Salzburger Festspiele

Neue Buhlschaft: Nicht ausschließlich Frau, in erster Linie Mensch

Jedermann Philipp Hochmair und Buhlschaft Deleila Piasko am Montag, in Salzburg.
Jedermann Philipp Hochmair und Buhlschaft Deleila Piasko am Montag, in Salzburg. APA / SF / Neumayr/leo
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Der Salzburger „Jedermann“ wird heuer unter der Regie von Robert Carsen aufgeführt. Verbunden ist das Stück mit vielen Traditionen, auch Klischees. Wie ist der Blick von Philipp Hochmair und Deleila Piasko auf ihre Rollen?

Philipp Hochmair ist wohl der erste neue Jedermann, der viel einschlägige Erfahrung in der Rolle mitbringt. 2013 entstand seine Solo-Version „Jedermann (reloaded)“, von der er seither etliche neue Fassungen erarbeitet hat. 2018 sprang er am Domplatz für den erkrankten Tobias Moretti ein – ein pures Adrenalin-Bad, wie er später gestand. Seit drei Wochen probt er nun unter Carsen eine Neuinszenierung.

Und es wird ein heutiger „Jedermann“, wie er im Interview mit der Austria Presse Agentur sagt: „Ich glaube, dass dieser Jedermann ganz klar als Zeitgenosse erkennbar sein wird. Er wird nicht historisch angelegt sein, sondern heutig. Das kann ich auf jeden Fall schon verraten. Das ist ja auch die Spezialität von Regisseur Robert Carsen: Er kann historische Stoffe perfekt ins Heute ziehen. Hemmungslos. Ich bin ja mit dem Stück recht vertraut und bekomme nun eine ganz neue Lesart geschenkt, mit der ich mich auseinandersetzen und anfreunden darf, die mich bereichert. Das ist ein spannender Vorgang.“

Philipp Hochmair: „Ich glaube, dass dieser Jedermann ganz klar als Zeitgenosse erkennbar sein wird.“
Philipp Hochmair: „Ich glaube, dass dieser Jedermann ganz klar als Zeitgenosse erkennbar sein wird.“APA / SF / Neumayr/leo

Und in welche Richtung wird die Paarbeziehung mit der Buhlschaft Deleila Piasko gehen? Sie würden sich „gut matchen und vertragen“, sagt Hochmair. „Wie sich das Verhältnis lesen lässt, kann ich auch noch nicht beantworten. Da bin ich dann auf die Analyse der Kritik angewiesen. Es ist auf jeden Fall eine ganz frische Herangehensweise, nicht vorbelastet.“

Piasko ist übrigens die 38. Darstellerin der Buhlschaft. Und wie viele vor ihr versucht sich auch die 33-jährige Schweizerin freizumachen von den vielen Klischees und Traditionen, die mit dieser Rolle verbunden werden. Aber sie will sich „nicht groß meschugge zu machen, wie früher die Rolle interpretiert wurde“ und auch „Spaß haben und mich wirklich mit der Materie auseinandersetzen“. Alles andere versuche ich gar nicht so an mich ranzulassen. Das würde mich nur einengen.

Buhlschaft Deleila Piasko: Es soll „weniger um die Verpackung gehen als um den Inhalt“.
Buhlschaft Deleila Piasko: Es soll „weniger um die Verpackung gehen als um den Inhalt“.APA / SF / Neumayr/leo

Dass die Buhlschaft so etwas wie eine „Statusbestimmung der Geschlechterrollen“ ist, sieht sie auch so. „Ich will nicht von einem Idealbild zum nächsten wechseln. Was es braucht, ist eine Komplexität, und dass man sich freimacht von einem festen Bild. Ich bin ja nicht ausschließlich eine Frau, sondern in erster Linie ein Mensch. Ich möchte mich nicht nur mit der Frage beschäftigen: Wie stelle ich eine Frau dar? Sondern: Was ist die Wesenhaftigkeit dieser Figur?“

Dass der Jedermann die interessantere Rolle sei, lasse sich nicht leugnen – aber man wisse als Schauspielerin ja auch, worauf man sich einlässt. „Man muss nicht immer den Anspruch haben, eine intellektuelle politische Interpretation zu geben. Hier geht es um eine ganz andere Kraft, es geht um ganz andere Dinge, um Sinnlichkeit etwa – was auch schön ist.“ Wichtig sei, dass es weniger um die Verpackung geht als um den Inhalt.

Und das Brimborium etwa ums Kleid? Wird sie es mitmachen? „Für mich kann beides miteinander stattfinden. Ich kann mich freuen über ein schönes Kleid, und ich kann trotzdem meinem Partner Paroli bieten und muss nicht wie ein Häschen rumrennen. Man kann vieles gleichzeitig sein.“ Übrigens sieht sich Piasko ja nicht ausschließlich als Frau, sondern in erster Linie als Mensch. (APA/red.)

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