15 Jahre Presse am Sonntag

Alphabetisierung der Schriftstellerin

Schriftstellerin Eva Menasse in ihrem Garten in Brandenburg.
Schriftstellerin Eva Menasse in ihrem Garten in Brandenburg. Matthias Ziegler
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Ein Garten ist eine Bibliothek anderer Art. Man muss lernen, darin zu lesen, so wie Eva Menasse, die vom Scheitern und vom Erfolg berichtet und mit ihrem rosenumkränzten Hexenreich den idealen Ort zum Schreiben, Denken, Feiern geschaffen hat.

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Über diesen Satz Ludwig Wittgensteins kann man ein Leben lang nachdenken, man kann ihn auch aus unterschiedlichen Perspektiven überprüfen.

Über 7000 Sprachen kennt die Menschheit. Wer eine andere als seine Muttersprache sehr gut erlernt, am besten in einem fremden Land, der beginnt in dieser Sprache auch zu denken und bestenfalls sogar zu fühlen – und nichts anderes passiert, wenn man tief in die Natur hineinschaut und durch die Risse im Gewebe der sogenannten Zivilisation auf die andere, die wilde Seite blickt. Man beginnt langsam zu verstehen und die Natur lesen zu lernen.

Die Menschen, heißt es, hätten den Tieren die Sprache voraus. Wie arrogant, wie ignorant. Die Welt um uns spricht ihre eigenen Sprachen, und es sind unerschöpflich viele. Man muss nur hören, schauen, lernen.

Vielsprachigkeit in der Natur

Ich stelle mir vor, ich gehe durch den Garten, und ich kenne die Namen der Pflanzen nicht. Ich wüsste nicht, welcher Vogel singt, ob er sein Revier verteidigt, ob er einen Partner anflötet oder einfach ein Schwätzchen hält, wie die jungen Meisen das gerade in Scharen tun. Sie sind wie Kindergartenkinder, die ununterbrochen die Schnäbel aufreißen vor Begeisterung für die Welt. In diese Vielsprachigkeit kann man eintauchen oder nicht, aber es ist schwierig, sie jenen näherbringen zu wollen, die sich nicht dafür interessieren.

Ute Woltron und Eva Menasse (v. l.) während ihrer gemeinsamen Zeit beim „Profil“.
Ute Woltron und Eva Menasse (v. l.) während ihrer gemeinsamen Zeit beim „Profil“. Privat

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