Gruppe B

Kroatien und Italien: Das große Zittern der Giganten

Mateo Kovačić (M.) und Kroatien lecken ihre Wunden.
Mateo Kovačić (M.) und Kroatien lecken ihre Wunden.Reuters/Lisi Niesner
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Kroatien und Italien gehen ernüchtert in das direkte Duell, den Showdown um das Achtelfinale. Für eines der beiden Teams wird die EM wohl zum Debakel werden.

Die Furcht vor dem nächsten italienischen Debakel wollte Gianluigi Buffon am liebsten komplett ausblenden. „Wir dürfen nicht mit Angst ins Spiel gehen“, sagte der Teammanager der „Squadra Azzurra“, der nach den verpassten Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ein neuerlicher Tiefpunkt droht. Im EM-Gruppenfinale gegen Kroatien am Montag (21 Uhr, live Servus TV, ZDF) kämpfen in Leipzig sowohl der Titelverteidiger als auch der WM-Dritte gegen das vorzeitigen Vorrunden-Aus. „Wir müs­sen die Sicherheit und das Vertrauen in uns wiederfinden“, forder­te Buffon.

Federico Dimarco und seine italienischen Kollegen blieben bisher vieles schuldig.
Federico Dimarco und seine italienischen Kollegen blieben bisher vieles schuldig.GEPA pictures / Witters/ Tim Groothuis

Nach dem absolut chancenlosen Auftritt beim 0:1 gegen Spanien geht Italien zwar mental angeschlagen in die Partie, aber doch mit der deutlich besseren Ausgangslage. Dem Team von Trainer Luciano Spalletti genügt bereits ein Punkt, um den Einzug in das Achtelfinale als Gruppenzweiter perfekt zu machen. Das bislang komplett enttäuschende Kroatien braucht dagegen nach nur einem Punkt aus zwei Spielen einen Sieg.

Streitfigur Modrić

Mit Platz drei bei der WM und dem Finaleinzug in der Nations League hatte sich das Team von der Adria den Status des Geheimfavoriten erkämpft. Doch die goldene Generation der Kroaten ist in die Jahre gekommen. Beim 2:2 gegen Albanien lief die älteste kroatische Mannschaft auf, die es jemals bei einer EM gab. Die fehlende Spritzigkeit ist den Routiniers um Luka Modrić (38) und Ivan Perišić (35) anzumerken. „Es fehlt uns an Aggressivität. Wir sind oft zu weit weg vom Ball und dem Gegner“, bemängelte Coach Zlatko Dalić.

Ist Kroatiens Kapitän Luca Modrić noch gut genug?
Ist Kroatiens Kapitän Luca Modrić noch gut genug?APA / AFP / Ronny Hartmann

Die bislang schwachen Auftritte der Vatreni verbinden viele Experten vor allem mit Kroatiens Fußball-Legende Modrić. Der alternde Superstar spiel­te bei dieser Endrunde bislang quasi überhaupt keine Rolle. „Unsere Spieler werden älter und der Ausgang des Turniers ist total offen“, musste sich auch Dalić eingestehen. Der 57-Jährige kündigte dennoch trotzig an: „Für uns beginnt jetzt die K.-o.-Phase, also lasst es uns angehen.“

»Das war ein Rückschlag, den wir nicht erwartet hätten.«

Gianluigi Buffon

Italiens Teammanager

Doch gerade die Erfahrung der gegnerischen Mannschaft ist es, die den Italienern Sorgen bereitet. „Kroatien ist stark, sie haben Erfahrung und viele Spieler mit Qualität, da müssen wir aufpassen“, warnte Abwehrspieler Matteo Darmian. Das sonst so große Selbstvertrauen der stolzen Fußballnation ist nach dem schwachen Auftritt gegen Spanien massiv angeknackst. „Das war ein Rückschlag, den wir nicht erwartet hätten“, gab Buffon zu.

Vor allem Torhüter Gianluigi Donnarumma, der eine deutlich höhere Niederlage mit zahlreichen starken Paraden verhinderte, war frustriert: „Wir sind wütend, aber das sollten wir für die letzte Partie nutzen, wir haben unser Schicksal noch in der eigenen Hand“, forderte der Kapitän.

Rückkehr nach Wettskandal-Sperre

Zwar könnte Italien auch bei einer knappen Niederlage als einer der vier besten Gruppendritten noch weiterkommen, darauf will sich im Land des viermaligen Weltmeisters aber niemand verlassen. Dem Dritten droht ohnehin ein deutlich schwererer Weg durchs Turnier mit dem bislang überzeugenden Portugal als Achtelfinalgegner. Spalletti wird wohl auch deshalb mutige Schritte setzen. Der gegen Spanien schwache Jorginho (32) gilt als Kandidat für einen Platz auf der Ersatzbank, für ihn könnte Nicolò Fagioli (23) auflaufen. Es wäre der erste EM-Einsatz für den Mittelfeldspieler – kurz nach dem Ablauf seiner siebenmonatigen Sperre im italienischen Wettskandal. (red./ag.)

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