Morgenglosse

Okay, jetzt wird Österreich wirklich Europameister

Epische Szenen in Berlin: Österreichs Nationalteam regt zum Träumen an.
Epische Szenen in Berlin: Österreichs Nationalteam regt zum Träumen an.GEPA pictures / Johannes Friedl
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Der historische EM-Gruppensieg der österreichischen Fußballnationalmannschaft ist Bestätigung, Einladung zum Träumen und Warnung zugleich.

Ohne Abwehrchef (David Alaba), Einsergoalie (Alexander Schlager), Mittelfeld-Schlüsselspieler (Xaver Schlager) und Zwei-Meter-Sturmtank (Saša Kalajdžić) war Österreich in eine der schwierigsten Gruppen dieser Europameisterschaft gegangen. Es hat für den sensationellen Gruppensieg vor EM-Topfavorit Frankreich und den Niederlanden gereicht. Dass unter ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick am Dienstag zudem der erste Sieg über die Niederlande seit 34 (!) Jahren gelang, macht Rot-Weiß-Rot doch zum Titelanwärter, oder etwa nicht?

Die schon im Vorfeld der Endrunde spürbare Euphorie im Land und nicht wenige internationale Vorschusslorbeeren – Österreich galt vielerorts als heißer Außenseitertipp – gab es jedenfalls zurecht. Sich nun in Zufriedenheit zurückzulehnen ist aber so gar nicht der Stil von Rangnick. Sinnbildlich die Aussagen seines Schützlings Marcel Sabitzer: Ein Sommermärchen sei das (noch) nicht. Das Team hat Großes vor.

Hang zur Übertreibung

Klar, das Wort Europameister nimmt keiner der Hauptakteure in den Mund. Und klar, der Weg dorthin ist noch ein weiter. Doch wenn sich Griechenland die Krone 2004 gegen jede Wahrscheinlichkeit aufsetzen konnte, darf aus Fan-Sicht jetzt wohl erst recht geträumt werden. Ganz verloren gehen darf der österreichische Hang zur Übertreibung ja doch nicht.

Wenn dann sogar Rangnick persönlich davon spricht, dass die Fans euphorisch bleiben dürfen (weil seine Spieler schon damit umzugehen wissen), will das schon etwas heißen. So oder so hat sich diese ÖFB-Elf ein Denkmal gesetzt. Ein Denkmal, das mit Blick in die Vergangenheit aber auch als Warnung dienen kann. Davon, dass Sturm Graz in der Champions League 2000/01 als Gruppensieger aufstieg, wird hierzulande wohl bis in alle Ewigkeit gesprochen werden. Ebenso, dass die legendäre „Córdoba“-Nationalmannschaft bei der WM 1978 in der ersten Vorrunde vor Brasilien, Spanien und Schweden landete. Danach folgte für beide Mannschaften jedoch das vorzeitige Turnier-Aus. Diesmal soll alles anders werden.

E-Mails an: michael.stadler@diepresse.com

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