Vatikan

Papst schickt Benedikts ehemaligen Privatsekretär Gänswein ins Baltikum

Erzbischof Georg Gänswein bei einer Messe im August 2023 im Wallfahrtsort Maria Vesperbild.
Erzbischof Georg Gänswein bei einer Messe im August 2023 im Wallfahrtsort Maria Vesperbild.Imago / Annette Zoepf
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Die Stelle ist seit April vakant. Das Verhältnis des ehemaligen Privatsekretärs von Benedikt XVI. und Papst Franziskus gilt spätestens seit Gänsweins Buch-Veröffentlichung als belastet.

Der Papst hat Bischof Georg Gänswein, ehemaliger Privatsekretär von Benedikt XVI. und emeritierter Präfekt des Päpstlichen Hauses, zum Apostolischen Nuntius für die baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland ernannt. Dies teilte der Vatikan am Montag mit. Die Stelle ist vakant, seitdem Erzbischof Petar Rajič, ein Kanadier bosnisch-kroatischer Herkunft, am 11. März vom Papst zum Botschafter des Heiligen Stuhls für Italien und San Marino ernannt wurde.

Das Verhältnis zwischen Franziskus und Gänswein gilt seit vielen Jahren als belastet, weil sich Benedikt nach seinem Rücktritt 2013 häufig in kirchenpolitischen Fragen zu Wort gemeldet und den Kurs seines Nachfolgers kritisiert hatte. Dahinter vermuteten Beobachter den Einfluss Gänsweins, was dieser zurückwies. Für Unverständnis und Empörung sorgte im Vatikan, dass der Deutsche kurz nach Benedikts Tod ein Buch über diesen herausbrachte und es offensiv bewarb. „Nichts als die Wahrheit“ lautet der Titel des Werks.

Der Privatsekretär von Benedikt XVI.

Gänswein war viele Jahre Privatsekretär und Vertrauter des deutschen Papstes Benedikt VXI. und kümmerte sich bis zu dessen Tod 2022 um den emeritierten Pontifex. Der Deutsche war als Präfekt schon im Jahr 2020 dauerhaft von Papst Franziskus beurlaubt worden. Im Vatikan hatte er keine offizielle Funktion mehr.

Im Anfang April erschienenen Buch in Interview-Form „El Sucesor“ (Der Nachfolger), in dem der Papst vom spanischen Journalisten Javier Martínez-Brocal interviewt wurde, hatte Franziskus Gänswein einen „Mangel an Menschlichkeit“ vorgeworfen und ihn beschuldigt, den deutschen Papst „benutzt“ und Unwahrheiten verbreitet zu haben. „Das ist sehr traurig“, sagte das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. „Aber es hat mich verletzt, dass Benedikt benutzt wurde. Das Buch wurde am Tag der Beerdigung veröffentlicht, was ich als einen Mangel an Noblesse und Menschlichkeit empfand“. (APA)

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