Die brütende Hitze lockt wieder ins Kino: Entweder in eines unter Sternen – oder in eines mit Klimaanlage. Dass hier wie dort auch ein paar gute Filme laufen, macht die ganze Sache gleich noch viel schöner. Wir empfehlen.
Bis zu Mond und noch viel weiter
„To the Moon“. Das Genre der Romantic Comedy feiert derzeit ein kleines, aber feines Comeback, nachdem es eine Weile so gewirkt hatte, als sei es vom Radar des Hollywoodkinos verschwunden. Wobei „To the Moon“ – „Fly Me to the Moon“ im Original, nach dem berühmten Song – zeigt, dass es gar nicht so einfach ist, die klassische Romcom-Formel in die Gegenwart zu übertragen. Um den Charme traditioneller Liebeslustspiele neu aufleben zu lassen, bedarf es heute offenbar eines Retro-Settings, diesfalls der 1960er-Jahre. „To the Moon“ spielt vor dem Hintergrund der Mondlandung. Channing Tatum gibt einen leitenden Nasa-Beamten, Scarlett Johansson eine Werbe-Expertin, die das Image des Apollo-Programms aufpolieren soll. Es funkt im Schatten der Raketen. Und wir schmelzen dahin. Ab Freitag im Kino.
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Wie man sich einen Hitler baut
„Führer und Verführer“. Filme über Nazi-Granden gibt es schon (mehr als) genug, nur wenige sind wirklich sehenswert. Der deutsche Regisseur Joachim A. Lang („Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“) versucht es nun mit einem neuen Zugang: Statt dubioser Überhöhung von Hitler und seinen Schergen (siehe etwa: „Der Untergang“) setzt er auf ihre Demaskierung, zeichnet nach, wie Joseph Goebbels (Robert Stadlober) mittels aggressiver Hetze und gezielter Wahrheitsverzerrung einen beispiellosen Führerkult etablieren konnte. Parallelen zu diversen Gegenwartstendenzen sind fraglos beabsichtigt. Die deutsche Produktion ist auffällig österreichisch besetzt, vielleicht auch um des Verfremdungseffektes willen: Neben Stadlober spielen Franziska Weisz als Magda Goebbels sowie Dominik Maringer als Werner Naumann. Den entzauberten Hitler verkörpert Fritz Karl. Ab Freitag im Kino.
Finale einer feinen Horror-Trilogie
„MaXXXine“. Als Ti Wests Slasher „X“ 2002 in die Kinos kam, hätten wohl selbst eingefleischte Fans des retro-affinen Autorenfilmers und Serien-Regiehandwerkers nicht damit gerechnet, dass die herzhaft in der Schmuddelkiste wühlende Edeltrash-Perle den Auftakt einer Filmtrilogie bilden würde. Doch nun schreiben wir das Jahr 2024, und „MaXXXine“ – nach „Pearl“ bereits der dritte Teil des unverhofften Triptychons – macht die Leinwände unsicher. Ankerpunkt dieses mit allen Meta-Wassern gewaschenen, aber dezidiert unprätentiösen Schundler-Trios ist vor allem jene Schauspielerin, deren Ruhm als exzentrisches Außenseiter-Sexsymbol es mitbegründet hat: Mia Goth. In „MaXXXine“ spielt sie die Titelheldin, die – Achtung, Spoiler! – einzige Überlebende aus „X“. In Kalifornien will Maxine Minx den Sprung aus dem Pornogeschäft ins „echte“ Filmbusiness schaffen – und selbstverständlich ist sie bereit, dafür über Leichen zu gehen. Jetzt im Kino.
Filme unter freiem Himmel
Sommerkinos & Retrospektive. Mancherorts haben die Sommerkinos noch mit Regenfällen zu kämpfen, aber die Hitzewelle rollt, und die Saison hat begonnen: Was gibt es Schöneres, als sich am Abend unter Sternen vor einer schimmernden Leinwand zu versammeln? Zumal, wenn dort handgekurbelte Stummfilme präsentiert werden, wie am Freitag, den 12. 7., im „Kino wie noch nie“ am Wiener Augartenspitz? Oder ein betörender Ruhepol von einem Film wie „Here“ von Bas Devos, der am Samstag, den 13. 7., beim „Frameout“-Sommerkino im Museumsquartier zu sehen ist? Freilich haben auch die Bundesländer diverse Angebote für Freunde des Freiluft-Lichtspiels in petto. Wen es jedoch eher in klimatisierte Säle zieht – die aber trotzdem mit Programm abseits des regulären Kinobetriebs aufwarten sollen –, der kann noch bis Ende Juli ins Österreichische Filmmuseum, wo dieses Wochenende eine Komplementär-Schau zum Impulstanz-Fest startet. Oder aber am 14. 7. im Wiener Filmcasino „Big Shark“ begutachten, die jüngste Arbeit von Tommy Wiseau, dem Urheber des trashigen Kultstreifens „The Room“.