Anzeige
Positionen 24

„Es gibt Wege, Altersarmut nachhaltig zu vermeiden“

Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung: „Die Erhöhung des Zinsumfelds und unsere Gesamtverzinsung auf 2,5 Prozent in der klassischen Lebensversicherung hat die private Vorsorge in der Wiener Städtischen deutlich gestärkt. So sehen wir im ersten Quartal 2024 bereits zweistellige Zuwachsraten in der klassischen Lebensversicherung.“
Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung: „Die Erhöhung des Zinsumfelds und unsere Gesamtverzinsung auf 2,5 Prozent in der klassischen Lebensversicherung hat die private Vorsorge in der Wiener Städtischen deutlich gestärkt. So sehen wir im ersten Quartal 2024 bereits zweistellige Zuwachsraten in der klassischen Lebensversicherung.“Wiener Städtische
  • Drucken

Interview. Über eine drohende Altersarmut, die Möglichkeiten einer privaten Vorsorge und die Dringlichkeit der Reform unseres Pensionssystems: ein Gespräch mit Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung.

Herr Müller, die Überalterung ist ein großes Thema, auch in Österreich. Wie wirkt sich das in Hinblick auf unser Leben in der Pension aus?

Ralph Müller: Sie sprechen von der voranschreitenden demografischen Entwicklung, also der Tatsache, dass wir einerseits allesamt immer älter werden, aber andererseits immer weniger Kinder geboren werden. Allein im Vorjahr ist die Geburtenrate um über sechs Prozent zurückgegangen. Fakt ist, dass seit 2021 in Österreich mehr Senior:innen über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20 leben! Das bedeutet: Immer weniger aktiv Berufstätige müssen mit ihren Pensionsbeiträgen immer mehr Pensionist:innen erhalten.

Während 1950 auf eine Person im Pensionsalter noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter kamen, so sind es heute nur noch drei Personen, und 2040 werden es nur noch zwei sein. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf unser Leben im Alter, weil dadurch das umlagefinanzierte staatliche Pensionssystem immer stärker in Schieflage gerät. Damit kommt aber die Höhe der gesetzlichen Rente in Gefahr und das Thema Altersarmut gewinnt an Brisanz.

Die Babyboomer-Generation geht in Pension. Wie lang können wir uns ein staatliches Pensionssystem in der aktuellen Form noch leisten?

Es stimmt absolut, dass der Druck auf die staatlichen Systeme steigt und dringend notwendige Reformen seit Jahren auf sich warten lassen. Dass hier Handlungsbedarf besteht, darüber sind sich Expert:innen seit Langem einig. Bisher haben die politischen Verantwortlichen jedoch noch keine Schritte gesetzt, um das System so zu reformieren, dass es zukunftsfit ist und das Adjektiv „nachhaltig“ verdient. Es ist abzusehen, dass die Menschen in 20 Jahren inflationsbereinigt nicht mehr die Pensionshöhe bekommen werden, die man heute von der Elterngeneration kennt.

Um Altersarmut nachhaltig zu vermeiden bzw. den angestrebten Lebensstandard im Alter zu halten, ist eine private Vorsorge schon heute absolut empfehlenswert. Die Politik wäre gut beraten, dieses Thema stärker zu unterstützen. Man darf nicht vergessen, dass die staatlichen Pensionen in einem Umlagesystem wie in Österreich ja nicht ausfinanziert sind, sondern erst verdient werden müssen. Deshalb ist eine Ergänzung durch kapitalgedeckte Lösungen etwa durch eine Lebensversicherung so wichtig.

Viele Österreicher:innen werden Pensionen erhalten, die weit unter ihrem Aktiveinkommen liegen. Trotzdem spielt die private Altersvorsorge eine relativ geringe Rolle. Warum ist das so? Ist den Leuten das Problem nicht bewusst?

In Österreich ist im internationalen Vergleich die Nettoersatzrate, also die Pension gemessen am Letztgehalt, immer noch sehr hoch. Die Betonung liegt auf noch, denn die Pensionsreformen der Vergangenheit wirken zwar langsam, aber sie wirken. Zu sehen ist das am Pensionskonto, das für jede:n von uns transparent die zukünftigen Ansprüche ausweist. Und die sind für viele sehr ernüchternd.

Im Schnitt haben Männer zwischen ihrem 55. und 59. Lebensjahr ein Guthaben von 1475 Euro brutto pro Monat angesammelt, gleichaltrige Frauen haben jedoch rund ein Drittel weniger. Da wird es schwierig werden, den Lebensstandard in der Pension zu halten. Diese Zahlen zeigen auch langsam Wirkung: So wissen wir aus unseren Umfragen, dass vor allem junge Menschen immer weniger daran glauben, später einmal eine ausreichend hohe Pension vom Staat zu erhalten. Damit steigt aber auch das Bewusstsein, privat vorzusorgen.

Klar ist, dass auch die junge Generation von heute später einmal eine Pension vom Staat bekommen wird. Wie hoch diese allerdings ausfallen wird und ob man sich damit seinen gewünschten Lebensstandard im Alter erhalten wird können, steht in den Sternen. Wer heute jung ist und sich seinen Lebensstandard in der Pension erhalten möchte, für den ist ein fixes, monatliches Zusatzeinkommen – in Form einer ergänzenden privaten finanziellen Vorsorge – mittlerweile unabdingbar.

Drohende Altersarmut ist kein schönes Szenario, wenn man ein Leben lang gearbeitet hat.
Da gebe ich Ihnen absolut recht! Aber Altersarmut ist – und das wird von der Politik häufig übersehen – nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch ein großes für die zukünftige Gesellschaft. Wenn in 20, 30 Jahren bei der Generation 65 plus massiv Kaufkraft fehlt, ist das für die ganze Volkswirtschaft ein Riesenthema. Es ist meine feste Überzeugung, dass es jetzt Reformen geben muss, weil wir ansonsten nachfolgenden Generationen die wirtschaftliche Grundlage für ein lebenswertes Österreich entziehen. Denn schon jetzt braucht es jeden vierten Steuer-Euro, um das gesetzliche Pensionssystem zu stützen, womit Österreich einen höheren Rentenzuschuss aus Steuermitteln aufbringen muss als z. B. Deutschland. Diese Mittel fehlen uns für andere wichtige Zukunftsthemen, wie beispielsweise im Gesundheitswesen, einer dringend notwendigen Bildungsoffensive oder der grünen Transformation. Kommen diese Reformen nicht jetzt, werden die Einschnitte später umso härter ausfallen.

Was ist bei einer tragfähigen finanziellen privaten Altersvorsorge zu beachten? Und ist private Vorsorge in Zeiten hoher Inflation überhaupt sinnvoll?
Private Vorsorge sollte unabhängig von aktuellen Entwicklungen gesehen und vor allem langfristig gedacht werden, damit sie im Alter die volle Wirkung entfalten kann. Und das Wichtigste bei jeder Form der finanziellen Vorsorge ist: Wer früh beginnt, hat am Ende mehr. Für das Ansparen kleinerer Beiträge, um im Alter ein zusätzliches finanzielles Polster zu haben, ist die Bereitschaft, damit zu beginnen, der alles entscheidende Punkt.

Aus meiner Sicht sollten daher bereits Eltern und Großeltern mit der finanziellen Vorsorge für ihre Kinder und Enkelkinder starten. Diese übernehmen später den Vertrag und sparen einfach weiter. Damit ist zugleich die Einstiegshürde genommen und die Frage „Soll ich oder soll ich nicht vorsorgen?“ bereits vorab entschieden.

Welche Vorsorgelösungen empfiehlt die Wiener Städtische ihren Kund:innen? Eine klassische oder fondsgebundene Lebensversicherung? Oder etwas ganz anderes?

Das kommt immer auf den individuellen Bedarf, die Möglichkeiten und die Lebensumstände an. Als Basis hat sich die Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge bewährt, denn es gibt in Österreich kein anderes gefördertes Produkt mit vergleichbaren steuerlichen Vorteilen.

Darüber hinaus kommt man langfristig – auch aufgrund der Inflation – an kapitalmarktnahen Produkten nicht vorbei. Wir sprechen hier von Hybridlösungen, also Kombinationen aus klassischer und fondsgebundener Lebensversicherung, bis hin zur reinen fondsgebundenen Lebensversicherung. Bei Kund:innen, die großen Wert auf Sicherheit legen, kann die klassische Lebensversicherung ihre Stärken ausspielen. Denn zu den Kernaufgaben einer klassischen Lebensversicherung zählen, neben der Absicherung des Lebensstandards im Alter, vor allem die finanzielle Absicherung der Familie im Todesfall, ein finanzielles Polster bei Eintritt von beispielsweise einer schweren Krankheit oder Pflegebedürftigkeit.

Darüber hinaus bietet nur die Lebensversicherung eine lebenslang garantierte Rente und das bereits bei Vertragsabschluss – ein klares Alleinstellungsmerkmal, das kein anderes Finanzprodukt zustande bringt.

Warum hinkt Österreich in der Kapitalmarktveranlagung anderen Ländern wie etwa den Niederlanden so weit hinterher, wo die Hälfte der Pensionszahlungen vom Kapitalmarkt kommt?

Aus meiner Sicht rührt das daher, dass wir das Thema der Finanzbildung im Rahmen der schulischen Ausbildung unserer Kinder sträflich vernachlässigen. Wenn ich davor von einer dringend notwendigen Bildungsoffensive gesprochen habe, dann inkludiert das auch eine gewisse Anpassung unserer Lehrpläne an aktuelle Erfordernisse. Dazu kommt ein klares Defizit an steuerlichen Anreizen bzw. Förderungen in der finanziellen Altersvorsorge.

Die Versicherungsbranche hat bereits vor geraumer Zeit konkrete Forderungen an die Politik gerichtet, wie beispielsweise die Halbierung der Versicherungssteuer, steuerliche Anreize für nachhaltige Veranlagungen, die Reform der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge oder die Anhebung der Förderung der betrieblichen Altersvorsorge. Das würde der privaten und betrieblichen Altersvorsorge einen deutlichen Schwung verleihen, den Menschen eine große Zukunftsangst nehmen und die finanzielle Sicherheit im Alter geben, die sie auch verdienen.

Zur Person

Ralph Müller startete im Jahr 2011 seine Tätigkeit in der Wiener Städtischen als Vertriebsvorstand, danach war er für das Risiko- und Finanzressort verantwortlich. Im Sommer 2018 wurde er Generaldirektor der Donau Versicherung. Anfang 2020 kehrte Müller als Vorstandsmitglied in die Wiener Städtische zurück und wurde Anfang 2021 zum Generaldirektor ernannt. Ralph Müller ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Information

Diese Seiten zum Themenschwerpunkt „Positionen 24“ basieren auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und werden finanziell von der Wiener Städtischen Versicherung unterstützt.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.