Wahlbeteiligung

Das Match um die Nichtwähler hat begonnen

Nichtwähler sind durch Umfragen schwer abzubilden, es gibt wenige empirische Daten über ihre Motivation.
Nichtwähler sind durch Umfragen schwer abzubilden, es gibt wenige empirische Daten über ihre Motivation.Srdjanpav
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Die Stimmen der Nichtwähler sind für die Parteien ein riesiges Reservoir. Entsprechend offensiv wird um sie geworben. Nur: Wie kann man sie zurückholen?

Er ist eines der begehrtesten und geheimnisvollsten politischen Wesen, gleichzeitig aber kein Exot, denn er tritt auch in unseren Breiten häufig auf: der Nichtwähler. Zu die­ser Spezies zählten bei der vergangenen EU-Wahl ganze 43,7 Prozent der Bevölkerung, bei der Nationalratswahl 2019 waren es 24,4 Prozent. Man könnte auch sagen: Der Anteil der Nichtwähler ist so hoch, dass sie, würden sie doch teilnehmen, das Ergebnis komplett drehen könnten.

Insofern ist es wenig verwunderlich, dass knapp drei Monate vor der Nationalratswahl das Match um die Stimmen der bisherigen Nichtwähler eröffnet ist. SPÖ-Chef Andreas Babler ging vergangenes Wochenende in die Offensive und entschuldigte sich im Rahmen des Mitmach-Kongresses der SPÖ wortreich bei jenen, die sich von der Politik abgewendet hätten. „Wir verstehen euch“, sagte er. Die Menschen würden sich von der Politik verabschieden, weil sich die Politik von den Menschen verabschiedet hätte. „Gebt uns eine Chance“, bat Babler, denn dann, so lautet sein Verspechen, würde er die Lebensrealität der Menschen tatsächlich verbessern.

Auf eine andere Art versucht die Kleinpartei Der Wandel von der Politik enttäuschte potentielle Nichtwähler doch zur Wahlurne zu bewegen. Sie plant, unter dem Namen „Keine“ auf dem Wahlzettel zu stehen. Die Begründung: „Keine Parlamentspartei vertritt uns. (…) Wir haben kein Vertrauen mehr in ihre Wahlversprechen, die das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben sind. Wir versagen ihnen unsere Stimme, weil das das Einzige ist, was die völlig abgehobene Politik noch versteht.“ Für ein österreichweites Antreten muss die Kleinpartei allerdings erst einmal 2600 Unterstützungserklärungen sammeln.

Kommt es auf mich an?

Meinungsforscher und OGM-Chef Wolfgang Bachmayer hält die Überlegung, wie man sich die Stimmen der Nichtwähler angeln kann, für eine der wichtigsten in jedem Wahlkampf. „Alle Parteien, die einigermaßen kompetente Leute in ihren Wahlkampfteams haben, müssen sich diese Frage als erste stellen“, sagt er. Das Problem dabei ist nun aber einmal, dass man über Nichtwähler extrem wenig weiß. Personen, die nicht wählen, würden nämlich auch seltener an Umfragen teilnehmen, erklärt OGM-Statistik-Experte Jo­han­nes Klotz. Außerdem gebe man als braver Staatsbürger nicht gern zu, nicht zu wählen, was zu einer sogenannten Überdeklaration der Wahlbeteiligung führt.

Stattdessen hat Klotz die Wahlbeteiligung auf kleinräumiger Ebene ausgewertet und daraus einige Schlussfolgerungen abgeleitet:

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