Buch der Woche

Emilie Pines Debütroman: Zwei Frauen, zwei Mal Liebe

Wurde mit dem Buch „Botschaften an mich selbst“, einer Sammlung persönlicher Essays, bekannt: Emilie Pine, geboren 1978.
Wurde mit dem Buch „Botschaften an mich selbst“, einer Sammlung persönlicher Essays, bekannt: Emilie Pine, geboren 1978.Ruth Connolly
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„Zwei Frauen in Dublin“, der Debütroman von Emilie Pine, beginnt ganz leise, fast beiläufig. Aber dabei bleibt es nicht.

Eine Ehekrise. Aber die Frau hat sich im Griff. Sie steht auf, sie wird zur Arbeit gehen, vorher duscht sie und wäscht sich die Haare, nimmt erst das billige Shampoo, dann das teure, das mit ­Zitronenduft. „Wasser aus, die Lüftung läuft noch, vielleicht kann der Nachbar sie hinter der Wand, einer wirklich sehr dünnen Wand, hören: die Lüftung und Ruth. Die Intimsphäre, der Lebensrhythmus eines anderen Menschen, der sich im Klicken von Schaltern offenbart. ,Wir sind Tiere, die sich selbst domestizieren‘, hatte Aidan am Anfang ihrer Beziehung einmal gesagt, und sie hatte sich dagegen gesträubt, sie wünschte sich mehr, nicht bloß das Bild von einer Kuhherde, die sich selbst in den Stall treibt.“

Wo ist ihr Mann?

So lernen wir also Ruth kennen, die Angst hat, dass ihr Mann nicht nach Hause kommen wird von der Konferenz in London. „Ist es das, was du willst?“, hat er am Telefon gefragt. Ruth weiß nicht ganz, wie er das gemeint hat, der Leser und die Leserin wissen es lange auch nicht. Emilie Pine, die mit „Zwei Frauen in Dublin“ nach den spektakulär offenherzigen „Botschaften an mich selbst“ ihren ersten Roman geschrieben hat, bleibt nämlich ganz nah an ihren Figuren dran, an ihren Gedanken, Beobachtungen, Erinnerungen, und folgt ihnen durch den Tag.

Ein Tag, nicht mehr, das ist die Form, die Pine gewählt hat: Um 6 Uhr 19 erwacht Ruth mit voller Blase aus einem Traum, um 23 Uhr 55 wird sie sich zu Bett legen und davor noch ein Glas Wasser aus der Küche holen. Wo ist ihr Mann? Ist er zurückgekehrt? Will er vielleicht auch ein Glas Wasser?

Parallel dazu erfahren wir von Pen, der zweiten Hauptfigur, die um 7 Uhr 10 unter ihrer Gewichtsdecke liegt und das Verdunklungsrollo betrachtet und noch überlegt, ob sie überhaupt aufstehen soll, und die um 1 Uhr 15 masturbieren wird, bevor sie in den Schlaf sinkt.

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