Die vom Obersten Gericht angeordnete Pflicht der Strengreligiösen zum Militärdienst spaltet die Regierung. Der Premier spielt auf Zeit.
Wenn es ein Thema gibt, an dem Israels rechtsreligiöse Koalition zerbrechen könnte, dann die Wehrdienstbefreiung der Ultraorthodoxen – so lautet eine unter Analysten verbreitete Einschätzung. Israels Oberstes Gericht zwingt die Regierung in dieser Frage nun zum Handeln: Neun Richter entschieden einstimmig, es gebe keine legale Grundlage für die bisherige Wehrdienstbefreiung von Tora- und Talmudstudenten. Rund 63.000 junge Männer sind potenziell betroffen.
Die beiden ultraorthodoxen Parteien der Koalition reagierten mit erwartbarer Empörung. Das israelische Volk habe „ohne Torastudenten kein Recht zu existieren“, sagte Moshe Gafni, Vorsitzender der Partei Vereinigtes Tora-Judentum. Sein Parteifreund Israel Eichler behauptete gar, das „diktatorische“ Gericht wolle „einen religiösen Krieg“ entfachen. Unter den Ultraorthodoxen, den Haredim, ist die Furcht verbreitet, dass ihre jungen Männer während des Militärdiensts ihren strengreligiösen Lebensstil ablegen könnten. Oppositionspolitiker begrüßten dagegen das Urteil.