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Wien verliert für zwei Monate wichtige Verbindungen im öffentlichen Verkehr

Zwei Monate lang bleiben mehrere Stationen, unter anderem der Praterstern, gesperrt.
Zwei Monate lang bleiben mehrere Stationen, unter anderem der Praterstern, gesperrt.Clemens Fabry
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Die Stammstrecke der S-Bahn ist im Sommer zwischen Praterstern und Floridsdorf gesperrt. Für viele Fahrgäste wird das sehr mühsam. Auch bei der U4, den Linien 2, 26 und O kommt es zu Einschränkungen. Ein Überblick.

Wien verliert im Sommer für zwei Monate eine der wichtigsten Verbindungen im öffentlichen Verkehr. Von 29. Juni bis 2. September ist die Stammstrecke zwischen Praterstern und Floridsdorf gesperrt, und damit ein zentrales Stück der meistbefahrenen Nahverkehrsstrecke Österreichs. Mit gutem Grund, schließlich wird die Strecke modernisiert, um künftig noch mehr und längere Züge abfertigen zu können. Doch für die Fahrgäste bedeutet das eine massive Einschränkung und zum Teil sehr mühsame Umwege.

1 Warum kommt es zur Sperre, wie lang dauert sie?

Von 29. Juni null Uhr bis 2. September 4 Uhr ist die Strecke zwischen Praterstern und Floridsdorf gesperrt. Konkret wird an den Stationen Praterstern, Handelskai und Traisengasse gearbeitet. Zwei Monate dauert die Sperre – und das gleiche Spiel wird es auch 2025 und 2026 im Juli und August geben. Warum gerade im Sommer? Das sind die frequenzschwächeren Monate, in denen viele Fahrgäste auf Urlaub sind. Die, die im Sommer unterwegs sind, werden es aber natürlich zu spüren bekommen.

Die S-Bahn-Sommersperren in Wien
Die S-Bahn-Sommersperren in WienDie Presse/PW

2 Was bedeutet das für die Fahrgäste der S-Bahn?

Zwischen Praterstern und Floridsdorf wird ein Schienenersatzverkehr mit 27 Bussen eingerichtet – zum Einsatz kommen in der Regel ÖBB-Postbusse, die mit „Schienenersatzverkehr“ beschriftet sein werden. Die werden natürlich nicht in der Geschwindigkeit unterwegs sein wie die Züge, aber die ÖBB versprechen tagsüber ein Intervall von fünf Minuten. Als Alternative verweisen die ÖBB auf die Wiener Linien. Von Floridsdorf nach Meidling kann die U6 zum Ausweichen genutzt werden, sonst raten die ÖBB zum Umstieg auf Straßenbahn und Bus. Wer von Leopoldau aus in die Stadt will, hat mit der U1 eine Alternative zur Verfügung.

3 Und wie sieht die Lage für Pendlerinnen und Pendler aus?

Pendler nördlich von Wien müssen schauen, wie sie nach Floridsdorf kommen. Von dort fahren die S-Bahnen und REX-Züge ab – wenn auch mit Fahrplanänderungen und Zugausfällen. Züge der Linien S1 Richtung Marchegg entfallen, zwischen Wien-Süßenbrunn und Gänserndorf wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Und für den REX1 Richtung Břeclav gibt es neben der Abfahrt aus Floridsdorf auch alternierend eine andere Route – er wird zwischen Deutsch-Wagram und Wien Hauptbahnhof über Stadlau und Simmering umgeleitet.

Pendler im Süden müssen innerhalb Wiens zum Praterstern kommen, weiter südlich gibt es einige Ausfälle und Sperren zwischen Wiener Neustadt und Liesing – die sind aber unabhängig von der Stammstrecke.

4 Gelten beim Ausweichen über die Wiener Linien die ÖBB-Tickets?

In den Abschnitten, die die ÖBB als Ausweichroute anführen, werden ÖBB-Tickets von den Wiener Linien anerkannt. Das betrifft die U-Bahnlinien bzw. Straßenbahnen, die nötig sind, um die gesperrte Strecke zu überbrücken, also etwa auf der U6 zwischen Floridsdorf und Meidling oder auf der U1 zwischen Leopoldau und Wien Hauptbahnhof, aber auch auf der U4 zwischen Heiligenstadt und Schottenring bzw. Schwedenplatz und Längenfeldgasse.

5 Was wird auf der gesperrten Strecke überhaupt gemacht?

Im Großen und Ganzen sind es vier Maßnahmen, die die ÖBB bei der Sanierung angehen. Erstens wird das digitale Zugsicherungssystem ETCS eingebaut, das dichtere Intervalle ermöglicht. Zweitens werden Bahnsteige verlängert, damit längere Züge eingesetzt werden können. Drittens werden Gleise, Weichen und Oberleitungen erneuert sowie neue Abstell- und Wendeanlagen errichtet. Und viertens werden Viadukte, Brücken, Tunnel und Stützmauern saniert und verstärkt.

6 Und wo wird diesen Sommer konkret was passieren?

Die Station Strandbäder war seit Jahren eine Geisterstation, sie wird komplett abgebrochen. Bei der Station Handelskai, man kann es schon sehen, laufen die Arbeiten für die Bahnsteigverlängerung inklusive eines neuen Zu- und Abgangs am Maria-Restituta-Platz (der Vorplatz mit den Marktstandeln). In der Station Traisengasse wird ebenfalls der Bahnsteig verlängert, im Bereich Donaueschingenstraße werden ein neuer Zu- und Abgang errichtet. Und die Station Praterstern bekommt neben längeren Bahnsteigen eine Wendeanlage für Züge.

7 Welche Maßnahmen sind nach diesem Sommer geplant?

Bei den künftigen Sperren der S-Bahn-Stammstrecke werden andere Abschnitte in Angriff genommen. Unter anderem werden im Herbst 2026 die Viadukte im zweiten Bezirk komplett abgebrochen und neu errichtet – erbaut wurden sie 1859, nun sind sie am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Die Viaduktbögen im dritten Bezirk werden saniert. Die rund 60 Jahre alte Große Ungarbrücke wird abgebrochen und in gleicher Lage neu errichtet – das ist die Konstruktion vor der Raiffeisenzentrale bei der Station Wien Mitte, die über die S-Bahn-Strecke führt und die man kaum als Brücke wahrnimmt. Immerhin, während der Bauarbeiten soll die Brücke beschränkt befahrbar und begehbar bleiben. In der Station Belvedere werden die Bahnsteige verlängert und die Bahnsteigkanten angehoben, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen, auch soll es neue Zu- und Abgänge im Schweizergarten in Richtung Fasanviertel geben.

8 Wie lang müssen Fahrgäste jetzt mit Sperren und Ausfällen leben?

Der Plan sieht vor, dass die Sanierung der Stammstrecke bis Ende 2027 abgeschlossen sein soll. Große Sperren wird es also noch einige geben. Die Juli- und Augustsperre zwischen Praterstern und Floridsdorf ist für 2025 und 2026 erneut vorgesehen. Von September 2026 bis Oktober 2027 ist der südliche Teil der Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Praterstern komplett gesperrt, von November bis Dezember 2027 die Strecke von Meidling bis Rennweg. Ab Ende 2027 sollte die Stammstrecke wieder durchgängig befahrbar sein.

9 Funktionieren wenigstens alle anderen Verkehrsmittel?

Das wäre schön. Allein, die Realität sieht anders aus. Zwischen 29. Juni und 1. September ist etwa die Wiener U4 zwischen Schwedenplatz und Schottenring gesperrt. Auch bei den Straßenbahnen gibt es Einschränkungen, unter anderem bei den Linien 2, 26 und O. Und die Badner Bahn hält im Sommer nicht zwischen Inzersdorf Lokalbahn und Vösendorf-Siebenhirten. Und auch, wenn jede Baumaßnahme wohl ihre Berechtigung hat – für die Fahrgäste wird der Sommer nicht besonders lustig.

Mehr Infos unter: www.s-bahn.wien

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