Buch der Woche

Richard Russo: Im letzten Teil der Trilogie stirbt der Held

Erhielt 2002 den Pulitzer-Preis: Richard Russo, geboren 1949.
Erhielt 2002 den Pulitzer-Preis: Richard Russo, geboren 1949.Whitney Hayward/„Portland Press Herald“/Getty
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In North Bath sind die Heilquellen längst versiegt. Die Sitten sind rau, die Menschen eigenwillig. In „Von guten Eltern“ erzählt Richard Russo vom Sterben einer amerikanischen Kleinstadt.

Ein fast schon vergessener Schriftsteller aus Connecticut prägte 1868 den Begriff „Great American Novel“. Er meinte damit jene Werke, deren Essenz und Charakter die USA ideal verkörperten. Wer soll gegenwärtig den kanonischen Lorbeer dafür erhalten? Möglicherweise sind darunter auch jene Autoren, die Romane in Serie verfassten, um ihr Land treffend zu charakterisieren. Für John Updike war „Rabbit“ Angstrom mehr als vier Jahrzehnte lang in fünf Büchern der Protagonist. Für Philip Roth diente Nathan Zuckerman in neun Büchern als eine Art Selbstbespiegelung. Von den noch lebenden Romanciers ist in diesem Sinne Richard Ford verlässlich: Sein Frank Bascombe tauchte erstmals 1986 auf und blieb in weiteren vier Büchern die Hauptfigur.

Blues nach der Wirtschaftskrise

Wer aber das Wesen von Upstate New York durch Lektüre erfahren will, dem sei Pulitzer-Preisträger Richard Russo empfohlen. Er ist ein genauer und liebevoller Beobachter der Region, die für Besucher aus der City „in the sticks“ liegt, also dort, wo sich Fuchs und Henne Gute Nacht sagen. Er schaut den Leuten aufs Maul, schreibt so bedächtig und offenherzig, wie seine rustikalen Helden eben reden. Russo hat in bisher drei Romanen eine reichhaltige Milieustudie geschaffen, die diesen Raum und diese Zeit essenziell trifft. Seine Trilogie beginnt mitten in der Ära von US-Präsident Reagan, führt dann in jene von Clinton und endet 2010 im Blues nach der großen Wirtschaftskrise. Da herrschte bereits Obama im Weißen Haus.

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