Stichwahl

Die Überraschung kommt von links in Frankreich

Jean-Luc Mélenchon Chef der linkspopulistischen Partei „La France insoumise“ und Mitglied der linken „Neuen Volksfront“ erhob unmittelbar nach der ersten Hochrechnung den Regierungsanspruch.
Jean-Luc Mélenchon Chef der linkspopulistischen Partei „La France insoumise“ und Mitglied der linken „Neuen Volksfront“ erhob unmittelbar nach der ersten Hochrechnung den Regierungsanspruch.Reuters / Yara Nardi
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Nicht die Rechtspopulisten, sondern die linke Wahlunion ist mit schätzungsweise 180 bis 215 Sitzen in der Nationalversammlung stärkste Fraktion geworden.

Das linke Oppositionsbündnis „Neue Volksfront“ (NFP) hat die französische Parlamentswahl am Sonntag überraschend gewonnen. Das vom Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon angeführte Bündnis stellt 182 der 589 Mandate in der Nationalversammlung. Die nach der ersten Wahlrunde favorisierten Rechtspopulisten von Marine Le Pen landeten mit 143 Mandaten nur an dritter Stelle hinter dem Präsidentenbündnis Ensemble mit 168 Sitzen. Premier Gabriel Attal kündigte seinen Rücktritt an. „Mein politisches Lager hat keine Mehrheit.“ Er wolle seine Pflichten aber so lange ausführen, wie es nötig sei. Er sei aber auch erleichtert, dass es keiner „extremen“ Partei gelungen sei, eine absolute Mehrheit im Parlament zu erlangen.

Es war 20 Uhr, alle Fernsehsender bildeten auf dem Bildschirmen die Schätzungen der Sitzverteilung nach den Wahlen in der zukünftigen Nationalversammlung ab. Die Überraschung war enorm, denn alle hatten aufgrund der Umfragen und vor allem nach der ersten Wahlrunde mit einem Wahlsieg der Rechtspopulisten gerechnet. Die Linksparteien wollten vorab einen allzu großen Sieg der extremen Rechten verhindern. Sie hatte kaum zu hoffen gewagt, als stärkste Kraft aus dem Urnengang hervorzugehen. Unter den Namen der frisch Gewählten fiel der frühere sozialistische Staatspräsident François Hollande in der ländlichen Corrèze auf.

Der Rassemblement National (RN) hatte nach den Ergebnissen des ersten Wahlsonntags am 30. Juni sehr reelle Chancen, eine absolute oder wenigstens relative Mehrheit in der Nationalversammlung zu erringen. Dass die Partei von Marine Le Pen nun bloß die zweite oder sogar drittstärkste Fraktion wird, stellt eine Niederlage für sie dar. Es war eine historische Wahl, denn zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hatte die extreme Rechte eine reelle Aussicht, in Frankreich mit einer parlamentarischen Mehrheit an die Macht zu kommen.

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