Der Noch-Premier der Niederlande wird bis Oktober als neuer Nato-Chef nach Brüssel übersiedeln. Einer Lehrverpflichtung an einer Hauptschule in Den Haag (ein Tag pro Woche) will er indes weiter nachkommen.
Brüssel/Den Haag. Der noch interimistisch amtierende niederländische Regierungschef Mark Rutte will auch in seiner neuen Funktion als Chef des westlichen Militärbündnisses Nato weiterhin an einer Schule in Den Haag unterrichten. Er wolle prüfen, ob das „auf irgendeine Weise“ möglich sei, sagte Rutte am Freitag Reportern in Den Haag.
Der rechtsliberale Politiker soll im Juli offiziell von den 32 Mitgliedsstaaten der Nato zum Nato-Chef gekürt werden und am 1. Oktober dem Norweger Jens Stoltenberg nachfolgen. Rutte, ein Rechtsliberaler, war knapp 14 Jahre Premier der Niederlande. Der studierte Historiker, der Single ist und einen relativ unkonventionellen Lebensstil pflegt, hatte aber weiterhin einmal in der Woche Gesellschaftskunde an einer Hauptschule in Den Haag unterrichtet. Er wird zwar nach Brüssel in die Amtswohnung des Nato-Chefs ziehen. Doch an Wochenenden wolle er nach Den Haag zurückkommen, sagte er. Das dürfte nicht schwer sein, Brüssel und Den Haag sind per Zug bzw. Auto etwa zwei bis drei Stunden voneinander entfernt.
Im Sommer 2023 war Ruttes Mitte-Rechts-Koalition geplatzt und er hatte seinen Abschied aus der Politik angekündigt. Nach der Parlamentswahl im November, die eine klare Mehrheit Mitte-Rechts erbrachte und im Kern die extrem rechte Freiheitspartei von Geert Wilders als Sieger sah, dauerten die Koalitionsverhandlungen monatelang an. Erst Ende Mai verständigte man sich auf Dick Schoof als neuen Premier, der aber erst im Juli übernimmt. Schoof war zuletzt ein hoher Beamter im Justiz- und Sicherheitsministerium und zuvor Chef des nationalen Geheimdienstes; er ist parteilos, war aber früher Mitglied der Arbeiterpartei.
Rutte hatte im Vorjahr gesagt, dass er gerne auch in Vollzeit als Lehrer arbeiten wolle. Doch er war unter anderem von den USA mehrfach gefragt worden, für den Posten als Nato-Chef zu kandidieren, und fand schnell Befürworter etwa in Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Vor allem Ungarn und die Slowakei traten indes auf die Bremse und stimmten erst vor wenigen Tagen für Rutte. Rumäniens Präsident, Klaus Iohannis, zog am Donnerstag seine Kandidatur für den Nato-Chefposten zurück. (APA/DPA/wg).