Die vererbbare Blutarmut Thalassämie stellt die Bevölkerung des Inselstaates im Indischen Ozean sowie dessen Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.
Auf die Malediven habe sie ursprünglich ihre Bewunderung für den österreichischen Tauchpionier Hans Hass gebracht. Eine schlimme Erfahrung später hat die Medizinanthropologin Eva-Maria Knoll umgeschwenkt, um statt der türkisen Unterwasserwelt den gesellschaftlichen Umgang mit einer seltenen Erbkrankheit zu erkunden. Denn eine derart außergewöhnliche geografische Landschaft wirkt sich auf die medizinische Versorgung aus.
„Hans Hass hat das Land als eines der schönsten Tauchreviere der Welt bezeichnet“, erklärt Knoll, warum die Malediven mit ihren 26 ringförmigen Atollen ursprünglich „ein großer Sehnsuchtsort“ für sie gewesen sind. 2004 erfüllte sich die Wiener Sozialwissenschaftlerin ihren Traum von einer Reise dorthin. Ein Traum, dem der Tsunami am 26. Dezember ein jähes Ende bereitete.
Gesunde Eltern, krankes Kind
Nach dem ersten Schock setzte sie ihre professionelle Brille auf und beobachtete die Situation als Medizinanthropologin. „Ich habe mich gefragt, wie das Gesundheitssystem für die 500.000 Malediver funktioniert, in einer Welt, die aus mehr Wasser als Land und aus vielen winzigen Inseln besteht. Die feste Landfläche des Staates macht weniger als ein Prozent aus.“ Dazu kommt: Von den rund 1200 Inseln sind lediglich 200 bewohnt, weitere 150 dienen ausschließlich als Touristenresorts.
Und so kehrte Knoll, die heute am Institut für Sozialanthropologie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) tätig ist, ein Jahr nach der Tsunamierfahrung auf die Malediven zurück, um mehr darüber zu lernen, was die dringendsten Gesundheitsthemen jener multiplen Inselwelt sind, die man hierzulande nur als Hochglanzbroschüren-Idyll kennt.