EU-Außenbeauftragte

Streitbare Kaja Kallas

Ludovic Marin/AFP/APA
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Der ursprüngliche Plan von Kaja Kallas, Jens Stoltenberg als Nato-Generalsekretärin nachzufolgen, ging bekanntlich nicht auf: Zu groß war die Sorge einiger Mitglieder des Verteidigungsbündnisses, die Estin könne als Europas härteste Russland-Kritikerin das für diesen Job nötige diplomatische Geschick vermissen lassen. Das freilich braucht die seit drei Jahren regierende Premierministerin auch in ihrer künftigen Rolle als EU-Außenbeauftragte – wenngleich ihr Einfluss auf der internationalen Bühne geringer ist, wie schon Kajas’ Vorgänger, Josep Borrell, schmerzvoll erfahren musste. Als Vertreterin der Osteuropäer und Liberale ist die 47-Jährige neben dem sozialdemokratischen Südeuropäer Costa als Ratspräsident und der konservativen Kommissionschefin von der Leyen eine Idealbesetzung für den Topjob.

Der politische Instinkt wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: Kallas’ Vater, Siim, gründete im Jahr 1994 die liberale Reformpartei, war ebenfalls Premierminister und später selbst EU-Kommissar unter José Manuel Barroso. Kaja Kallas selbst hat als Europaabgeordnete EU-Erfahrung gesammelt und genießt in Brüssel und Straßburg einen guten Ruf – auch wenn ihre uneingeschränkte Unterstützung für die Ukraine (Estland gehört im BIP-Vergleich zu den größten Geldgebern an Kiew) nicht in allen Mitgliedstaaten geteilt wird: Als schärfster Kritiker gilt Ungarns Viktor Orbán, der nach wie vor freundschaftliche Kontakte mit Moskau pflegt. Doch Kallas scheut die Kontroverse nicht: In ihrem Heimatland hat sie kurz nach der Wahl die Steuern drastisch erhöht und die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, was die Hälfte der Bevölkerung ablehnt. (aga)

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