Wieso die Parfums de Marly eine fürstlich-herrschaftliche DNA haben und wieso Neroli nicht gleich Neroli ist – auch von Tom Ford.
Die letzte Parfumkolumne vor den Sommerferien enthält stets: a) einen Hinweis, dass Hölzer und Pudriges gerade nicht en vogue sind; b) die Warnung, dass Obstparfums bald zu Insektenmagneten werden; c) die Überzeugung, dass sich Düfte mit Zitrusnoten ideal für die heißen Tage eignen. Hurra, erledigt! Zu Punkt c) sei konsequenterweise diesmal hinzugefügt, wie interessant der neue (Herren-)Duft „Perseus“ der Parfums de Marly ist.
Die Marke ist ja schon an sich faszinierend: Erfunden hat sie Julien Sprecher, Namenspatron ist das Château de Marly von Louis XV., Begründer der berühmten „Cour parfumée“, also des parfümierten Hofes, in Versailles im 18. Jahrhundert. „Perseus“ nun bringt das Erdig-Holzig-Herbe von Vetiver auf einen Nenner mit einer spritzigen Grapefruit-Kopfnote. Das macht gute Laune und ein interessantes Spannungsfeld auf.
Auf eine Neuauflage eines Klassikers setzt indessen die Marke Tom Ford (nun ohne Tom Ford): „Neroli de Portofino“ aus der „Private Blend“-Kollektion ist ja ein Evergreen der Parfumwelt, in der neuen Version als Parfum darf die Orangenblüte lieblicher werden als zuvor. Ist „Perseus“ dank Vetiver eine schroffe Pampelmuse, so hat hier die wegen ihres herben Charakters so interessante Ursprungsversion etwas von ihrer knackigen Verknorrtheit eingebüßt. Ich meine, nicht alle Liebhaber von „Neroli de Portofino“ werden sich am neuen Parfum ebenso delektieren, dafür könnten ein paar neue Fans dazukommen.
