Wien

Schlägereien in Brigittenau und Meidling: Erster Verdächtiger festgenommen

Die Polizei musste zuletzt zu mehreren Großeinsätzen ausrücken, wie hier in der Brigittenau.
Die Polizei musste zuletzt zu mehreren Großeinsätzen ausrücken, wie hier in der Brigittenau.APA/TOBIAS STEINMAURER
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Der 29-Jährige soll mehrere Verdächtige am Freitag zum Anton-Kummerer-Park gefahren haben, wo es zu einer Auseinandersetzung kam. Drei der Verletzten der jüngsten Gruppenschlägerei in Meidling konnten bereits befragt werden.

Dreimal ist es in den vergangenen drei Tagen zu gewaltsamen Vorfällen in Wien gekommen, die miteinander in Verbindung stehen dürften. Am Sonntagabend wurden beim Bahnhof Meidling vier Personen bei einer Auseinandersetzung schwer verletzt. Bereits am Freitag gab es eine Schlägerei in der Brigittenau sowie am Samstag Verdächtige, die bewaffnet unterwegs waren. Die Polizei hat nun einen ersten Verdächtigen festgenommen.

Beamte der Wega verhafteten den 29-Jährigen in seiner Wohnung in Wien-Donaustadt. Es handelt sich offenbar um einen Beitragstäter. Der Russe tschetschenischer Abstammung soll freitagabends mehrere Verdächtige zum Anton-Kummerer-Park mit einem Auto gebracht haben, wo es dann zu einer Schlägerei gekommen ist. Ihm gelang zunächst noch die Flucht. Der Mann verweigerte bisher die Aussage. Die Polizei stellte in seiner Wohnung unter anderem eine Schreckschusspistole sicher. Auch den Pkw beschlagnahmten die Beamten.

Verletzte wollen angegriffen worden sein

Indes konnten auch drei der vier schwer verletzten Opfer der Schlägerei in Meidling befragt werden. Es handelt sich um afghanische Staatsangehörige im Alter von 15, 18 und 22 Jahren. „Sie haben angegeben, dass sie mehr oder weniger unvermittelt von 15 bis 20 Personen attackiert wurden“, sagt Philipp Haßlinger, Sprecher der Wiener Polizei, zur „Presse“. Die maskierten Männer sollen Hämmer, Glasflasche, Messer und Schusswaffen dabei gehabt haben. Die Verdächtigen konnten fliehen. Eine anschließende Großfahndung verlief ohne Erfolg.

Ob die vier Männer – der vierte Verletzte konnte noch nicht befragt werden, „weil das sein Gesundheitszustand noch nicht zugelassen hat“ (Haßlinger) – am Sonntagabend in Meidling tatsächlich von der Gruppe überraschend angegriffen wurden oder - wie vermutlich am Freitag in der Brigittenau - zur Schlägerei verabredet waren, stehe noch nicht fest. Einvernahmen von Zeugen und die Auswertung der Videoüberwachung waren am Montag noch im Gange.

Bezirksvorsteherin: Gab es „in dieser Form“ noch nicht

Dass bewaffnete Gruppen aufeinander losgehen, kennt man in der Brigittenau „in dieser Form“ nicht, wie Bezirksvorsteherin Christine Dubravac-Widholm zur „Presse“ sagt, bis vergangenen Freitag habe es jahrelang keine vergleichbaren Vorfälle im Bezirk gegeben. Auch der Anton Kummerer-Park, in dem am Freitag auch Schüsse gefallen waren, sei nicht dafür bekannt, dass sich hier kriminelle Gruppen treffen. „Offensichtlich verabreden sich diese Gruppe an verschiedenen Orten in Wien, leider eben auch in der Brigittenau“, so die Bezirksvorsteherin. Die Polizei im Bezirk leiste „erstklassige Arbeit“, Dubravac-Widholm fordert schon länger mehr Polizei für die Brigittenau, um durch stärkere Präsenz im öffentlichen Raum für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl zu sorgen und die vorhandenen Polizistinnen und Polizisten einerseits zu entlasten und zu unterstützen.

Wie die Wiener Polizei mitteilt, ist sie nun an mehreren Orten, darunter der Meidlinger Bahnhof und in der Brigittenau, sowohl uniformiert als auch zivil verstärkt präsent. Neben Streifenbeamten, sind auch Angehörige der Bereitschaftseinheit, der Wega und der Polizeidiensthundeeinheit im Einsatz, um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten.

Die Kriminalpolizei ermittelt indes zu den Hintergründen und möglichen Zusammenhängen der drei Vorfälle. Derzeit werden Spuren der Tatorte und der sichergestellten Waffen ausgewertet. Vernehmungen von Zeugen und Opfern sowie die Sicherung von Videoüberwachungen stehen ebenfalls auf dem Programm. Über ein mögliches Motiv wird aktuell nur spekuliert. Wahrscheinlich handelt es sich um rivalisierende Gruppen (Tschetschenen vs. Syrer und Afghanen). Die Polizei wollte das bisher aber nicht bestätigen.

Die sichergestellte Schreckschusspistole.
Die sichergestellte Schreckschusspistole.LPD Wien

Schusswaffen, Reizgas und Messer

Am Freitagabend dürfte die Serie an gewaltsamen Auseinandersetzungen begonnen haben. Da sollen rivalisierende Gruppen mit Schusswaffen, Messern, Reizgassprays sowie Schlagwaffen aufeinander losgegangen sein. Es fielen zwei Schüsse. Zwei junge Syrer wurden dadurch, ein Tschetschene mit einem Messer leicht verletzt. Am Samstagabend musste die Polizei wieder in der Brigittenau ausrücken. Zeugen alarmierten die Einsatzkräfte, weil sie im Bereich Klosterneuburger Straße, Anton-Kummerer-Park und Hannovermarkt bewaffnete Personen gesehen haben. Beamte stellten zwei Messer und ein Pfefferspray sicher. Zu Straftaten war es aber nicht gekommen.

Und schließlich gab es in der Nacht auf Montag die schwerwiegendste Auseinandersetzung. Zeugen riefen die Polizei wegen bewaffneter und maskierter Männer beim Bahnhof Meidling. Die Einsatzkräfte fanden daraufhin vier Schwerverletzte vor. Drei wurden offenbar mit Messern attackiert, einer mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang zwischen den drei Vorfällen.

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