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„A Family Affair“ auf Netflix: Wer hat Nicole Kidman diesen Film eingeredet?

Nicole Kidman (57) und Zac Efron (36) als Liebespaar: Bevor sie sich küssen, muss er sie sich erst einmal jung reden.
Nicole Kidman (57) und Zac Efron (36) als Liebespaar: Bevor sie sich küssen, muss er sie sich erst einmal jung reden. Tina Rowden/Netflix
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Action-Filmstar liebt ältere Frau: Hätte daraus eine gelungene Rom-Com werden können? Vielleicht. Doch dieser Versuch mit Zac Efron und Nicole Kidman verliert sich in Oberflächlichkeiten.

Das Drehbuch sei wirklich schlecht, muss Chris (Zac Efron) zugeben. Chris ist ein Filmstar – einer von der Sorte, die nicht gerade fürs Charakterfach gebucht wird, sondern für absurd hanebüchene Actionreißer. Sein aktuelles Projekt klingt besonders absurd hanebüchen: eine wirre Adaption des Ikarus-Mythos als Action-Weihnachtsfilm mit Terroristen und explodierenden Rentieren. Sinn mache das keinen, was er da drehe, weiß Chris. Warum er es dann tue?, fragt die Frau an seiner Seite, gespielt von Nicole Kidman, und schaut ihn mit großen, mütterlichen Augen an.

Die Frage, die man sich als Zuschauer von „A Family Affair“ stellt, ist eher: Warum nur tut Nicole Kidman das – und wer hat ihr dieses Drehbuch untergejubelt?

„A Family Affair“ heißt die romantische Komödie, die gerade auf Netflix herausgekommen ist. Nicht nur das Timing gibt Rätsel auf, handelt es sich doch über weite Teile um einen Weihnachtsfilm, in dem selige Santa-Claus-Kunstschnee-Stimmung maßgeblich an der Lösung des romantisch-familiären Konflikts beteiligt ist. Das Szenario: Der selbstverliebte Schauspieler Chris fängt etwas mit der etwas älteren Schriftstellerin Brooke (Kidman) an, was wohl noch kein großes Drama wäre, wäre Brooke nicht die Mutter seiner Assistentin Zara (putzig wütend: Joey King), die sich über Chris mehrfach ärgern muss. Zum einen, weil sie seinen unrühmlichen Umgang mit Kurzzeitpartnerinnen zu gut kennt, zum anderen, weil er sie als einfache Dienstbotin und Mädchen für alles ausnutzt, wo er ihr doch versprochen hatte, sie bis zur Filmproduzentin hinauf zu fördern.

57 Jahre alt? So lange sie nicht so aussieht…

Inszeniert hat das Richard LaGravenese, der in Hollywood vor allem als Drehbuchautor aktiv ist, und das oft im romantischen Fach- Sein bekanntestes Werk ist „P.S. Ich liebe Dich“ (2007). „A Family Affair“ erinnert in seiner Prämisse nun recht deutlich an den heuer erst auf Amazon Prime herausgekommenen Film „Als du mich sahst“, eine recht positiv rezipierte Rom-Com über eine Beziehung mit Alters- und Berühmtheitsunterschied: Eine Frau, gespielt von Anne Hathaway, verliebt sich in einen Teenie-Schwarm. Auch hier stellt die Tochter ein Hindernis dar. Offenbar braucht jeder Streamingdienst gerade eine „Erwachsene Frau, jüngerer Lover“-Geschichte.

Die Tochter Zara (Joey King) ist gar nicht einverstanden.
Die Tochter Zara (Joey King) ist gar nicht einverstanden.Tina Rowden / Netflix

Wobei in „A Family Affair“ weder die Schwierigkeit, als berühmter Star in der „echten“ Welt romantisch aktiv zu sein, noch der Generationenunterschied tiefer behandelt wird. Sieht man davon ab, dass immer wieder eine Figur anmerkt, wie jung und fit Brooke doch aussieht. Die Lehre: An eine Frau, die sich so gehalten hat wie die 57-jährige Nicole Kidman, darf sich auch ein 36-Jähriger wie Zac Efron ranschmeißen. Dass sich Kidman – fünf Oscar-Nominierungen, ein Sieg, wohlverdientes Renommeé – für eine Rolle interessiert hat, die ihr abseits der Befriedigung von Eitelkeiten keinerlei schauspielerische Reize bietet, ist jedenfalls erstaunlich.

Er zeigt ihr seinen Oberschenkelmuskel

Efron hingegen kann sich immerhin ein bisschen komödiantisch austoben, in der Rolle dieses unreifen Schönlings, der T-Shirts aus Shatoosh (der Wolle der geschützten Tibetantilope) trägt, Weisheiten wie „Die meisten Menschen sind allergisch gegen Kohlenhydrate“ von sich gibt und immer wieder erwähnt, dass er berühmt ist. In der ersten Begegnung mit Brooke zeigt er ihr stolz seinen Oberschenkelmuskel. Sie beschnuppern sich, bald fallen sie übereinander her, wenig später sieht man sie schon zu Gitarrenklängen Backgammon spielen, uns zwar im romantischen Strandhaus (ein solches besitzen hier aber eh alle).

Ganz unironisch wird hier eine solche Kitsch-Klischee-Montage aufgefahren, während die Darstellungen des Showbusiness doch deutlich als Persiflage zu erkennen sind. Oder wollten die Macher des Films überhaupt irgendetwas damit aussagen? Die dargebotene Parade von Oberflächlichkeiten ist beachtlich. Ebenso, dass zwischen gekünsteltem Los-Angeles-Glamour und Lametta keinerlei echte amouröse Anziehung spürbar wird. Fast wirkt es, als hätte eine KI einen Haufen Rom-Com-Schablonen übereinander gelegt und am Ende ein Drehbuch ausgespuckt. Nett, dass das möglich ist. Aber muss man so etwas gleich verfilmen?

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