Verkehr

Maut-Spezialist Kapsch meldet wieder Gewinn

Der Wiener Maut-Systemanbieter Kapsch TrafficCom hat 2023/24 kräftig von der Einigung in einem Schiedsverfahren in Deutschland profitiert.
Der Wiener Maut-Systemanbieter Kapsch TrafficCom hat 2023/24 kräftig von der Einigung in einem Schiedsverfahren in Deutschland profitiert.Imago / Imago Stock&people
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Abschlagszahlungen aus einem Schiedsverfahren stärkten das Ergebnis von Kapsch TrafficCom. Ein großes Plus bei den Auftragseingängen soll weiterhin für Wachstum sorgen.

Wien. Nach „bedrückenderen“ Jahren habe man heuer Grund zum „Wohlfühlen“, sagte Kapsch TrafficCom-Chef Georg Kapsch bei der Präsentation des Jahresergebnis 2023/24. Nach einigen schwierigen Jahren für den Wiener Mauttechnologie-Betreiber erzielte das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder Gewinn.

Hauptgrund für das positive Betriebsergebnis ist die Abschlagszahlungen aus dem politisch abgeblasenen Mautprojekt in Deutschland, die eine „gute Basis für die Zukunft legt“, so der Konzernchef.

Millionenbetrag aus Verfahren

Kapsch und der Ticket-Vermarkter CTS Eventim, die für die Maut das Gemeinschaftsunternehmen AutoTicket gründeten, hatten milliardenschwere Aufträge zum Kassieren der Abgabe sowie zur Vergabe der elektronischen Maut-Vignetten in Deutschland erhalten. Nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) die deutschen Mautpläne kippte, verlangten sie in einem Schiedsverfahren ursprünglich rund 560 Mio. Euro Schadenersatz. Die Unternehmen und Deutschland stimmten dann aber einem geringeren Vergleichsvorschlag des Schiedsgerichts zu. 80 Mio. Euro sind aus der Einigung im Schiedsverfahren des Joint Ventures AutoTicket mit der Bundesrepublik Deutschland an Kapsch geflossen.

Unterm Strich erzielte Kapsch einen Gewinn von 23,2 Mio. Euro (2022/23: -24,8 Mio. Euro). Bereinigt um diese und andere Einmaleffekte hätte sich das Betriebsergebnis 2023/24 auf 15 Mio. Euro belaufen, so der Maut-Systemanbieter. Zufrieden ist man auch mit den Auftragseingängen, die um 53 Prozent gestiegen sind.

Über 50 Prozent des Umsatzes machte Kapsch im abgelaufenen Geschäftsjahr in Europa, etwas über 40 Prozent des Umsatzes kommt aus Amerika. Dabei gab es Zuwächse nur in Europa, Südamerika sehe man dennoch als wachsenden Zukunftsmarkt. Der übrige Anteil von fünf Prozent wird in der Region Afrika gemacht. Dort will Kapsch aber in näherer Zukunft nur als Sublieferant tätig sein, um Risiken aufgrund des politisch unsicheren Umfelds zu vermeiden. In Asien ist Kapsch derzeit noch „schwach“. Den Markt „analysieren wir aber gerade“, heißt es.

Großauftrag in der Schweiz

Ende 2023 holte sich Kapsch einen millionenschweren Großauftrag in der Schweiz. Dort soll Kapsch das Erfassungssystem für die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA III) liefern und den technischen Betrieb für mindestens acht Jahre übernehmen.

Der Auftragswert belaufe sich auf rund 75 Mio. Euro. Neben der Errichtung der notwendigen straßenseitigen Infrastruktur und der Implementierung der auf Videosensorik basierenden Systemtechnik gibt es auch eine Wartungs- und Betriebsvereinbarung, hieß es in der Presseaussendung.

Wie sich das Geschäft entwickeln wird, hänge stark von politischen Entscheidungen ab, erklärt Kapsch. So sei in den USA primär das Thema Verkehrssicherheit relevant, in der EU liege der Fokus auf der Emissionsreduktion und in Lateinamerika auf der Staubbekämpfung. Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 strebt der Konzern ein Umsatzwachstum über den Markterwartungen – diese würden bei sieben Prozent liegen – und eine Verbesserung des bereinigten EBIT an.

Auf die Frage, was Kapsch über die Performance der derzeitigen Bundesregierung denkt, hält sich der Industrielle bedeckt. Nur so viel: „Man könnte wesentlich mehr in der Verkehrspolitik tun und man könnte mehr in die Verkehrssteuerung in Städten investieren. Da wäre vieles möglich.“ Die Aktie reagierte auf die Zahlenvorlage im Tagesverlauf mit einem Plus von 1,2 Prozent. (klug/APA)

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