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Russland entzieht ORF-Korrespondentin Carola Schneider Akkreditierung

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Nach Maria Knips-Witting wurde auch der zweiten ORF-Korrespondentin Carola Schneider die Akkreditierung entzogen. Der Geschäftsträger der russischen Botschaft wurde ins österreichische Außenamt zitiert.

Russland geht massiv gegen westliche Medien vor – auch gegen den ORF. „Die russischen Behörden haben der Leiterin des ORF Moskau, Carola Schneider, heute die Akkreditierung entzogen und sie aufgefordert, zeitnah das Land zu verlassen“, gab der öffentlich-rechtliche Sender am Mittwoch bekannt. „Der ORF nimmt die Entscheidung Russlands zur Kenntnis, kann diese jedoch überhaupt nicht nachvollziehen. Die heutige Maßnahme kann nur als Willkürakt gegenüber unabhängiger Berichterstattung interpretiert werden.“ Der ORF protestiert gegen die Vorgangsweise Russlands und hat angekündigt, neue Akkreditierungen zu beantragen.

„Präzedenzlos“, nennt das österreichische Außenministerium denn Schritt. „Wir verurteilen diesen ungerechtfertigten und inakzeptablen Schritt. Dieser stellt einen weiteren willkürlichen Angriff auf die freie Presse in Russland dar, der jeglicher Grundlage entbehrt“, hieß es in einem Statement. Der Geschäftsträger der russischen Botschaft wurde ins Außenministerium zitiert. Mit dem ORF ist das Ministerium im engen Austausch.

Ohne Carola Schneider niemand mehr vom ORF in Moskau

Erst gestern wurde bekannt, dass Russland den Zugang zu mehr als 80 EU-Medien sperrt, darunter auch der ORF. Anfang Juni musste bereits Korrespondentin Maria Knips-Witting das Land verlassen – in einer „Spiegelmaßnahme“, wie das Moskauer Außenministerium damals mitteilte. Denn zuvor war russischen Korrespondenten der Staatsagentur TASS, von denen zumindest einer unter Spionageverdacht steht, die Akkreditierung entzogen worden.

Derzeit ist Carola Schneider, die das Korrespondentenbüro leitet, noch in Moskau. Wenn sie ausreist, sind keine ORF-Journalisten mehr in dem kriegsführenden Land vertreten. Schneider habe seit vielen Jahren – mit einer Unterbrechung seit 2011 – „höchstkompetent“ aus Moskau berichtet und stets alle Gesetze eingehalten, heiß es aus dem ORF. Sie werde nun – wie auch Knips-Witting – vorerst aus der Auslandsredaktion in Wien „in gewohnter Qualität“ über Russland berichten.

Konkret wird meist nichts vorgeworfen

Nichtverlängerung bzw. Entziehung der Akkreditierung für ausländische Korrespondenten durch das russische Außenministerium zählt seit Jahren zunehmend zum journalistischen Alltag in Moskau. Anders als in der sowjetischen Vergangenheit wurden den betroffenen Korrespondentinnen und Korrespondenten dabei zumeist konkret gar nichts vorgeworfen und die Maßnahme mit Entscheidungen ihrer Herkunftsländer begründet. (APA/Red.)

ORF Büro Moskau

Carola Schneider leitete 2011 bis 2021 das ORF-Büro in Moskau und hat es nach einer Bildungskarenz 2023 wieder von Paul Krisai übernommen. Dieser war mit Miriam Beller in Russland, beide kehrten 2023 nach Wien zurück. Im Gegenzug entsandte der ORF heuer im Jänner Maria Knips-Witting zur Unterstützung für die erfahrene ORF-Journalistin Schneider.

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