Umwelt, Technik, Klima

Erdbeben verändern Flussläufe abrupt

Vor rund 2500 Jahren hat ein Erdbeben den Lauf des Ganges plötzlich geändert. Das zeigen Sedimente im heutigen Bangladesch, hier am Beispiel einer Sandspalte.
Vor rund 2500 Jahren hat ein Erdbeben den Lauf des Ganges plötzlich geändert. Das zeigen Sedimente im heutigen Bangladesch, hier am Beispiel einer Sandspalte.Uni Sbg/Chamberlain
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Die Meldungen der heimischen Umwelt- und Klimaforschung außerdem mit fossilen Meerestieren, der Bitte um Insektenfotos, einer virtuellen Umgebung für nachhaltige Gebäudeplanung und einer Orangenduftfalle für Weinbau-Schädlinge.

Vor 2500 Jahren: Beben änderte den Ganges

Am Donnerstag gab es ein leichtes Erdbeben in Tirol bei Landeck. Christoph von Hagke der Uni Salzburg hat jetzt erkundet, was Erdbeben in der Umwelt anrichten (Nature Communications). Bisher war nicht bekannt, wie Erdbeben auf Flussverläufe wirken. Die Daten des internationalen Teams stammen von einem prähistorischen Erdbeben vor 2500 Jahren im bengalischen Delta des Ganges (heute Bangladesch). Die Sedimente machen sichtbar, dass ein starkes Erdbeben zur Umlenkung des Ganges führte: Der frühere Hauptarm wurde plötzlich aufgegeben. Die Berechnungen helfen für Vorhersagen von Naturgefahren in unserer Zeit: Heute wären Erdbeben mit Überschwemmungen im dicht besiedelten Bangladesch eine Katastrophe für Millionen Menschen.

Vor 150 Mio. Jahren: Sechs Arme beim Schlangenstern

150 Millionen Jahre alt ist das besondere Meerestier, das bei Ausgrabungen in Baden-Württemberg entdeckt wurde. Ein europäisches Team mit Andreas Kroh und Viola Winkler vom Naturhistorischen Museum Wien schaute dem gut erhaltenen Schlangenstern tief ins Innere (Proceedings B: Biological Sciences). Der Stachelhäuter aus der Jurazeit war noch sechsstrahlig, also mit sechs Armen, während heute Schlangensterne und die nahe verwandten Seesterne fünfstrahlig sind. Die Forschenden erkannten, dass das Fossil kurz vor dem Tod per asexueller Vermehrung geklont wurde: Es ist aus einem Teil seiner Eltern entstanden und hat den restlichen Körper nachwachsen lassen.

<em>Ophiactis hex</em> sp. nov., Holotypus SMNS 70508; Nusplingen Lithographic Limestone (Nusplingen Formation), Beckeri Zone, Ulmense Subzone, late Kimmeridgian, Late Jurassic, Nusplingen, Deutschland. Aus: „Fossil evidence for the ancient link between clonal fragmentation, six-fold symmetry and an epizoic lifestyle in asterozoan echinoderms“ in <em>Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences</em>
Ophiactis hex sp. nov., Holotypus SMNS 70508; Nusplingen Lithographic Limestone (Nusplingen Formation), Beckeri Zone, Ulmense Subzone, late Kimmeridgian, Late Jurassic, Nusplingen, Deutschland. Aus: „Fossil evidence for the ancient link between clonal fragmentation, six-fold symmetry and an epizoic lifestyle in asterozoan echinoderms“ in Proceedings of the Royal Society B: Biological Scienceshttps://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rspb.2023.2832

Heute: Fotos belegen, wie es den Insekten geht

Sommer und Ferienstimmung: Wer raus in die Natur geht, kann der Forschung helfen, unsere Insektenvielfalt zu dokumentieren. Ob mit den Handys oder digitalen Kameras: Jedes Foto ist wertvoll. Bis 31. Juli sucht das Citizen-Science-Award-Projekt „Insekten entdecken“ noch Kinder und Erwachsene, die Sichtungen der vier Fokusgruppen Libellen, Tagfalter, Hummeln und Heuschrecken melden. Über die Plattform (per App oder Homepage) naturbeobachtung.at können die Bilder hochgeladen werden. Heimische Forschungsteams werten die Sichtungen aus und bestimmen, welche Arten vom Klimawandel besonders betroffen sind und wie sich der Bestand der Insekten entwickelt.

Grünes Heupferd (<em>Tettigonia viridissima</em>)
Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima)Dominique Zimmermann

In der virtuellen Realität nachhaltiges Bauen ausprobieren: Simulation hilft, Gebäude günstig und energieeffizient zu planen

Was sind die konkreten Vorteile neuer energieeffizienter Technologien oder thermischer Sanierungsmaßnahmen? Um darauf in Echtzeit antworten zu können, hat Christina Hopfe von der TU Graz mit ihrem Team ein Tool entwickelt, das mittels Virtual Reality (VR)-Simulation die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Baumaßnahmen sichtbar macht („Beyond“). Nutzerinnen und Nutzer können in der VR-Umgebung die physikalischen Parameter eines Gebäudes verändern – und die Auswirkungen selbst erleben. Will man etwa eine Wand dämmen, kann man Wandaufbau und Materialeinsatz sowie die Größe der Fensterflächen variieren. Rückmeldung gibt es durch Anzeigen, Audiohinweise und haptisches Feedback. Die Simulation informiert auch über die jeweils entstehenden Kosten.

Die Sonneneinstrahlung und die vorhandene Fensterfläche müssen bei der Einstellung des Thermostats berücksichtigt werden.
Die Sonneneinstrahlung und die vorhandene Fensterfläche müssen bei der Einstellung des Thermostats berücksichtigt werden.ISDS/TU Graz

Wirksames Biozid gegen Kirschessigfliege entwickelt: Eine Falle lockt die Schädlinge mit Orangenduft von Weinreben weg

Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) ist eine Plage für den Obst- und Weinbau. Sie legt ihre Eier in heranreifende Trauben und Beeren und gefährdet so die Ernte. Der Zoologe Manfred Hartbauer entwickelte mit seiner Arbeitsgruppe an der Uni Graz nun eine trickreiche Falle. Als Lockmittel dient eine Mischung aus einer Salzlösung und ätherischen Ölen der Orange – die Frucht ist in ihrem Herkunftsgebiet in Asien das Hauptangriffsziel der Fliege. Versuche im Labor zeigten, dass das Biozid sie von Weintrauben weglockt und abtötet. Der Larvenbefall wurde dadurch um 75 Prozent reduziert. In einem nächsten Schritt definieren die Forscher die Leitsubstanzen, um sie zur Zulassung einzureichen. Die Überführung in ein marktfähiges Produkt wird von der FFG gefördert. Potenzial sieht Hartbauer vor allem im Bioweinanbau.

(APA/cog/vers)

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