Sprachspalter

Immer a Gfrett mit eich Gfrastsackln

Das Gfrieß des Säulenbeißers in der Kirche St. Bavo in Haarlem, Niederlande.
Das Gfrieß des Säulenbeißers in der Kirche St. Bavo in Haarlem, Niederlande.Erich Kocina
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Da haben wir ein ordentliches Gwirkst beisammen, immer muss man sich herumgfretten.

Das Gfrett ist ja auch so etwas wie ein Lebensgefühl – der in ein Wort gepackte Stoßseufzer, wie mühsam etwas ist. Wer das Gfrett bemüht, weiß aber womöglich gar nicht so genau, wo dieser urwienerische (und Umgebung) Begriff eigentlich herkommt. Aber bevor Sie sich jetzt mit der Suche herum­gfretten, hier kommt die Erklärung.

Sich fretten kommt vom mittelhochdeutschen vretten, was in der ursprünglichen Bedeutung so viel meint wie sich wundreiben. Allgemeiner gehalten wurde daraus sich abmühen oder sich quälen. Das Gefrett wiederum bezeichnete dann das Leben oder die Arbeit mit Unzulänglichkeiten. Das erste e wurde geschluckt, und so zog das Gfrett als Umschreibung für Mühsal in den österreichischen Wortschatz ein.

Dass das e geschluckt wird, kommt übrigens immer wieder vor, etwa beim Gfrast, der Bezeichnung eines nichtsnutzigen oder unangenehmen Menschen. Auch hier gab es einst das Gefraß für etwas Nichtswürdiges. Der Ursprung ist das mittelhochdeutsche gevræze, also Fresserei oder Lust am Fressen, das aus der Verschmelzung der Vorsilbe ver- und essen entstand.

Die Steigerung mit dem „Sackl“

Steigern lässt sich das Gfrast dann als Gfrastsackl – wobei der zweite Teil mit einem Sack wohl gar nichts zu tun hat. „Falter“-Kollegin Andrea Maria Dusl zufolge hieß es eigentlich Gfrastzauckl, wobei Zauck eine Hündin bezeichnete und davon abgeleitet deren Geschlechtsteil, das in der Unterweltsprache als Beschimpfung diente.

Verwandt mit dem Gfrast ist auch das Gfrieß (ursprünglich Gefrieß), das dieselben sprachlichen Wurzeln hat. Bezeichnet wird damit eine Fratze oder ein hässliches Gesicht.

Und auch das Gwirkst hatte eigentlich ein e, das geschluckt wurde. Der Begriff für eine verzwickte Angelegenheit oder ein Durcheinander war ursprünglich nämlich ein Gewürke, abgeleitet von wirken bzw. würken als ein Gewebe herstellen. Aber lassen wir das, damit wollen wir uns jetzt nicht noch länger herumgfretten …

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