Fußball-EM

Füllkrug oder Havertz? Nagelsmanns Luxusfrage

Wer stürmt? Kai Havertz und/oder Niclas Füllkrug?
Wer stürmt? Kai Havertz und/oder Niclas Füllkrug?Imago / Revierfoto
  • Drucken

Achtelfinale. Setzt Deutschland seinen Lauf gegen Dänemark fort oder endet heute die EM-Euphorie jäh?

Herzogenaurach. In der Abwehr ist Julian Nagelsmann bei der Aufstellung für das EM-Achtelfinale gegen Dänemark auch von der Arbeit und vom Geschick und Urteil der Teamärzte abhängig. Ob Antonio Rüdiger nach seiner Oberschenkelzerrung am Samstag (21 Uhr, ZDF, ServusTV) in Dortmund spielen kann, ist eine medizinische Frage. Im Angriff hingegen, da hat Deutschlands Teamchef selbst die Wahl. Bei Kai Havertz bleiben oder Niclas Füllkrug bringen? Dem Kopf folgen oder dem Bauchgefühl nachgeben? Die Meinungen gehen auseinander.

Für Füllkrug spricht die Torquote. Der Dortmund-Stürmer schoss dreizehn Tore in 19 Länderspielen. Das ist eine erbauliche Ausbeute. Wenn er spielt, dann trifft der 31-Jährige fast immer. Vier Turniertore in fünf Spielen bei WM- und EM-Einsätzen sind die nächste statistische Größe, wobei auffällig ist dabei eines: alle vier schoss er als Joker. Und in diesem Punkt wähnen sich 80 Millionen deutsche Teamchefs im Recht mit ihrer Hochrechnung: mehr Spielzeit, mehr Tore. Warum soll er denn in 90 Minuten nicht noch öfter treffen?

Den Heimvorteil nützen

Will Nagelsmann, der kein Stilmittel der mentalen Vorbereitung ungenützt lässt und ob anhaltender Reiseprobleme in Deutschland mit Stau und Zugausfällen darauf bestanden hat, dass die DFB-Auswahl mit Einzug in die K. o.-Phase des Turniers fliegt, will das Momentum bemühen. Zu den Gruppenspielen gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz war man jeweils einen Tag vorher nach München, Stuttgart und Frankfurt mit dem Teambus gereist. Die Uefa hatte für die EM besonders große Ambitionen für ökologische Nachhaltigkeit ausgerufen. Wenn Nagelsmann jetzt das Gespür für das gewisse Etwas auch für seine Mannschaft ausspielt, gibt es an Füllkrug kein Umhinkommen. Denn in Dortmund ist er der Lokalmatador.

Ausverkauftes Stadion. Südtribüne. Schwarz-Gelb und Schwarz-Rot-Gold verstehen sich gut, der Ruhrpott votiert ohnehin längst für seinen „Fülle“, den die Deutsche Presse Agentur als „Profi zum Anfassen“ präsentierte.

Tempo gegen sperrige Dänen

Für Havertz, bei Arsenal nach vielen Höhen und Tiefen an der Stamford Bridge und auch im Nationalteam wieder auf optimaler Flughöhe, spricht, dass er die nötige Qualität mitbringt und in großen Spielen ungeachtet aller Nervenspiele treffen kann. Das belegt das Champions-League-Finale, in dem er gegen Manchester City das Siegestor erzielt hatte. In allen drei Gruppenspielen zeigte der 25-Jährige (1,93 Meter groß) sehr gute Auftritte, übernahm sofort Verantwortung beim Elfmeter gegen Schottland. Ihm sein 50. Länderspiel zu verwehren, passt nicht zur Personalstrategie von Nagelsmann. Und es wäre auch für das ganze Team, das die Rollenphilosophie gerade der Nation vorlebt, ein schlechtes Signal.

Mit seiner Technik passt Havertz perfekt zum nötigen Profil gegen sperrige Dänen. Jamal Musiala und Florian Wirtz profitieren, wobei die Option Havertz und Füllkrug wirklich auszuschließen scheint. Die Emotionen sind Argument für den BVB-Spieler, gesetzt den Fall, es läuft nicht, wäre der Tausch ein Signal, ein Weckruf. So oder so. Füllkrug ist das Faustpfand für Nagelsmann. (dpa/red)

Deutschland: Neuer; Kimmich, Anton, Schlotterbeck, Mittelstädt; Andrich, Kroos; Musiala, Gündogan, Wirtz; Fülkrug.
Dänemark: Schmeichel; Andersen, Vestergaard, Kristensen; Bah, Delaney, Höjbjerg, Maehle; Wind, Eriksen; Höjlund.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.