Künstliche Intelligenz

So viel Arbeitszeit spart künstliche Intelligenz jede Woche

Künstliche Intelligenz spart Arbeitszeit. Ob sie uns produktiver macht, hängt auch davon ab, wie die Arbeitszeitersparnis genutzt wird.
Künstliche Intelligenz spart Arbeitszeit. Ob sie uns produktiver macht, hängt auch davon ab, wie die Arbeitszeitersparnis genutzt wird.Imago / Natalia Penado
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Immer mehr Menschen nutzen künstliche Intelligenz (KI) im Arbeitsalltag und schaufeln sich damit Zeit frei. Wie sie diese Zeit nutzen, ist Inhalt einer neuen Umfrage. Und auch, ob die Menschen KI eher als Freund oder als Feind sehen.

Es ist ein bisschen widersprüchlich mit der künstlichen Intelligenz (KI). Denn wenn KI-Werkzeuge wie das Sprachmodell ChatGPT im Arbeitsalltag immer öfter eingesetzt werden, fördert das laut einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) zwei Gefühle: Das Vertrauen in die Technologie wächst, aber die Angst vor ihr auch. Man könnte es so beschreiben: Die KI hilft einem dabei, die eigene Arbeit besser zu erledigen. Aber wehe, die Technologie wird so gut, dass sie die Arbeit alleine hinbekommt. BCG deutet die Ergebnisse in einer Aussendung so: „Der vorsichtige Optimismus im Zusammenhang mit der Technologie wächst“.

BCG hat für die großangelegte Studie weltweit mehr als 13.000 Personen zu ihrem Verhältnis zu generativer KI befragt. Nicht nur Führungskräfte, sondern auch einfache Beschäftigte waren unter den Umfrageteilnehmern. Während in den Führungsetagen rund die Hälfte der Befragten KI mit Zuversicht sehen, sind es in der Belegschaft nur ein Drittel. Jeder fünfte sogenannte „frontline employee“ sieht die Technologie mit Sorge, bei Top-Führungskräften sind es nur 15 Prozent. Im mittleren Management überwiegt bei 41 Prozent die Zuversicht, bei 18 Prozent die Angst.

Immer breiter eingesetzt

Während KI bereits 2023 von 80 Prozent der Top-Führungskräfte genutzt wurde, zogen im Vorjahr nur 46 Prozent der mittleren Führungsebene und überhaupt nur 20 Prozent eine KI regelmäßig zurate. Die heurige Umfrage zeigt, dass die Technologie inzwischen in allen Bereichen der Unternehmenswelt angekommen ist. Denn binnen eines Jahres erhöhte sich die Zahl der einfachen Beschäftigten, die regelmäßig beruflich KI nutzen, auf 43 Prozent. Nimmt man auch die private Nutzung hinzu, sind es sogar 52 Prozent. Die Zahl der mittleren Manager wuchs auf 64 Prozent, und jene auf der Führungsebene auf 88 Prozent. 2023 war das Jahr des Experimentierens, jetzt nutzt man KI, so die BCG-Interpretation.

Auch wenn sich der durch die Digitalisierung versprochene Produktivitätsschub bislang statistisch nicht nachweisen lässt (mehr dazu lesen Sie hier): Produktiver machen Technologien wie KI laut BCG-Umfrage allemal. Zumindest gefühlt. Denn 84 Prozent der Befragten gaben an, dass KI Zeit spart. 81 Prozent gaben an, dass die Qualität der eigenen Arbeit durch KI auch besser wird. 80 Prozent gaben an, dass sie aufgrund von KI weniger Zeit mit administrativen Tätigkeiten verbringen müssen.

KI spart Zeit

„Der Produktivitätsschub wird kommen“, ist sich Michael Widowitz im Gespräch mit der „Presse“ sicher. Der Berater ist Partner bei BCG X und dort zuständig für künstliche Intelligenz. „Ich arbeite mit Kunden an konkreten Projekten, bei denen KI zur Produktivitätssteigerung eingesetzt wird“. Wobei freilich auch die Frage ist, was Beschäftigte mit der durch KI gewonnenen Zeit machen – ob es Unternehmen gelingt, die freigewordene Zeit für Produktivitätssteigerungen zu nutzen, oder ob Beschäftigte tendenziell den Feierabend vorverlegen.

BCG hat abgefragt, wie die Zeitersparnis genutzt wird: 41 Prozent schaffen dadurch mehr Arbeitsschritte, 35 Prozent sind schneller mit der Arbeit fertig und gehen früher nachhause. Immerhin 38 Prozent gaben an, die zusätzliche Zeit zu nutzen, indem sie mit KI experimentieren. Jedenfalls gaben ganze 58 Prozent der regelmäßigen KI-Nutzer an, durch KI fünf oder mehr Stunden je Woche einsparen zu können. „Es sind meist die unbeliebtesten Arbeitsstunden, die durch KI wegfallen“, erklärt Widowitz.

Von eingesparter Zeit zum eingesparten Job

Eine Gefahr, die nicht wenige mit Blick auf die KI sehen, ist: Irgendwann könnte die Technologie einzelnen Beschäftigen so viel Zeit sparen, dass letztlich der ganze Arbeitsplatz in Gefahr kommt. 79 Prozent der Befragten erwarten, dass KI ihren Job grundlegend verändern wird. 42 Prozent glauben, dass ihr Job in den kommenden zehn Jahren obsolet werden könnte. Dass immer mehr Menschen um ihren Job fürchten, hat damit zu tun, dass immer mehr Menschen KI nutzen – und den Einfluss der Technologie auf ihre Arbeit bewusster wahrnehmen.

Top-Manager müssen weniger um ihren Job fürchten, sie müssen es aber schaffen, KI im Unternehmen auszurollen und sinnvoll einzusetzen. Die größte Herausforderung sei aktuell die fehlende KI-Kompetenz von Mitarbeitern außerhalb von technischen Rollen. Vielen Unternehmensführern ist auch noch nicht ganz klar, wo im Unternehmen KI eingesetzt werden sollte. Perspektivisch beschäftigen die Führungsetagen vor allem Themen wie die Umschulung von Mitarbeitern und das Anpassen von Arbeitsprozessen. Und die Kosten, die KI mit sich bringt. Denn es reicht nicht, einem KI-Hersteller Lizenzgebühren zu zahlen und die Technologie über bestehende Prozesse drüberzustülpen. „KI zwingt Unternehmen, ganze Prozesse fundamental umzustrukturieren“, erklärt Widowitz. (luis)

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