Haftstrafen

Kautionstrick: Mutter und Tochter als Betrügerinnen verurteilt

Einen schweren Autounfall (Symbolbild) täuschten die Täter den Opfern vor, um an Geld für eine angeblich notwendige Kaution zu kommen.
Einen schweren Autounfall (Symbolbild) täuschten die Täter den Opfern vor, um an Geld für eine angeblich notwendige Kaution zu kommen. Imago/A. Maerz
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Eine dreifache Mutter, die eigens aus Polen nach Österreich gereist war, um hier international organisierte Betrügereien zu begehen, erhielt drei Jahre Haft. Auch ihre 20-jährige Tochter wurde verurteilt.

Zwei Frauen wurden am Mittwoch in Handfesseln in einen Gerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts geführt: Maria F. (42) und deren Tochter (diese wurde vor ein paar Tagen 20 und verbrachte ihren Geburtstag in U-Haft) hatten gewerbsmäßigen Betrug zu verantworten. Zudem wurde ihnen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Das Duo war Teil einer jener arbeitsteilig agierenden Gruppierungen, die mittels täuschend echt klingenden Schockanrufen diverse Opfer dazu bringen, Geld oder Schmuck an Mitglieder der Organisation zu übergeben. Im konkreten Fall waren die beiden nunmehrigen Angeklagten derartige „Abholerinnen“. Mutter und Tochter hatten zwischen November 2023 und Jänner dieses Jahres in zwölf Fällen insgesamt 210.000 Euro kassiert und großteils an die Hintermänner abgeliefert. Die Tatorte lagen in Wien, Niederösterreich, Burgenland und Tirol. Die Mutter wurde nun rechtskräftig zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Die Tochter bekam zwei Jahre Haft, zwei Drittel dieser Strafe wurden auf Bewährung verhängt.

„Wollte nicht alleine fahren“

Die im Hintergrund tätige kriminelle Organisation, welche die beiden Frauen angeworben hatte, besteht hauptsächlich aus polnischen Mitgliedern, auch Maria F. war in Krakau rekrutiert worden. Sie hat bereits eine Vorstrafe wegen Diebstahls. Zuletzt arbeitete sie als Küchenhilfe. Auf die Frage des Richters, warum sie ihre Tochter zu den Geldübergaben mitgenommen habe, antwortete die dreifache Mutter: „Ich wollte nicht alleine hinfahren, deshalb habe ich sie mitgenommen.“ Die Tochter erklärte wiederum: „Sie hat mich um Hilfe gebeten. Ich wusste, dass wir in einer schwierigen Lage sind.“

Das Vorgehen entsprach jenem Muster, vor dem die Polizei immer wieder warnt: Personen, die von der Organisation ausgewählt wurden, bekamen Anrufe aus einem eigens eingerichteten Callcenter. Den Leuten wurde erzählt, dass deren Kinder oder Enkel einen Verkehrsunfall mit Todesfolge verursacht hätten und nun ein Gefängnisaufenthalt drohe. Bei Bezahlung einer Kaution, so versprachen die Täter, lasse sich diese Konsequenz abwenden.

In etlichen Fällen fallen Opfer auf diesen sogenannten Kautionstrick herein. Um den Leuten keine Nachdenkpause zu gönnen, werden lange, dramatische Telefonate geführt. Die Anrufer geben sich als Staatsanwälte, Anwälte oder Polizeibeamte aus. Nicht alle Opfer fallen darauf herein, so ist es im gegenständlichen Fall in Bezug auf mehr als 100.000 Euro beim Versuch geblieben. Insgesamt hat die Bande zwischen Jänner 2022 und Oktober 2023 allein in Österreich mehr als 230 Opfer zur Übergabe von Bargeld und Wertgegenständen im Gesamtwert von mindestens 13 Millionen Euro verleitet.

„Strafe angemessen“

Nach Urteilsverkündung meinte Strafverteidiger Roland Friis (er und Anwalt Philipp Winkler waren von den Frauen engagiert worden): „Das Urteil ist angemessen. Die beiden Frauen bedauern sehr, was sie angerichtet haben.“

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