Pandemie

Prozess um Corona-Tote in steirischem Pflegeheim Tannenhof in der Endrunde

18 Menschen starben im Pflegeheim Tannenhof an oder mit Covid-19.
18 Menschen starben im Pflegeheim Tannenhof an oder mit Covid-19.Imago / Christoph Hardt
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Fünf großteils leitende Angestellte müssen sich wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten verantworten. Schuldig fühlte sich keiner der Angeklagten. Das Urteil könnte am Abend ergehen.

Im Landesgericht Leoben ist am Mittwoch der Prozess um die vielen Corona-Fälle in einem Pflegeheim im obersteirischen St. Lorenzen im Mürztal fortgesetzt worden. Fünf großteils leitende Angestellte müssen sich wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten verantworten. Schuldig fühlte sich keiner der Angeklagten, zwei verweigerten die Aussage. Nach der Erörterung der Gutachten könnte es noch abends ein Urteil geben.

Ab November 2020 waren im Pflegeheim Tannenhof 18 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben, insgesamt waren durchschnittlich 50 Bewohnerinnen und Bewohner in der Einrichtung. Wegen Personalmangels musste schließlich das Bundesheer aushelfen. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, dass sie „teils durch Unterlassung von Schutzmaßnahmen, teils durch Erteilung von Weisungen, dass nicht mehr zwischen positiv auf SARS-CoV-2 und negativ auf SARS-CoV-2 getesteten Bewohnern unterschieden werde“, Handlungen begangen hätten, die zur Verbreitung der ansteckenden Krankheit geführt haben sollen.

Medien an allem Schuld?

Einer der Verteidiger führte aus, dass die Medien an allem schuld seien. „Durch die Medien wird Druck erzeugt, deswegen sitzen wir hier“. Er sei überzeugt, „der wahre Grund, warum wir hier sind, ist, dass wir Corona medial aufarbeiten“. Dass so viele Menschen in dem Heim gestorben seien, habe verschiedene Ursachen, aber die Schuld bei den Angeklagten zu suchen, sei „extrem falsch“. Die Anwältin der Pflegedienstleiterin sah ihre Mandantin als „Bauernopfer“, da sie nicht die Kompetenz gehabt hätte, etwas zu ändern.

Seit Mai 2023 läuft der Prozess, allerdings immer wieder mit großen Unterbrechungen. Sofern keine neue Beweisanträge gestellt bzw. bewilligt werden, könnte es am Mittwoch nach mehr als einem Jahr Verhandlung ein Urteil geben. (APA)

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