Entspannung

Pier 22-Test: Was das neue Chill- und Badeareal an der Neuen Donau kann

Der neue Pier 22 bietet mit mehreren Pergolen verhältnismäßig viel Schatten.
Der neue Pier 22 bietet mit mehreren Pergolen verhältnismäßig viel Schatten.Die Presse
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Die Stadt Wien hat den ersten Teil der Sunken City neu gestaltet. Mit Sitz- und Liegemöglichkeiten aus Holz, Badeplattformen, Food-Containern und Netzen, die über das Wasser gespannt sind.

Und plötzlich kommt einem der Gedanke, dass man hier ein bisschen aufpassen muss: Mit ausgestreckten Armen und Beinen liegen die Passanten nämlich auf den neuen, dicken Liegenetzen, die über das Ufer der Neuen Donau gespannt sind. Eingelassen in den Holzboden kann man hier wunderbar den Abend (oder den Tag genießen). Von unten steigt die Kühle des Wassers hoch. Wer vorher baden war, kann hier trocknen, oder eben an einem noch immer heißen Sommerabend ein bisschen Wassernähe spüren.

Allerdings sollte man mitdenken und sich nicht mit den Wireless-Bluetooth-Kophhörern in den Ohren auf eines der Netze legen, vielleicht sogar das Smartphone in der Hand. Wenn einem jetzt nämlich die Kopfhörer aus dem Ohr fallen oder das Smartphone aus der Hand, dann ist alles unwiederbringlich im Wasser versunken. Ein entspanntes Liegen sieht plötzlich ganz anders aus. Besser doch den Ort wechseln. Zum Glück gibt es auf dem noch nicht vollen Areal noch genügend Möglichkeiten.

Die Löcher in den Liegenetzen sind groß. Kleine Gegenstände lässt man besser an Land.
Die Löcher in den Liegenetzen sind groß. Kleine Gegenstände lässt man besser an Land.
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Die Mini-Skyline von Wien

Sitzmöbel aus Holz (man riecht noch einen Hauch von Frische) sind vor einem Kiesbeet mit ein paar Gräsern und Blumen gebaut. Aber auch auf der langen Holzplattform selbst, die sich mit einem Kreis später weiter ins Wasser erstreckt, lässt sich gut verweilen. Außerdem blickt man von hier hübsch auf die anderen Uferseite, wo die Mini-Wiener-Skyline mit dem DC-Tower und seinen Nachbarn so etwas wie ein Manhattan-Feeling für Arme erzeugt.

Die Sitzmöglichkeiten aus Holz ziehen sich durch das gesamte Areal.
Die Sitzmöglichkeiten aus Holz ziehen sich durch das gesamte Areal.
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Der Pier 22 ist das neueste Wohlfühlprojekt der Stadt Wien. Die gesamte „Sunken City“, ein Lokalareal direkt am Wasser und gegenüber dem Copa Beach (U-Bahnstation Donauinsel), wird neu gebaut. Allerdings etappenweisen. Der Pier 22 ist der erste und nördlichste Abschnitt, der nahtlos in die noch vorhandenen Sunken-City-Restbestände (mit dem Rumba y Mambo, It‘s Amore, Sansibar, etc. ) übergeht. Die anderen beiden Abschnitte folgen in den kommenden Sommern. Geschätzte Kosten: 15 Millionen Euro Steuergeld.

Dazwischen liegen aber schon Welten. Während in der Sunken City noch milchige Cocktails, Reggaeton und Shisha dominieren, ist der neue Pier22-Teil zumindest architektonisch ein Lichtblick für kleine Großstadthipster.

Zweistöckig lässt sich der Platz besser nutzen.
Zweistöckig lässt sich der Platz besser nutzen.
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Würstel im Mantel mit Pommeskruste

Kernstück sind auf zwei Stöcken gestaltete Pergolen, deren Dächer auch gleich Schatten bieten. Oben wie unten gibt es verschiedene Sitzmöglichkeiten. Von Stehtischen bis zu Sitzbänken oder sogar Barhockern. Alles soweit konsumfrei. Wer will kann sich allerdings vor Ort verpflegen. Da der geplante Kulturkiosk aufgrund der hohen Kosten nicht umgesetzt wurde, gibt es für diesen Sommer einen Gyros-Popup-Stand, außerdem einen Stand von Vienna Corndogs, wo verschiedene Würstel oder Käse in einem Hefeteig frittiert werden. Wer will, kann noch eine Pommeskruste – in diesem Fall um insgesamt acht Euro – dazubestellen. Und auch wenn das seltsam klingt: Die Kruste ist weich und alles zusammen schmeckt ziemlich gut.

Der dritte Essenscontainer ist ganz im Norden des Areals. Den Hang hinauf, dort, wo das Kulturkiosk stehen sollte. „Extra Würstel - Der neue Würstelstrand“, nennt er sich. Und tatsächlich ist ein kleiner Sandstrand mit Liegestühlen davor aufgebaut. Auf der Karte stehen Bio-Käsekrainer um 6,80 oder Currywurst mit Pommes um 8,40.

Von hier aus sieht man auch auf die hölzernen Liegeflächen, die einzeln, aber relativ dicht, über den Hang gebaut wurden. Vom oberen Teil der Galerie lässt sich noch einmal der Blick auf die Neue Donau genießen, wo sich das letzte bisschen Sonnenlicht mittlerweile verabschiedet hat und die Lichter der Hochhäuser und des gegenüberliegenden Copabeachs besser zur Geltung kommen.

Bessere Zugänge zum Wasser

Von hier aus sieht man auch die besseren Zugänge zum Wasser, die neu gebaut wurden: Es gibt jetzt Badeleitern, Sitzstufen, außerdem gleich am Anfang einen mit Steinen abgetrennten Flachwasserbereich, der offenbar für Kleinkinder gedacht ist. Was ein Passant seinem zirka zehnjährigen Sohn, der begeistert dorthin läuft, auch gleich vorhält: „Das ist für Babys“, schreit der Vater. Habe er eh gewusst, antwortet der Sohn im Laufen und schlägt im letzten Moment einen Haken in Richtung „Erwachsenenbereich“.

Noch kann er es sich aussuchen, wo er seine Füße ins Wasser halten möchte. Mit ein paar Teenagern, einer Gruppe Frauen mittleren Alters, die es sich in den Netzen gemütlich gemacht machen, und ein paar Pärchen, die kuschelnd aufs Wasser starren, sind am ersten Abend überschaubar wenige Menschen dort. Das wird sich wohl schnell ändern. Sogar Corndog-Besitzer Christian war überrascht, wie voll das Areal am ersten Tag untertags war. So voll, dass ihm die Radler ausgingen. Es werden in Zukunft wohl noch mehr werden. Schattenplätze sind etwa am gegenüberliegenden Copabeach rar. Auch wenn man dort abends länger Sonne hat.

Dann wird man am Pier 22 ohnehin keinen Platz auf den Liegenetzen findet. Die Bluetooth-Kopfhörer werden es einem danken.

Die Presse/PW

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