Im Viertelfinale scheitert der Gastgeber am Turnier-Favoriten, der kurz vor dem Elfmeterschießen das entscheidende Tor erzielte.
Die deutsche Nationalmannschaft kann ihre Reise nach Berlin nicht fortsetzen: Die DFB-Elf unter Trainer Julian Nagelsmann musste sich bei der Fußball-Europameisterschaft am Freitagabend nach einem temporeichen, spannenden und körperbetonten Kampf vor 54.000 Zuschauer geschlagen geben.
„La furia roja“ besiegte den Gastgeber im Viertelfinal-Schlager mit 2:1 nach Verlängerung (1:1, 0:0). Mikel Merino köpfelte in Stuttgart in der 119. Minute das entscheidende in das Tor von Manuel Neuer, nachdem Deutschland in der Verlängerung einige Torchancen nicht nutzen konnte. Der Leipzig-Legionär Dani Olmo hatte Spanien kurz nach der Pause (51.) in Führung gebracht, in den finalen Minuten der regulären Spielzeit erzwang Florian Wirtz (89.) mit seinem Treffer aber die Verlängerung.
Im Halbfinale am kommenden Dienstag (21.00 Uhr) in München trifft das Team von Trainer Luis de la Fuente nun auf den Sieger des zweiten Viertelfinales zwischen Portugal und Frankreich, das am Freitagabend ausgespielt wird.
Angstgegner Spanien gewinnt erneut
36 Jahre lang ist Spanien gegen Deutschland in Pflichtspielen ungeschlagen. Auch deshalb hatten sich die mit vier Siegen ins Viertelfinale vorgestoßenen Iberer siegessicher gegeben. Doch das Spiel begann für sie schlecht. Toni Kroos fuhr gegen Pedri schon nach wenigen Minuten das Bein aus, sah vom englischen Schiedsrichter Anthony Taylor für seine harte Attacke aber nicht einmal Gelb. Der am linken Knie verletzte Pedri musste kurz darauf vom Feld, Olmo übernahm den Part im offensiven Mittelfeld. Ein erzwungener Tausch, der Folgen haben sollte.
Bei Deutschland setzte Nagelsmann überraschend auf Emre Can anstelle von Robert Andrich im defensiven Mittelfeld, am Flügel erhielt Leroy Sane den Vorzug gegenüber Wirtz. Keine Überraschung war, dass Jonathan Tah nach seiner Sperre wieder in die Innenverteidigung zurückkehrte. Viel geschrieben wurde von Kroos, der seine Karriere nach der EM beenden wird. Für den langjährigen Real-Profi sollte es das letzte Spiel seiner Laufbahn werden.
Zwar gehörten die ersten Annäherungsversuche ans gegnerische Tor den Spaniern, der Gastgeber schaffte es aber immer besser, die roten Ballstafetten zu stören. Die Deutschen setzten durchaus auf Härte. Kai Havertz versuchte es per Kopf (21.) und schloss von der Strafraumgrenze ebenfalls zu zentral auf Unai Simon ab (35.). Deutschland hatte zu dem Zeitpunkt knapp 60 Prozent Ballbesitz. Andrich und Wirtz kamen nach Seitenwechsel für Can und Sane, bei den Spaniern Nacho für den mit Gelb verwarnten Robin Le Normand. Alvaro Morata fand rasch eine gute Möglichkeit vor, schoss jedoch über die Latte (47.).
Ein einfacher Spielzug beendete wenig später die Torsperre. Yamal wurde rechts außen von David Raum wenig attackiert, seinen Pass zur Mitte schoss der unbedrängte Olmo flach und platziert ins Eck.
Deutsche Reaktion reicht nicht
Deutschland musste und wollte reagieren. Sofort folgten Angriffe, Nagelsmann schickte Niclas Füllkrug anstelle von Ilkay Gündogan aufs Feld. Sie setzten auf Gegenstöße. Dani Carvajal warf sich in einen Schuss von Havertz (72.), Füllkrug traf nach einer Wirtz-Hereingabe die Außenstange (77.). Nagelsmann zog vor der Schlussphase mit Thomas Müller für Tah noch einen „Joker“ und riskierte alles. Während die immer passiveren Spanier wechselten, belohnten sich die Deutschen doch noch. Joshua Kimmich legte nach einer Flanke per Kopf ins Zentrum ab, Wirtz traf in der 89. Minute und ließ die Stuttgarter Arena hoffen.
In der Verlängerung schoss Wirtz noch einmal knapp vorbei (105.), dann traf Jamal Musiala Spaniens Marc Cucurella im Strafraum am Unterarm (106.). Der VAR schritt jedoch nicht ein. Deutschland war einem Tor näher, doch es war Spanien, das nach einem späten Tor jubelte. Merino versenkte in der 119. Minute eine Olmo-Flanke per Kopf. Füllkrug hatte noch völlig frei per Kopf die Chance zum Ausgleich, schoss aber knapp vorbei. Carvajal musste mit Gelb-Rot wegen eines Fouls an Musiala vom Platz, Kroos‘ Freistoß landete in den Armen des spanischen Tormanns. Der Schlusspfiff setzte den deutschen Hoffnungen ein Ende.
(red./APA)