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Wladimir Putin besucht Kim: Eine explosive „Bromance“ zwischen Tyrannen

Kim besucht Putin in Russland.
Kim besucht Putin in Russland. Reuters / Kcna
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Die Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin macht Nordkoreas Diktator Kim Jong-un unabhängiger. Und deshalb noch gefährlicher. Doch die internationale Diplomatie ist zu erschöpft, um das Nordkorea-Dilemma anzugehen.

An der Achse des Bösen blüht eine gefährliche Freundschaft auf: Nordkoreas Diktator Kim Jong-un bekommt seltenen Besuch aus Moskau, von Kremlchef Wladimir Putin, zu dem er vor wenigen Monaten selbst reiste. Eine große Ehre: Die notorisch paranoiden Tyrannen verlassen nur ungern ihre Paläste.

Diese „Bromance“ beruht weniger auf Sympathie oder Wertschätzung, als auf eiskalten Opportunismus. Zusammengeschweißt hat der Ukraine-Krieg die Parias: Russland braucht Nordkorea wegen Waffen – Nordkorea will Öl, profitiert von Russland als UN-Vetomacht und hofft auf Technologie für sein Atomprogramm.

„Achse des Aufruhrs“

Kein Wunder also, dass Washington, Kiew oder Seoul alarmiert sind über dieses Bündnis ihrer Erzfeinde. Diese Verunsicherung ist wohl ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Reise. Putin fährt wohl nicht zufällig weiter nach Vietnam, in jenes südostasiatisches Land, um das sich die USA besonders intensiv bemühen.

Brisant ist vor allem, dass der Moskau-Pjöngjang-Flirt in Wahrheit eine explosive Dreiecks-Beziehung ist. Dritter im Bund ist China, Nordkoreas allmächtiger großer Bruder und Russlands wichtigster Alliierter. Reiner Selbstzweck bindet auch Peking an die Partner: Nordkorea ist sein Pufferstaat, Russland der nützliche Vasall im Kalten Krieg gegen die USA.

Wie gefährlich diese Allianz ist, der sich als vierter im Bunde der Iran anschließt, darüber streiten Experten. Manche sehen darin ein labiles Konstrukt, andere sprechen schon von „Achse des Aufruhrs“, die die globale Weltordnung neu zeichnen will.

Sicher ist: Von neuen Konstellationen, die aus geopolitischem Chaos entstehen, profitiert das Kim-Regime. Zum einen baut es im Schatten globaler Krisen sein Atomprogramm aus, die internationale Diplomatie ist zu erschöpft, um sich darum zu kümmern. Zudem liegen sämtliche Kommunikationskanäle still. Die Beziehung zu Russland macht Nordkorea unabhängiger, auch von China. Je stärker aber Pjöngjang militärisch wird, desto mehr kippt das Gleichgewicht auf der koreanischen Halbinsel. Nordkorea ist heute eines der gefährlichsten Länder der Welt. Auch wenn das kaum jemand sehen will.

susanna.bastaroli@diepresse.com

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