Adults Only

Adultismus: Kinder als Bürger zweiter Klasse

„Kinder bitte draußen bleiben“: Familie Heimlich hat eine negative Erfahrung in einem Lokal gemacht.
„Kinder bitte draußen bleiben“: Familie Heimlich hat eine negative Erfahrung in einem Lokal gemacht. Helmut Lunghammer
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Kinder sollen leise sein, still sitzen und am besten nicht auffallen. Immer mehr Eltern wehren sich gegen die Diskriminierung von Familien im öffentlichen Raum.

Kinder darf man sehen, aber nicht hören.“ Ein Spruch aus lang vergangenen Zeiten, könnte man meinen. Ursprünglich von einem Augustinermönch im 15. Jahrhundert geprägt, galt er früher als Leitsatz für gute Erziehung. Mittlerweile hat sich viel verändert: Moderne Erziehungsstile berücksichtigen die Bedürfnisse von Kindern, und die UNO hat Kinderrechte in ihre Charta aufgenommen. Dennoch hält sich die Vorstellung, dass Kinder im öffentlichen Leben stören, hartnäckig in vielen Köpfen. Hotels und sogar Fluglinien werben mit Angeboten nur für Erwachsene („Adults Only“). In Graz führte kürzlich ein Vorfall zu einem Polizeieinsatz, als der Betreiber einer Cocktailbar zwei Familien mit Volksschulkindern aus seinem Schanigarten verwies. In sozialen Medien diskutieren vor allem Mütter über das Phänomen „Adultismus“ und damit auch die Diskriminierung von Familien im öffentlichen Raum. Ist Österreich ein besonders kinderfeindliches Land?

Es sind die ersten warmen Tage im April dieses Jahres, als Alexandra Heimlich mit ihrem Mann und den beiden Töchtern, zehn und acht Jahre alt, in Graz unterwegs ist. Das Ehepaar führt eine eigene Firma für Baumaterialien, die Töchter gehen zum Ballett- und Klavierunterricht, die Familie besucht gern gehobene Restaurants. An diesem Nachmittag sind sie wieder einmal beim beliebten Feinkostladen Frankowitsch in der Grazer Innenstadt. Während die Familie bei Brötchen und Kaffee beisammen sitzt, kommt sie mit einer Gruppe am Nebentisch ins Gespräch, die Geburtstag feiert und ebenfalls kleine Kinder hat. Als das Lokal um 18 Uhr schließt, beschließen sie, gemeinsam in den Gastgarten eines Nachbarlokals zu wechseln. Was hier geschieht, hatte keiner der Anwesenden erwartet.

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