Luftfahrt

Airbus kämpft mit seinen Zulieferern – Aktie deutlich im Minus

Die A320-Baureihe ist die wichtigste für den Flugzeugbauer Airbus.
Die A320-Baureihe ist die wichtigste für den Flugzeugbauer Airbus. Morris Macmatzen/Getty Images
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Der Flugzeughersteller muss seine Ziele für 2024 zurückschrauben. Denn es fehlen ihm Teile an allen Ecken und Enden.

Die Auftragseingänge waren ziemlich solide und das Orderbuch voll. Doch all das hilft nichts, wenn die Zulieferer nicht mitspielen – und damit ist der europäische Flugzeugbauer Airbus nun konfrontiert. Das Unternehmen ist aufgrund wachsender Probleme bei seinen Triebwerkslieferanten dazu gezwungen, Abstriche bei seinen Zielen für das laufende Geschäftsjahr zu machen.

Statt der geplanten Auslieferung von 800 Flugzeugen in diesem Jahr werden wahrscheinlich nur 770 Stück an die neuen Eigentümer übergeben werden können, wie das Unternehmen mitteilte. Auch das Vorhaben, 75 Stück der Kurzstreckenmaschine A320 pro Monat zu bauen, wird erneut um etwa ein Jahr auf 2027 verschoben. „Wir laufen hoch, aber langsamer als erwartet“, sagte Konzernchef Guillaume Faury.

Das Unternehmen kämpft den Angaben zufolge mit einem generell hohen Anteil an fehlenden Komponenten, Engpässen bei Triebwerken, aber auch Zulieferproblemen in der Kabine und bei der Ausrüstung. Und auch die Einarbeitung und Qualifizierung von Fachkräften stelle sich momentan als Hindernis dar, so Airbus. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern seine Belegschaft um fast 13.600 Beschäftigte vergrößert, auch weil viele Leiharbeiter engagiert wurden. Für heuer ist der Ausbau der Belegschaft in der halben Größenordnung geplant. Airbus hatte sich für das heurige Jahr zunächst vorgenommen, seine Produktion deutlich auszuweiten. „Das ist eine neue Situation, mit der wir nicht gerechnet haben“, sagte Faury nun in einer Telefonkonferenz. Airbus hatte in der Vergangenheit schon vor Problemen bei der Lieferkette gewarnt, nachdem die Pandemie zuerst die Luftfahrtindustrie erschütterte und diese jetzt boomt. „Es gibt nicht den einen Flaschenhals, die Lieferkette ist eine Welt voller Flaschenhälse“, sagte Faury im Februar.

Flieger länger in der Luft

Bei Airbus sind Kabinenteile unter anderem deshalb knapp, weil Fluggesellschaften dazu gezwungen sind, ältere Flugzeuge umzubauen, und Airbus daher nicht ausreichend bestückt werden kann. Gleichzeitig kommt der Flugzeugbauer mit seinen Auslieferungen nicht hinterher, weshalb ältere Maschinen länger geflogen werden müssen.

Die lahmende Produktion hat auch Auswirkungen auf die Bilanzzahlen des Unternehmens: Statt eines operativen Ergebnisses (Ebit) von 6,5 bis sieben Mrd. Euro werden heuer nur noch 5,5 Mrd. Euro erwartet. Auch der operative Cashflow dürfte der aktualisierten Prognose zufolge mit 3,5 Milliarden Euro eine halbe Milliarde niedriger ausfallen als geplant.

Die Aktien des Unternehmens rutschten am Dienstagvormittag in der Spitze um fast zehn Prozent ab „Die Auslieferungen im Juni sind offensichtlich schleppend, und es gibt derzeit keine Garantie, dass das neue Auslieferungsziel bis zum Jahresende leicht zu erreichen sein wird“, sagt dazu Christophe Menard, Analyst bei der Deutschen Bank. Die Airbus-Aktie ist im bisherigen Jahr nicht überragend gelaufen, aber immerhin rund sechs Prozent im Plus. Konkurrent Boeing hat an der Börse seit Jänner dagegen 28 Prozent verloren.

Noch kein Rekord

Für Airbus ist die A320-Baureihe die wichtigste, dort sind über 80 Prozent der Auslieferungen geplant. Der Rest verteilt sich auf den A330, den A350 und den A220. Airbus verkauft den A320neo mit zwei Triebwerksvarianten: eine von einem Konsortium um GE und Safran, die andere von Pratt & Whitney und MTU Aero Engines. Bei beiden haben sich die Situation in den vergangenen Monaten verschlechtert, sagt Airbus-Chef Faury. Spirit AeroSystems wiederum steht vor dem Rückkauf durch die ehemalige Muttergesellschaft Boeing, die massive Qualitätsprobleme bei seinem Modell 737 Max auch auf Fehler bei Spirit zurückführt.

Spirit war 2005 von Boeing abgespalten worden und beliefert auch andere Flugzeugbauer wie Airbus. Der französisch-deutsche Konzern will aber auch künftig nicht von Zulieferteilen seines Erzrivalen Boeing abhängig sein. Daher müssen vor der Übernahme wohl einige Programme aus Spirit herausgelöst werden, die dann Airbus selbst übernehmen würde. Faury wollte sich zu den Verhandlungen nicht äußern.

Airbus musste seine Auslieferungsrate zum zweiten Mal seit 2022 nach unten schrauben. Dabei hatte das Unternehmen wohl darauf gehofft, von der aktuellen Krise, in die der US-Konkurrent Boeing geraten ist, profitieren zu können. Doch gleichzeitig, so schreibt es Reuters, seien die meistverkauften Flieger, sowohl von Airbus als auch von Boeing, weitgehend ausverkauft.

Ende 2023 standen in der Luftstartsparte von Airbus rund 8600 bestellte Maschinen im Orderbuch, was einem Wert von rund 490 Mrd. Euro entspricht. Ausgeliefert wurden 735 Flugzeuge, ein Jahr zuvor waren es 661. An den Rekord von 2019 mit 863 Fliegern kommt man aber noch nicht heran. (nst/ag.)

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