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Der Viktator im Orbániversum

Ein Sieg musste her - Rache für Bern: Viktor Orbán hatte im EM-Match Ungarns gegen Deutschland einen Ruf zu verlieren. Der Trainer, ein Italiener, stand auf dem Spiel. Fußball ist fortan Chefsache.

Der Edelfan, der Oberste aller Magyaren, war schon beim EM-Auftakt seines Teams in Köln gegen die Schweiz mit von der Partie. Am liebsten hätte sich Viktor Orbán, einst passionierter Kicker, selbst eingewechselt, als es unten auf dem Rasen nicht so recht lief. Für eine Viertelstunde auf der Libero-Position, mit Übersicht über das ganze Feld und einem Drall nach rechtsaußen, hätte es womöglich noch gereicht für eine Wende. Just das Leipziger Abwehr-Bollwerk, Willi Orbán – weder verwandt noch verschwägert – und Péter Gulácsi, spielte einen Pallawatsch zusammen.

Das schmeckte Orbán-Viktor ganz und gar nicht. Der Viktator hat einen Ruf zu verlieren – als Verteidiger des Abendlands, als „Winner“ im Trumpschen Sinn. Für „Loser“ ist im Orbániversum kein Platz. Zuletzt ging indessen viel schief: In Budapest macht ihm Péter Magyar Konkurrenz, und in der EU sagte sich Giorgia Meloni von seiner Fraktion los. Nun musste ein Sieg her – und sei es gegen Deutschland. Zeit für die Revanche von Bern, für das WM-Finale 1954.

Am Mittwoch also reiste der Premier neuerlich nach Deutschland, diesmal nach Stuttgart. Mit Olaf Scholz gab es auf der Tribüne wenig zu besprechen, umso mehr mit Namensvetter Willi, mit den Gulácsis, Szoboszlais, Sallais und Szalais nach dem Match. Und mit Herrn Rossi, dem italienischen Nationaltrainer. Sein Job stand auf dem Spiel. Fortan ist Fußball Chefsache – und der Ball ohnehin kugelrund wie Orbán-Viktor, für das kommende Halbjahr EU-Ratsvorsitzender und Mister Europa, quasi Europameister.

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