Die Meldungen der klimarelevanten Forschung außerdem mit Kieselalgen im Ozean, einer verstorbenen sprechenden Buche im Gesäuse und Knabberbällchen aus Lebensmittelresten.
Tür zu: Pflanzen müssen in Klimakammer leiden
Kein Wasser, zu heiß, zu nass – wenn sich Pflanzen nicht wohlfühlen, kommt Stress auf. In vier neuen Hightech-Containern am Austrian Institute of Technology in Tulln können Forschende allerlei Unbill im Dienste der Wissenschaft erzeugen. Der Weizen, der aktuell in einer der gut gebuchten, nur je 7,6 Quadratmeter großen Kammern wächst, ist bereits vorsortiert. Von ursprünglich 20 genetisch unterschiedlichen Sorten sind noch sechs übrig. Die anderen haben unter den extremen Bedingungen in einem hypothetischen, von der Temperaturerwärmung geprägten „Frühjahr mit wenig Regen“ teilweise gar keine Ähren gebildet. Nun arbeitet man mit jenen Sorten weiter, die in einem solchen Umfeld am besten zurechtkamen.
Rätsel gelöst: Bakterium hilft Algen beim Wachsen
Eine bisher unbekannte Partnerschaft zwischen einer marinen Kieselalge und einem Bakterium hat ein deutsch-österreichisches Forschungsteam entdeckt (Nature). Sie könnten gemeinsam für einen großen Teil der Stickstoff-Fixierung im Ozean verantwortlich sein und sind daher entscheidend, um die globale Aufnahme von Kohlendioxid durch den Ozean zu gewährleisten. Das Bakterium hilft den Meerespflanzen im Austausch gegen Kohlenstoff, an den Stickstoff zu kommen, den sie für ihr Wachstum brauchen. Weil der neu entdeckte Symbiont eng mit Stickstoff fixierenden Rhizobien verwandt ist – Bakterien, die mit Kulturpflanzen wie Soja oder Erbsen zusammenleben –, eröffnet das neue Wege für Züchtungen in der Landwirtschaft.
![Die den Rhizobien zugehörigen Stickstoff fixierenden Symbionten (mit fluoreszierenden Gensonden in Orange und Grün markiert) befinden sich innerhalb von Kieselalgen, die im tropischen Nordatlantik gesammelt wurden. Der Zellkern der Kieselalge ist in Blau zu sehen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/35mh1d-20240427_Kitzinger_Abb1.jpg/alternates/FREE_1200/20240427_Kitzinger_Abb1.jpg)
Unglück genutzt: Gefallene Bäume werden begutachtet
Von einem Moment auf den anderen war es um die „sprechende Buche“ im Nationalpark Gesäuse geschehen. Eine jähe Sturmböe riss sie 2022 nieder und beendete vorerst ihr Dasein als Vermittlungsobjekt eines Lehrpfades. Man machte aus der Not eine Tugend: Mit drei anderen Bäumen, die dem Sturm zum Opfer fielen, wird die Buche Teil eines Langzeitmonitorings. Die Biologin Barbara Bock hat an jedem Stamm zwei Flächen markiert, die regelmäßig untersucht werden.
Schon jetzt setzt die Feuchtigkeit durch Flechten und Moose der Rinde ordentlich zu. Zur Dokumentation bis zum letzten der fünf Zersetzungsstadien wird das Monitoring aber über ein Forscherleben hinausgehen.
Snack aus Resten: Wir knabbern flott die Verschwendung weg
Fußball zu schauen und Knabberzeug zu essen, gehört für viele eng zusammen. Eine Absolventin der FH Wiener Neustadt hat jetzt einen Snack entwickelt, der auch salzig und würzig schmeckt, aber einen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung leistet.
85 % Nebenprodukte der Industrie stecken in den Curry-Bällchen.
So wie Fruchttrinkmolke ein aufgewerteter Reststoff aus der Käseherstellung ist, holte Lebensmittelproduktentwicklerin Barbara Spießberger gut schmeckende Bestandteile aus der Saftproduktion (Karottentrester), Sonnenblumen-Ölsediment und Presskuchen aus der Ölpressung, das Kichererbsen-Kochwasser Aquafaba sowie Weizenkleie und Altbrot als „Upcycled Food“. Ergebnis: Die braunen Snack-Kugerln sind ballaststoffreich, schmecken nach Curry und anderen Gewürzen und schonen unsere Umwelt, weil weniger Reststoffe im Müll landen.
![Barbara Spießberger von der FH WN mit den Snackbällchen aus Reststoffen der Lebensmittelverarbeitung.](https://img.diepresse.com/public/incoming/380x3x-Barbara-Spie%C3%9Fberger-mit-den-Snackb%C3%A4llchen.jpeg/alternates/FREE_1200/Barbara%20Spie%C3%9Fberger%20mit%20den%20Snackb%C3%A4llchen.jpeg)
Das Klimarisiko für Unternehmen genau berechnen: Exakte Daten zu Wetter und Klima helfen, für die Zukunft zu planen.
Überschwemmungen, Niedrigwasser der Donau oder Hitze und Dürre sind klassische Beispiele von Klimawandelfolgen, die Auswirkungen auf Unternehmen haben. Manche Firmen sehen hingegen Chancen durch Änderungen des Klimas. Die EU-Taxonomie-Verordnung schreibt jetzt Klimarisikoanalysen für die meisten Unternehmen vor. Die Geosphere Austria meldete diese Woche, dass die genauesten Daten für Klimarisikoanalysen bei ihnen liegen. Der Einfluss von Hitze, Schnee, Starkregen oder anderen Wetter- und Naturereignissen kann aufgrund der engmaschigen Messstationen und präzisen Simulationen für kleinräumige Regionen gut prognostiziert werden. So nutzen bisher große Firmen wie ÖBB oder Asfinag die Daten für kurz- und langfristige Anpassungsmaßnahmen, die Schäden minimieren.
(APA/cog/vers)