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Demografie-Falle: Umlagesystem bei Pensionen gerät in Schieflage

In Österreich leben seit 2021 mehr Senioren über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20.
In Österreich leben seit 2021 mehr Senioren über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20.gettyimages/skynesher
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Alterung. Während 1950 auf eine Person im Pensionsalter noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter kamen, so sind es heute nur noch drei Personen. 2040 werden es nur noch zwei sein. Lösungen sind gefragt.

Betrachtet man das Pensionsantrittsalter, so hat sich in den letzten rund 50 Jahren kaum etwas verändert. 1970 lag es bei Frauen und Männern bei 60,4 bzw. 61,9 Jahren, 2022 bei 60,1 bzw. 62,1 Jahren. Eine starke Veränderung ist im gleichen Zeitraum hingegen bei der Lebenserwartung eingetreten. 1970 wurden Frauen im Schnitt 73,4 und Männer 66,6 Jahre alt, aktuell liegt die Erwartung bei 83,8 bzw. 79 Jahren. Während Frauen und Männer 1970 also 13 bzw. 5 Jahre in Pension verbrachten, sind es heute 23 bzw. 17 Jahre.

Mehr Senioren denn je

Bereits seit 2021 leben in Österreich mehr Senioren über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20. Und die Situation wird sich künftig verschärfen. Die Anzahl der Pensionen hat sich durch die geburtenstarken Jahrgänge, die in den Ruhestand getreten sind, sowohl 2021 als auch 2022 erhöht. Vergangenes Jahr wurde ein Rekord von 123.000 Neuzugängen vermeldet. Wenn − wie es bereits aktuell der Fall ist − die Babyboomer in Pension gehen, sind neue Rekordzahlen zu erwarten.

Die Zahlen sprechen für sich, die Conclusio ist eindeutig: Bei steigender Lebenserwartung, aber unverändertem Pensionsantrittsalter gerät das Pensions-Umlagesystem in Schieflage. Schon heute fließt jeder vierte Steuer-Euro in Pensionszahlungen; Geld, das für Zukunftsinvestitionen, etwa in Bildung, Bekämpfung des Klimawandels oder Wissenschaftsförderungen, fehlt. Auswirkungen auf das Pensionsthema hat ebenfalls der Teilzeittrend.

Teilzeit-Dilemma

Laut Statistik Austria hat sich die Teilzeitquote (Anteil an Erwerbstätigen in Prozent) in den letzten 15 Jahren von 23,5 auf 30,5 Prozent erhöht. Problematisch ist dies vor allem aus Sicht von Frauen (mehr als jede Zweite arbeitet in Österreich in Teilzeit), wie Berechnungen der Wiener Städtischen Versicherung zeigen: Wenn eine Frau 40 Jahre Vollzeit arbeitet, bei einem Durchschnittseinkommen von 3000 Euro brutto, bekommt sie eine Pension in Höhe von 2136 Euro brutto; bei 20 Jahren Teilzeit sind es nur mehr 1602 Euro brutto, sprich um ein Viertel weniger. Das Thema ist freilich nicht rein weiblich besetzt. Bei den Männern hat sich seit 2008 die Teilzeitquote um rund 50 Prozent erhöht. Die Tendenz ist steigend, da auch immer mehr jüngere Menschen in Teilzeit arbeiten.

Private Vorsorge

Wie brisant die Lage ist, zeigt sich, wenn bei Umfragen junge Menschen immer öfter angeben, dass sie damit rechnen, später einmal keine staatliche Pension zu bekommen. Dazu Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung: „Das stimmt so nicht. Es wird eine Pension geben. Die große Frage ist, wie hoch sie sein wird.“ Umso wichtiger sei es, schon in jungen Jahren vorzusorgen: „Private Vorsorge kann das staatliche Pensionssystem entlasten, weil sie die Kaufkraft im Alter stärkt. Davon profitieren nicht nur jene, die vorsorgen, sondern auch die gesamte Volkswirtschaft.“

Gefordert ist laut Müller auch die Politik: „Anreize für private Vorsorge müssen gestärkt werden, etwa durch die Halbierung der Versicherungssteuer für Lebensversicherungen. In Zeiten höherer Zinsen haben Kund:innen die Steuer in knapp einem Jahr verdient, jetzt brauchen sie dafür zwei Jahre.“


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