Unwetter

Ein Toter nach Hurrikan „Beryl“ auf Jamaika

Umgestürzte Strommasten in Kingston auf Jamaika.
Umgestürzte Strommasten in Kingston auf Jamaika.Reuters / Marco Bello
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„Beryl“ ist der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli. Bisher forderte er auf seinem Weg durch die Karibik acht Menschenleben. In mexikanischen Urlaubsorten wie Cancún und Tulum laufen Vorbereitungen.

Der gefährliche Hurrikan „Beryl“ hat auf Jamaika mindestens einen Menschen das Leben gekostet. Im Nordwesten der Karibikinsel sei eine Frau gestorben, nachdem ein Baum auf ihr Haus gestürzt sei, sagte eine Sprecherin des Katastrophenschutzes dem US-Sender CNN.

In Gully gestürzt und weggerissen

In der Hauptstadt Kingston suchten Rettungsteams zudem nach einem 20-Jährigen, der in einen Gully gestürzt und von den Wassermassen fortgerissen worden sei, berichtete die Zeitung „The Gleaner“ am Mittwoch (Ortszeit). Insgesamt habe der Wirbelsturm in der Karibik somit bisher acht Menschenleben gefordert, hieß es in örtlichen Medien. Zuvor waren jeweils drei Tote in Grenada und Venezuela sowie einer in St. Vincent und den Grenadinen gemeldet worden.

Nach seinem zerstörerischen Pfad über mehrere kleinere Karibikinseln hatte „Beryl“ als Hurrikan der zweitstärksten Stufe 4 mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde am Mittwoch Jamaika erreicht. Das Sturmzentrum streifte die Südküste des Landes mit rund drei Millionen Einwohnern, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte.

Gefahr von heftigen Sturzfluten

In der Nacht zu Donnerstag zog „Beryl“ dann weiter über das Meer und schwächte sich auf Kategorie 3 ab. Für Jamaika wurde die Hurrikan-Warnung daraufhin aufgehoben. Es herrsche aber weiter die Gefahr von heftigen Regenfällen und Sturzfluten, mahnte der Wetterdienst.

In Jamaika waren einige Straßen wegen umgestürzter Bäume oder Überschwemmungen unpassierbar, wie die Katastrophenschutzbehörde ODPEM meldete. Zudem seien rund 400.000 Haushalte ohne Strom, hieß es in örtlichen Medien. Berichte zu größeren Schäden gab es zunächst nicht. Auf Bildern in sozialen Medien waren umgestürzte Strommasten und abgedeckte Dächer zu sehen.

Ausläufer des Hurrikans streiften auch die venezolanische Küste.
Ausläufer des Hurrikans streiften auch die venezolanische Küste.Reuters / Samir Aponte

Ministerpräsident Andrew Holness teilte mit, knapp 500 Menschen seien in Notunterkünften untergebracht worden. Er hatte zuvor eine landesweite Ausgangssperre bis 18.00 Uhr (Ortszeit) ausgerufen.

Menschen tanzten im Regen

Nicht jeder hielt sich daran - die Zeitung „Jamaica Observer“ berichtete von einigen Bewohnern der Hauptstadt Kingston, die im strömenden Regen tanzten. Holness kündigte den Einsatz von Polizei und Militär nach dem Durchzug des Hurrikans an, um bei den Sturmfolgen zu helfen und die Ordnung aufrechtzuerhalten.

„Berry“ wütete im Süden Jamaikas.
„Berry“ wütete im Süden Jamaikas.Reuters / Marco Bello

98 Prozent der Gebäude auf Grenada zerstört

„Beryl“, der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im Atlantik, hatte sich vergangenes Wochenende innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt. Das Sturmzentrum traf am Montag über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land. Dort und auf der nahegelegenen Insel Petite Martinique wurden laut Regierung 98 Prozent der Gebäude beschädigt oder zerstört. Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell sprach von Armageddon-ähnlicher Verwüstung. Ähnlich hart traf es auch Union Island, das zum Staat St. Vincent und die Grenadinen gehört.

Zerstörung durch „Beryl“ in der Dominikanischen Republik.
Zerstörung durch „Beryl“ in der Dominikanischen Republik.APA / AFP / Melbin Domingo

Stärkere Wirbelstürme durch Klimawandel wahrscheinlicher

So früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die ein halbes Jahr dauert, war noch nie ein so starker Sturm registriert worden - nach Angaben des Experten Philip Klotzbach von der Colorado State University ist „Beryl“ der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli. Zwischenzeitlich maß das NHC Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde - ab 252 ist die Kategorie 5 erreicht. Im Zuge des Klimawandels macht wärmeres Meereswasser starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.

EU sagt humanitäre Hilfe zu

Mitchell nannte den Hurrikan eine direkte Folge der Klimakrise. Er betonte, Grenada wolle nicht mehr hinnehmen, dass kleine Inselentwicklungsländer die Klimafolgen ausbaden und sich für den Wiederaufbau verschulden müssten, während die hauptsächlich verantwortlichen Staaten nichts täten. Die Europäische Union sagte Grenada und St. Vincent und den Grenadinen humanitäre Hilfe von insgesamt 450.000 Euro zu.

Eine Frau flüchtet vor Wassermassen, die eine Straße auf Barbados überschwemmen.
Eine Frau flüchtet vor Wassermassen, die eine Straße auf Barbados überschwemmen.APA / AFP / Chandan Khanna

Behörden in Mexiko bringen Schildkröteneier in Sicherheit

„Beryl“ bewegt sich weiter in westnordwestliche Richtung. Das Sturmzentrum wird nach den Prognosen des NHC in der Nacht (Ortszeit) knapp südlich an den Kaimaninseln vorbeiziehen und in der Nacht zum Freitag über der mexikanischen Halbinsel Yucatán wieder auf Land

. In Yucatáns Urlaubsorten wie Cancún und Tulum, wo sich nach Behördenangaben derzeit noch mehr als 380.000 Urlauber aufhalten, laufen Vorkehrungen - aus Nestern am Strand Playa Delfines in Cancún brachten die Behörden etwa mehr als 10.000 Schildkröteneier in Sicherheit.

Am Playa del Carmen genießen Touristen die Ruhe vor dem Sturm.
Am Playa del Carmen genießen Touristen die Ruhe vor dem Sturm.Reuters / Jose Luis Gonzalez

In Supermärkten decken sich Medienberichten zufolge Menschen mit Wasser und Lebensmitteln ein. Fenster werden mit Holzplatten geschützt. Notunterkünfte stünden bereit, teilte die Koordinatorin des nationalen Zivilschutzes, Laura Velázquez, mit. In den Schulen des Bundesstaates Quintana Roo fällt am Donnerstag und Freitag der Unterricht aus. Die Häfen werden geschlossen - auch für Kreuzfahrtschiffe. (APA/dpa)

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