Studie

OECD empfiehlt Österreich höheres Pensionsalter

Die Österreicher werden immer älter.
Die Österreicher werden immer älter.Clemens Fabry
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Im Länderbericht der Industrieländer-Organisation wird eine Verknüpfung von Pensionsalter und Lebenserwartung empfohlen.

Es ist ein einfacher Satz nach einer kurzen Prognose, der es in sich hat: Die Ausgaben für Gesundheit, Pflege und Pensionen würden bis zum Jahr 2060 auf 5,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen, heißt es im aktuellen Länderbericht der OECD zu Österreich („OECD Economic Surveys Austria”). Die brisante Empfehlung: „Das Pensionsalter an die Lebenserwartung anpassen.“

Seit vielen Jahren diskutiert die Politik in Österreich, wie man das Pensionssystem langfristig finanzieren kann. Das Problem dabei: Die Menschen werden immer älter, damit steigt die Zahl der Pensionisten, gleichzeitig aber sind weniger Menschen im Arbeitsprozess, die mit ihren Abgaben die Pensionen finanzieren.

Die Österreicher gingen 1972 im Durchschnitt mit 61 Jahren in Pension. Damals lag die Lebenserwartung bei etwa 70 Jahren. Heute gehen die Menschen ebenfalls mit etwa 61 Jahren in Pension (Männer mit 61,6 Jahren, Frauen mit 60,9 Jahren), die Lebenserwartung beträgt aber im Durchschnitt 82 Jahre. Bis zum Jahr 2050 soll sie laut Prognosen sogar auf 88 Jahre steigen.

Deutschland erhöhte Pensionsalter

In Deutschland wurde deshalb das Pensionsantrittsalter bereits erhöht. Es liegt für alle Personen ab dem Geburtsjahrgang 1964 bei 67 Jahren. Für ältere Personen wird das Antrittsalter schrittweise bis 2031 auf 67 Jahre angehoben.

„Die Ausgaben für Pensionen in Österreich sind hoch und werden wegen der alternden Bevölkerung weiter steigen“, stellt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in dem am Montag veröffentlichten 142-seitigen englischsprachigen Bericht fest. Mit Verweis auf den Altersbericht der Europäischen Kommission 2024 schreiben die Experten, dass eine Erhöhung der Lebenserwartung bei der Geburt um zwei Jahre bis zum Jahr 2070 die Pensionsausgaben um zusätzliche 0,7 Prozent des BIP erhöhen würde.

Eine Verknüpfung des Rentenalters mit der Lebenserwartung würde die öffentlichen Finanzen gegenüber dem fiskalischen Risiko einer höheren als erwarteten Langlebigkeit widerstandsfähig machen. „Die Verknüpfung des Pensionsalters mit Veränderungen in der Lebenserwartung würde (…) eine doppelte Dividende bringen, indem es die Ausgaben (für die Pensionen, Anm.) senkt und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum unterstützt“, heißt es in dem Bericht.

Früher Austritt aus dem Arbeitsmarkt

Die OECD-Experten verweisen dazu auf neun andere Länder, in denen es diese Verknüpfung bereits gebe. In manchen – Finnland, Niederlande, Portugal, Schweden – werde das Pensionsalter um zwei Drittel der Zunahme der Lebenserwartung erhöht. In anderen um 100 Prozent (Dänemark, Estland, Griechenland, Italien, Slowakei).

Eine Verknüpfung von Pensionsalter und Lebenserwartung sei für Österreich umso relevanter, als es hier ab 2030 „eines der niedrigsten Arbeitsmarktaustrittsalter” in Europa geben werde. Gleichzeitig habe Österreich eine der höchsten Lebenserwartungen in der OECD nach dem Pensionsantritt. Sie liege um drei Jahre über dem OECD-Schnitt. 

Bei einer entsprechenden Anpassung des Pensionssystems müsse man aber zugleich sicherstellen, dass ältere Menschen Zugang zum Arbeitsmarkt hätten. „Tatsächlich ist die relative Beschäftigungsquote im Alter (…) im Vergleich zu anderen OECD-Ländern niedrig, und es besteht nach wie vor eine große Lücke zwischen dem tatsächlichen und dem regulären Rentenalter, insbesondere bei Männern“, schreiben die OECD-Experten. Ein Befund der OECD dafür ist ernüchternd: „Altersdiskriminierung und negative Einstellungen von Arbeitgebern gegenüber älteren Arbeitnehmern stellen ein besonderes Hindernis für die Beschäftigung im Alter in Österreich dar.“

Defizit unter drei Prozent

Die weiteren Annahmen der OECD zu Österreich sind teilweise bekannt. So erwartet die Organisation, dass sich das Wirtschaftswachstum nur langsam von der aktuellen Abschwächung erholen werde. Das BIP werde 2024 voraussichtlich um 0,2 Prozent und 2025 um 1,5 Prozent wachsen. Die Inflation werde erst 2025 auf unter drei Prozent sinken, die Arbeitslosigkeit werde heuer bei 5,5 Prozent und 2025 bei 5,4 Prozent liegen.

Interessant die Annahme der Experten zu den öffentlichen Finanzen. Das Haushaltsdefizit werde heuer und im kommenden Jahr „knapp unter drei Prozent“ liegen. In Österreich gibt es dazu unterschiedliche Zahlen. Das Finanzministerium rechnet heuer mit einem Defizit von 2,9 Prozent, das IHS mit drei Prozent, das Wifo mit 3,2 Prozent und der Fiskalrat pessimistisch mit 3,4 Prozent.

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