Fußball-EM

Die neue deutsche Fußball-Euphorie

in Deutschland wird wieder gehupt!
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DFB-Teamchef Julian Nagelsmann spricht nach dem 2:0 gegen Ungarn von einem Reifeprozess, für Starspieler Ilkay Gündogan wird es „gefühlt immer besser“. Deutschland steht im Achtelfinale der Heim-EM und begint sein Sommermärchen 2.0 zu genießen.

Deutschlands euphorisierte Fans haben nach dem geglückten Start des EM-Gastgebers die Marschroute schon festgelegt. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“, hallte es nach dem 2:0 der deutschen Elf gegen Ungarn am Mittwochabend durch die Stuttgarter Arena. In Deutschland wird vom Finale geträumt, obwohl die schwierigste Prüfung in der Gruppenphase noch ansteht. Die Partie gegen die Schweiz am Sonntag soll der nächste Zwischenschritt zum „Sommermärchen 2.0“ werden.

Julian Nagelsmann will die Gruppenphase unbedingt auf Platz eins abschließen. Das Kalkül des Bundestrainers hat aber nicht nur mit einem womöglich nicht ganz so starken Gegner in der ersten K.o.-Runde zu tun. „In allererster Linie hat es eine Wirkung nach innen und außen, wenn du Erster wirst“, sagte Nagelsmann. Als Erster der Gruppe A bekäme man dann vielleicht auch „nicht den Riesenbrocken“ im Achtelfinale. Kapitän Ilkay Gündogan erklärte Platz eins ebenfalls zum Ziel. Der 33-Jährige, der gegen Ungarn das 2:0 erzielte, sah sein Team auf dem richtigen Weg.

Sehr viel harte Arbeit

„Gefühlt wird es immer besser. Aber während es besser wird, müssen wir einige Schwierigkeiten überstehen“, sagte der zum Spieler des Spiels gewählte Gündogan. Damit spielte der Barcelona-Profi auf Deutschlands nicht überzeugende erste Halbzeit an. Grundlegend fiel der zweite Auftritt des Mitfavoriten nicht so glanzvoll wie beim 5:1 gegen Schottland aus. Viel harte Arbeit und Widerstandskraft waren nötig.

Deutschland gestaltete das Spiel überlegen, ließ aber auch gute Torchancen der Ungarn zu und überstand den einen oder anderen kritischen Moment. Dies nutzte Manuel Neuer zu Werbung in eigener Sache. Der medial nicht unumstrittene Torhüter war gleich zu Beginn gegen Roland Sallai auf dem Posten und entschärfte kurz nach dem 1:0 einen Freistoß von Dominik Szoboszlai. Der Jubel der 51.000 Zuschauer im Neckarstadion nach den Paraden Neuers war ähnlich laut wie bei den deutschen Treffern.

Schwarz-Rot-Gold träumt

Neben dem 38-Jährigen wussten Gündogan und der zum 1:0 erfolgreiche Jamal Musiala wieder zu gefallen. Die offensive Mittelfeldreihe scheint Deutschlands Prunkstück zu sein. In England wird bereits gejammert. Musiala spielte bis zur U21 in englischen Auswahlen, ehe er sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland für sein Geburtsland entschied. „Was für ein wunderbarer Spieler und was für ein Grund für England, um sich in die Faust zu beißen, dass diese Verbindung mit seiner Heimat mit der U21 geendet ist“, schrieb die „Daily Mail“.

Das Spiel gegen die Schweiz soll der nächste Schritt im „guten Reifeprozess“ (Nagelsmann) sein, den Deutschland durchläuft. Das Achtelfinale ist geschafft - an diesem Schritt war die DFB-Auswahl bei den vergangenen Weltmeisterschaften in Russland und Katar jeweils kläglich gescheitert. Zum ersten Mal seit der EM 2012 startete Deutschland mit zwei Siegen in ein Turnier, zum ersten Mal seit dem EM-Achtelfinale 2016 blieb Deutschland in einem Turnierspiel auch ohne Gegentor. Bei Schwarz-Rot-Gold wird geträumt. „Unser Job ist, sie weiter träumen zu lassen“, sagte Nagelsmann dazu.

Derweil Deutschland ohne Druck ins letzte Vorrundenspiel gehen wird, müssen die Ungarn bangen. Alleine ein Sieg gegen Schottland könnte zum Erreichen der K.o.-Phase als einer der Gruppendritten reichen. Dieses Ziel haben aber auch die Schotten. Ungarns Teamchef Marco Rossi sparte nach der Partie gegen Deutschland nicht mit Kritik am niederländischen Unparteiischen Danny Makkelie, dem er „Doppelmoral“ vorwarf. „Deutschland braucht keine Hilfe vom Schiedsrichter, vor allem nicht gegen Ungarn“, wetterte der 59-Jährige.

Die Ungarn sahen sich vor allem beim 0:1 benachteiligt, als Willi Orban im Zweikampf mit Gündogan zu Fall kam, ein Foulpfiff aber aus blieb. „Es gibt ja keinen Grund, sich im Sechzehner so hinzulegen“, sagte der Ungar dazu. Gündogan meinte: „Ich habe sieben Jahre in der Premier League gespielt. Da hätten sie sich kaputtgelacht, wenn das Tor nicht gegeben worden wäre.“

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