Ratspräsident

„Chronischer Optimist“ Costa

Gerardo Santos/Imago
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Im Herbst vergangenen Jahres schien für António Costa das Ende seiner langen politischen Karriere gekommen zu sein: Korruptionsermittler durchsuchten den Amtssitz des damaligen portugiesischen Premiers in Lissabon und transportierten kistenweise Material ab. Es bestand der Verdacht, dass Costa, der acht Jahre lang das Land regiert hatte, bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Millionengeldern gemauschelt haben soll. Der Sozialdemokrat, der als Brüssler Musterschüler galt, weil er Portugal mit großer Disziplin aus einer tiefen Finanz- und Wirtschaftskrise herausführte, trat noch am selben Tag zurück. Inzwischen ist weitgehend klar, dass Costa zu Unrecht verdächtigt worden war. So wurde für den 62-Jährigen der Weg frei, um als Nachfolger von Charles Michel neuer Vorsitzender des Europäischen Rats zu werden. Costa genießt in Brüssel wegen seiner Dialogfähigkeit großes Ansehen. Seine Gabe, über Parteigrenzen hinweg Brücken bauen zu können, dürfte ihm bei seinem neuen Job zugutekommen.

Der Sohn einer Journalistin und eines Schriftstellers mit indischen Vorfahren arbeitete als Anwalt, bevor er vor rund 40 Jahren in die Politik ging. Er war Staatssekretär, Minister, Europaabgeordneter und Bürgermeister der Hauptstadt Lissabon. 2015 stieg er dann als Parteichef seiner sozialistischen Partei zum Ministerpräsidenten Portugals auf. Costa ist berühmt für seine Geduld, die er sich nach eigenem Bekenntnis bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, dem Puzzeln, aneignete. Zudem sagt der Vater zweier Kinder: „Ich bin Optimist.“ Ein Wesenszug, der ihm bei der Bewältigung der europäischen Herausforderungen helfen könnte. (ze)

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