Wildtierkriminalität

Das blutige Geschäft mit seltenen Tieren floriert

Jugendliche arbeiten als Vermittler, um das Thema Wildlife Crime bekannter zu machen.
Jugendliche arbeiten als Vermittler, um das Thema Wildlife Crime bekannter zu machen.NHM/Marietta Hengl
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Der Handel mit illegal erstandenen Tieren erzielt Milliarden, auch mit Produkten von gefährdeten und geschützten Arten. Ein Wiener Team erhöht jetzt das Bewusstsein für dieses Thema.

Beim Kauf einer Tasche im Asien-Urlaub kann man unwissentlich ein „Wildlife Crime“ begehen. Das Thema der Wildtierkriminalität ist breit gefächert, und nur wenige wissen, was alles darunterfällt. Besteht die Tasche aus Krokodil- oder Schlangenleder, ist sie nur dann legale Handelsware, wenn CITES-Papiere dafür vorliegen (siehe Lexikon). „Die CITES-Listen sind allerdings wenig bekannt in der Bevölkerung“, sagt Stefan Agnezy vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM).

Das bestätigt auch eine Umfrage, die das Zoologie-Team des NHM mit Jugendlichen aus Wien und Umgebung gestaltet hat. Im Sparkling-Science-Projekt „Wildlife Crime“ befragten die Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler über 1000 Menschen in ihren Familien und Freundeskreisen, inwieweit ein Bewusstsein für die Problematik besteht.

Nur 42 Prozent der Befragten wussten, was Wildlife Crime bedeutet. Wildtierkriminalität umfasst jede illegale Handlung gegen geschützte Wildtierarten, von Abschüssen bis zum Handel der Produkte aus Tieren.
Nur 42 Prozent der Befragten wussten, was Wildlife Crime bedeutet. Wildtierkriminalität umfasst jede illegale Handlung gegen geschützte Wildtierarten, von Abschüssen bis zum Handel der Produkte aus Tieren.Caio Kauffmann

Die Ergebnisse fasst das Team gerade für eine Publikation zusammen: Nur 42 Prozent der Befragten hatten zuvor vom Thema „Wildlife Crime“ gehört. Trotzdem gaben knapp 80 Prozent an, dass Wildtierkriminalität auch in Österreich ein Problem ist, etwa bei Abschüssen von geschützten Tierarten wie Wolf, Bär, Luchs, Biber, Fischotter oder Greifvögeln. Gleichzeitig ist Bewusstsein vorhanden, dass man beim internationalen Handel mit Wildtieren mit dem Gesetz in Konflikt geraten kann.

Trends im Tierhandel

Doch was „CITES“ bedeutet, das können nur wenige beantworten: Es ist das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora). Silke Schweiger leitet die Reptilien- und Amphibiensammlung des NHM sowie das aktuelle Sparkling-Science-Projekt und erklärt: „CITES regelt die Handelsbeschränkungen von Tier- und Pflanzenarten.“ Die CITES-Listen werden regelmäßig aktualisiert, sodass auch Trends des internationalen Tierhandels abgefangen werden.

„Ein Beispiel, wie schnell ein Tier Handelsrelevanz bekommt, sind Taubwarane auf Borneo“, sagt Schweiger. Die Echsen lebten früher versteckt und kommen durch Lebensraumzerstörung plötzlich nahe an menschliche Siedlungen. Bald fanden sich die seltenen Reptilien auf der CITES-Liste, weil sie als Haustiere oder für sonstige Zwecke interessant wurden. „Jetzt ist der Handel mit Taubwaranen und von ihnen stammenden Produkten nur erlaubt, wenn man eine CITES-Genehmigung hat“, erzählt die Expertin.

Geringes Risiko, hoher Gewinn

Das Geschäft mit Tieren und ihren Produkten ist ein lukrativer Schwarzmarkt, der pro Jahr weltweit zig Milliarden Dollar umsetzt. „Das Risiko der Händler ist gering, der Gewinn ist sehr hoch“, sagt Agnezy.

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