Vermögenssteuern. Nun fließt ein Teil ihres Vermögens an Organisationen, die sie in dieser Forderung unterstützen.APA / AFP / Fabrice Coffrini
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Die BASF-Erbin hat einen Großteil ihres Erbes verteilt. Dass davon gerade auch politische Unterstützer profitieren, war wohl kein Zufall.

Knapp ein halbes Jahr hat es seit der finalen Ankündigung gedauert, am Dienstag ist es nun endlich geschehen. Die BASF-Erbin Marlene Engelhorn hat über ihren „Guten Rat“ von 50 Österreicherinnen und Österreichern bestimmen lassen, wie der Großteil ihres ererbten Vermögens – 25 Millionen Euro – verteilt werden soll. Viel davon wird an karitative Organisationen fließen, die sich etwa für Obdachlose, Asylwerber oder Behinderte einsetzen. Ebenfalls profitieren sollen Organisationen, die sich um den Erhalt der Natur oder um Tiere kümmern. Alles sehr wichtige und gute Anliegen. Dass Marlene Engelhorn ihr Geld dafür bereitgestellt hat, dafür ist ihr jedenfalls Respekt zu zollen.

Doch dann gibt es schon noch einige „Auffälligkeiten“ bei der Entscheidung des laut Organisation vollständig unabhängigen und repräsentativ ausgewählten „Guten Rats“. Zu den größten Spendenempfängern gehören mit Attac oder dem gewerkschaftsnahen Momentum-Insitut nämlich justament auch mehrere Organisationen, die sich politisch auf einer Linie mit Marlene Engelhorn bei ihrer Forderung nach höheren Steuern auf Vermögen befinden. Dass die Hauptorganisatorin des „Guten Rats“ bis vor kurzem beim Momentum-Institut als Fundraiserin gearbeitet hat, habe damit allerdings nichts zu tun, erklärt man dort.

Aber eigentlich ist das auch völlig unerheblich. Denn es handelt sich um privates Geld von Frau Engelhorn, mit dem sie machen kann, was sie will. Das Gleiche gilt aber auch für ihre mit der gesamten Aktion verbundenen Forderungen nach höheren Vermögenssteuern. Auch diese sind die Privatmeinung einer einzelnen Bürgerin.

Bei der Diskussion über das Steuersystem und mögliche Adaptionen sollte jedoch lieber auf die Argumente der Experten in den Wirtschaftsforschungsinstituten gehört werden, die beispielsweise einer Substanzbesteuerung von Vermögen beinahe einhellig ablehnend gegenüberstehen, weil sie die Investitionskraft der heimischen Unternehmen erodieren lassen würde. Und diese Unternehmen leiden ohnehin an einer schwindenden Wettbewerbsfähigkeit des Standortes, wie das Schweizer Institut IMD in seinem jährlichen Bericht nun erneut festgestellt hat. Wichtigster Minuspunkt in Österreich übrigens: Zu hohe Steuern.

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