„Low-intervention cooking“ mit Blütenmelanzani und Lammbratwurst im Ausweichquartier: Über den Sommer ist das C.O.P. (wegen Bauarbeiten im Stammlokal) am Wiener Vorgartenmarkt zu finden.
Auf der Rechnung scheint noch das Mochi auf, die Fizzers auf den Toiletten sind aber nicht mehr da: Das C.O.P. ist samt Thonet-Sesseln und Marmortischchen über den Sommer in die Räumlichkeiten des ehemaligen Mochi am Markt am Vorgartenmarkt im zweiten Bezirk gezogen – und das Improvisieren („C.O.P. UP“ heißt es in Google-bunten Buchstaben auf den Fensterscheiben) steht dem sonst an Überinszenierung grenzenden Lokal bestens.
Das Stammhaus in der Biberstraße musste das C.O.P. – Collection Of Produce – aus Instandsetzungsmaßnahmenbehördenvorschriftsgründen erst einmal verlassen, „bis September wahrscheinlich“. Wenn das Wetter zulässt, dass auch draußen geöffnet ist, hat man im Ausweichquartier mehr Sitzplätze als im Stammhaus zur Verfügung, sonst etwas weniger.
Instagram-tauglich
Vorspeisen bzw. Kleingerichte starten bei zwei Euro fünfzig für eine Gilda, das baskische Spießchen mit Oliven, Sardellen und Pfefferoni (geht auch als Petit Four!, wem die Single-Origin-Schokolademousse zu süß war), um 5,50 gibt’s eine Arancina mit paradeisigem Reis und Büffelmozzarellakern.
Großartig kräuterduftig, dezent sauer, dafür weichselfruchtig das Goldbrassen-Ceviche (14 Euro), noch besser das Arrangement aus einprägsam frisch-knackigen Erbsenschoten von Statur, aromatischen Blattsalaten, milchcremiger Stracciatella und Salsa verde (15); das C.O.P.-Motto „low-intervention cooking“ greift bei einer solchen Gemüsequalität so richtig.
Melanzani gart man über Flammen rauchig-weich, bestreicht sie mit Sonnenblumenkerncreme und bestreut sie Instagram-tauglich mit Blütenblättern (16), Stücke von fantastischer Lammbratwurst werden mit Kräutern auf Röstbrot gehäuft, auf dass sie es mit ihren Säften tränken (15).
Zeitslots kein Ärgernis
Zu trinken: naturnahe Weine (glasweise ab sieben Euro), Drinks wie Cynar Spritz, White Negroni, Sanddorn-Mandarine-Earl-Grey-Spritz … Das Küchenteam von Chef Elihay Berliner und die gut gelaunte Servicecrew schaffen es übrigens auch bei voller Auslastung, dass die Zeitslots (zwei Stunden 15 Minuten) kein Ärgernis sind wie anderswo, wo trotz Slots nach einer halben Stunde erst einmal gemächlich die Vorspeise eintrudelt.
Info
C.O.P., Vorgartenmarkt Stand 16, 1020 Wien, office@copvienna.at, Mi–Fr: 17–22.30, Sa: 12.30–22.30 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken