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Gall will bei Tour de France Topform erreichen

Felix Gall
Felix Gall Tim De Waele
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Der Vorjahressieger der Königsetappe analysiert die Tour-Etappen, Felix Gall ist sich sicher: „Man kann diese Tour schon in ersten Tagen verlieren!“ Er testete den Col de la Bonette zweimal, am Samstag geht es los.

Im Vorjahr war er der Aufsteiger im internationalen Radsport und wurde auch Österreichs „Sportler des Jahres“. Felix Gall mauserte sich bei der Tour de France im Team Decathlon vom Helfer zum Kapitän, gewann die Königsetappe, wurde Gesamt-Achter und Zweiter der Bergwertung. Nun startet er am Samstag in Florenz von Beginn weg als Kapitän in seine zweite Tour. Mit großen Ambitionen, auch wenn die Saison von den Ergebnissen her noch nicht ganz so stark war.

Bei der Tour de Suisse hatte sich Gall vor einem Jahr erst das Ticket für die „Große Schleife“ geholt. Seine diesjährige Generalprobe wieder in der Schweiz verlief nach außen nicht so herausragend mit Gesamtrang zehn. Dies ist allerdings auch auf eine langfristige Vorbereitung auf die Tour, mit vielen Wochen Höhentrainingslager, zurückzuführen.

„Dass ich noch nicht in der gleichen Form bin wie letztes Jahr haben wir alle gewusst. Ich habe dann auch einige Tage gebraucht, bis ich in den Rennrhythmus reingekommen bin. Ich habe mich jeden Tag wohler gefühlt mit der Intensität. Mit der Vorbereitung war das jetzt nicht wirklich eine Überraschung“, sagte Gall in einem Audio-File auf von der APA übermittelte Fragen am Mittwoch.

APA / AFP / Anne-christine Poujoulat

Er fährt aber trotzdem mit einem guten Gefühl zu seiner dritten Grand Tours. „Weil ich gemerkt habe, es ist jeden Tag besser gegangen. Auch die letzten Tage, ich war jetzt noch einmal eine Woche in der Höhe. Jetzt merke ich, dass ich mich so fühle, wie ich mich fühlen soll. Wie man sich fühlt, wenn man nahe an der Topform ist. Aus meiner Sicht läuft alles nach Plan“, versicherte der 26-jährige Ost-Tiroler.

Mehr als nur mitfahren

Im Vorjahr sei er bei der Tour de Suisse auch um den Sieg mitgefahren. „Das kostet noch einmal mehr Energie, auch mental.“ Dieses Jahr hatte er sein Tour-Ticket schon lange in der Tasche. Das sieht man auch am Support der ganzen Mannschaft, die als französische gerade in den kommenden Wochen besonders im Fokus steht. „Ich habe das Vertrauen. Ich merke das nicht nur auf dem Papier, sondern auch an der Stimmung von den Fahrern und dem ganzen Team“, sagte Gall.

Inzwischen hat sich Österreichs Rad-Star auch das Streckenprofil der 111. Tour über knapp 3.500 km noch genauer zu Gemüte geführt. Auch wenn knapp 3.000 Höhenmeter weniger als im Vorjahr bewältigt werden müssen, so ist die diesmal in Florenz startende und ausnahmsweise nicht in Paris endende Tour mit Schwierigkeiten gespickt. Und das von Anfang an.

„Die ersten Etappen sind schon ganz ordentlich, vor allem wird es auch richtig heiß werden. Es war heuer noch kein Hitzetag, das wird, glaube ich, auch ein bisserl spannend werden“, weiß Gall und prophezeit: „Man wird die Tour nicht in den ersten Tagen gewinnen, aber man kann sie sehr wohl verlieren.“ Es gehe darum, dass man ohne große Zeitverluste durchkommt. „Wenn das gelingt, dann ist man im Spiel.“

Er selbst hat sich zuletzt besonders dem Gebiet in Isola in der dritten Etappenwoche gewidmet. „Wir haben uns vor allem den Col de la Bonette angeschaut. Ich bin den sogar zwei Tage hintereinander raufgefahren, weil an einem Tag war extremes Unwetter da oben. Wir haben dann die Abfahrt trotzdem zum Teil im Regen gemacht und am nächsten Tag im Trockenen. Also von dem her bin ich topvorbereitet, es kann regnen und es kann die Sonne scheinen“, meinte Gall.

Decathlon stellte ihm einen Mountainbiker zur Seite, der mit ihm die Abfahrten analysiert hat. „Er hat sich auch die Linien mit mir angeschaut. Es geht einfach darum, dass man da dann das Selbstvertrauen auch hat“, erklärte der Kletterspezialist.

Denn genau die dritte Woche werde „extrem schwer“. „Es sind einige Etappen, die über 2.000 m hoch sind. Vor allem der Bonette mit 2.800, das ist schon wirklich verdammt schwer.“ Zu Ende geht die Tour mit einem Einzelzeitfahren von Monaco nach Nizza. Auch dieses ist er am Dienstag im Regen noch einmal gefahren. „Da war es extremst rutschig. Das ist in der Gegend ganz speziell. Auch wenn es trocken ist, wird es ein sehr schweres und anspruchsvolles Zeitfahren.“

Einen Vergleich zu Touren früherer Jahre wollte er nicht ziehen. „Ich glaube jede Tour ist sehr, sehr schwer.“ Es gelte, sich die Kräfte gut einzuteilen. Sein Tipp auf den Gesamtsieg, wenn er zwischen Giro-Sieger Tadej Pogacar, der das seltene Double Giro-Tour in einem Jahr anstrebt, oder Jonas Vingegaard (hat die Chance auf den Tour-Hattrick, Anm.) wählen muss: „Dann entscheide ich mich wohl für Pogacar.“

Die laufende Fußball-EM und den Lauf der Österreicher hat Gall nur am Rande verfolgt, gesteht er. „Aber ich habe natürlich mitgekriegt, dass wir in unserer Gruppe sechs Punkte gemacht haben und meine lieben Freunde, die Franzosen, nur fünf. Die Tabelle habe ich natürlich gleich in die Tour-Whats-App-Gruppe stellen müssen, damit ich es ihnen unter die Nase reibe“, erzählte Gall lächelnd. Sonst sei er eher abgeschottet. „Aber ich verfolge es am Rande doch ein bisserl und ich drücke unserem Team auf jeden Fall die Daumen.“

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